sabrina apicella's blog http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/blogs/sabrina-apicella en Unerwartete Solidaritäten http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/206 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/57">Antirassismus in der Krise</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p> <style type="text/css"> <!--/*--><![CDATA[/* ><!--*/ P { margin-bottom: 0.08in; } /*--><!]]>*/ </style></p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong>Zeiten des Unerwarteten</strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in">Mit der Krise verbinde ich Zeiten des Unerwarteten. Es ist wohl Teil meiner Berufskrankheit, mich eben zu diesen überraschenden Momenten hingezogen zu fühlen. So verhält es sich auch mit den Ereignissen in der Türkei, die sich ihren Weg durch diverse Kanäle (Bekannte, social media, Presse) bis nach Berlin gebahnt haben: Sie berühren mich und vieles, was ich vorher noch wusste, stimmt plötzlich nicht mehr. Und so scheint es nicht nur mir zu gehen.</p> <p style="margin-bottom: 0in">Die Ereignisse der letzten Tage strafen die pessimistischen Einschätzungen Lügen, dass sich nie etwas ändern wird. Genauso wenig stimmt für diese Momente das Credo, das Krise oder Verelendung die Menschen früher oder später auf die Straße treibt. Schließlich kann so weder erklärt werden, wieso gerade im Vorzeigemodell der islamisch-neoliberalen Türkei das Projekt eines neuen Einkaufszentrums – dort, wo sich der Gezi-Park in Istanbul befindet – zur Schaubühne des Protests wird (während bei anderen Ereignissen in Istanbul oder andernorts in ähnlichen Situationen nichts passierte); noch kann begriffen werden, was dort gerade entsteht oder welche Rolle Zufälle darin spielen. Doch es scheint, als hätte der Gezi-Park-Protest in Istanbul die Grenzen bislang möglicher Kooperationen schon gesprengt und als würden in einer spannungsgeladenen Zusammensetzung Alternativen längst gemeinsam praktiziert.</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong>Her yer Taksim!</strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">Die Proteste in Istanbul und an vielen anderen Orten lösen etwas in Berlin aus. Hunderte bis Tausende gehen in Berlin zu (spontanen) Kundgebungen und Demonstrationen, basteln Schilder, bemalen ihre T-Shirts, Veranstaltungen finden statt, facebook schäumt über vor Bildern oder Viedos von hier und da, es gibt Flashmobs von den </span><em><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"><span style="font-style: normal">Çapulcu 36 (siehe Foto)</span></span></em><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">, Gespräche, Euphorie, es wird gesungen, Artikel geschrieben, einige fliegen prompt nach Istanbul und die die bleiben hängen 24/7 an ihren internetfähigen Handys. Binnen Minuten lernen verschiedenste Menschen die türkischen Slogans vom Taksim-Platz und rufen gemeinsam “</span><span style="font-variant: normal"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"><span style="font-style: normal">faşizme </span></span></span><em><span style="font-variant: normal"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"><span style="font-style: normal">karşı omuz omuza</span></span></span></em><em>” </em><em><span style="font-variant: normal"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"><span style="font-style: normal">oder</span></span></span></em><em> “</em><em><span style="font-variant: normal"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"><span style="font-style: normal">Her Yer Taksim Her Yer Direniş</span></span></span></em><em>”</em><em><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">. </span></em></p> <p style="margin-bottom: 0in">Noch ist unklar, ob und wie sich diese solidarischen Praktiken verstetigen werden. Eine diffuse und stark affektive Anteilnahme an den Protesten in der Türkei wird dabei schon jetzt deutlich – sie knüpft sehr häufig an Erfahrungen und Geschichten der Berliner türkischen Linken aus der eigenen Familie oder dem Bekanntenkreis, <span style="background: transparent">aber auch </span>an alte Konflikte an, denen mit großer Aufregung begegnet wird. Ebenso sind AkteurInnen aus den Protesten gegen Gentrification und die global verstreuten Platzbesetzungen der letzten Jahre in dieser Solidarität präsent. Prozesse der Gentrifizierung und der zunehmenden Unzufriedenheit mit der repräsentativen <span style="background: transparent">Demokratie</span> sind beide sowohl in Istanbul als auch in Berlin lokal verankert und gleichzeitig zutiefst global.</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong></strong></p> <style type="text/css"> <!--/*--><![CDATA[/* ><!--*/ P { margin-bottom: 0.08in; } /*--><!]]>*/ </style><p>S-O-L-I-D-A-R-I-T-Ä-T</p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong><strong><strong> </strong></strong></strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong><strong>Solidarität mit den Protesten mit Istanbul ist zwar kompliziert, aber nicht unmöglich. Während auf dem Taksim-Platz an alternativen Modellen gearbeitet wird, sind darin die materiellen Bedingungen, unter denen Individuen Anteil an der Wirklichkeit haben (können), schon reflektiert. Doch wie sähe das für Berlin in Bezug auf die Proteste in der Türkei aus? Springt der Funke über?</strong></strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong><strong>Vermutlich wird bald schon skeptisch auf Unterschiede als Problem für diese Solidarität verwiesen – auf politische Unterschiede oder auf die entlang von Zugehörigkeiten, Geschichten oder Betroffenheiten. Diese Unterschiede sind sicher existent und sie sollen nicht übergangen werden. Doch was wäre, wenn sie der falsche Ausgangspunkt für Solidarität sind? Schließlich sollte nicht der Fehler gemacht werden, zu implizieren, dass Unterschiede und Gemeinsamkeiten naturwüchsig seien. Diese Argumentation führt schnell dazu, den Status quo noch zu untermauern (z.B. indem für eine Solidarität zwischen Nationalstaaten eingetreten wird oder die Unterschiede letztlich Gemeinsamkeiten verbieten – oder umgekehrt).</strong></strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong><strong>Das Problem ist vielmehr, nicht nur zu verstehen, welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten bestehen, sondern vor allem auch, <i>wie</i> diese entstehen und weche Bedeutung sie in Kämpfen erlangen. Das ist wichtig, um nicht bei “There is no alternative” zu landen, was wie gesagt in vielen Momenten der stattfindenden Proteste praktisch und affektiv aufgebrochen wurde.</strong></strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong><strong>Wie wird es also weiter gehen, wenn die Zeit bilateraler Solidaritäten vorbei ist? Eine Vermutung dazu ist, dass die bestehenden Kämpfe von Kotti&amp;Co, dem Bündnis gegen Zwangsräumungen und die Proteste der Geflüchteten auf dem O-Platz ein Teil dieser Reflektion werden müssen, so schwierig und widersprüchlich das Verhältnis zueinander auch sein mag. Wer ihnen zuhört, lernt, dass sie schon längst an alternativen Modellen des Gemeinschaftlichen arbeiten, ähnlich wie die Bewegung auf dem Taksim-Platz. Und auch sie kamen alle unerwartet.</strong></strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong><strong><strong> </strong></strong></strong></p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/taksim-gezi-capulcu-berlin-solidarit%C3%A4t" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Taksim Gezi Capulcu Berlin Solidarität</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-16fa17922d440c790c9ce184081d1c8e"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-195" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/988645_10151637784404336_295243139_n.jpg" width="680" height="453" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Fri, 14 Jun 2013 21:28:04 +0000 sabrina apicella 206 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/206#comments "Ich werde das auch immer tun, solange ich weiß, dass es Rassismus gibt" Im Gespräch mit Zülfukar Çetin. http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/188 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/57">Antirassismus in der Krise</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p> <style type="text/css"> <!--/*--><![CDATA[/* ><!--*/ <!-- @page { margin: 0.79in } P { margin-bottom: 0.08in; direction: ltr; color: #000000; widows: 0; orphans: 0 } P.western { font-family: "Times New Roman", serif; font-size: 12pt; so-language: en-US } P.cjk { font-family: "Droid Sans Fallback"; font-size: 12pt; so-language: zh-CN } P.ctl { font-family: "Lohit Hindi", "Times New Roman"; font-size: 12pt; so-language: hi-IN } A:link { so-language: zxx } --> /*--><!]]>*/ </style></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Zülfukar Çetin ist Soziologe und unter anderem bei </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span style="font-weight: normal">Allmende e.V.</span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> politisch aktiv. Dieses Interview begann im Anschluss an das Festival gegen Rassismus (August 2012, Berlin) und endete im Januar 2013.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Das Interview führte Sabrina Apicella.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Deine Studie „Homophobie und Islamophobie. Intersektionale Diskriminierungen am Beispiel binationaler schwuler Paare in Berlin” ist Anfang 2012 erschienen. Seitdem ist einiges im Bereich des Rassismus und des anti-muslimischen Rassismus geschehen, was auch die Themen deiner Forschung streift. Fast wöchentlich trudeln neue Informationen rund um den NSU-Skandal herein, Hinweise auf institutionellen aber auch alltäglichen Rassismus. Begleitet werden sie von der Beschneidungsdebatte, den Reaktionen auf die Mohammed-Film-Proteste oder dem neuen Buch vom Neuköllner Bürgermeister Buschkowski. Gleichzeitig hat </i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i><a href="http://kottiundco.net/" target="blank">Kotti&amp;Co</a></i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i> den „Kotti” besetzt, das </i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i><a href="http://festivalgegenrassismus.wordpress.com/" target="blank">Festival gegen Rassismus</a></i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i> hat stattgefunden und zahlreiche Flüchtlinge haben bei ihrem </i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i><a href="http://www.refugeetentaction.net/" target="blank">Refugee March</a></i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i> nach Berlin ganz Deutschland durchkreuzt und halten den Oranienplatz besetzt. Es scheint, als hättest du den Zahn der Zeit getroffen, oder?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich habe meine Dissertation vor 2012 geschrieben, aber Rassismus und rassistische Diskurse haben schon früher existiert. Es ist wahr, dass der Rassismus in Deutschland immer mehr an Stärke gewinnt und sichtbarer wird. Früher konnte man behaupten, dass der Rassismus überwiegend in Marzahn oder Hellersdorf erschien. Heute kann kein Mensch leugnen, dass die rassistischen Verhältnisse über diese Randgebiete hinaus existieren. Wir erleben diese Verhältnisse heute viel stärker in der gesamten Gesellschaft, auf all ihren Ebenen. Wir sehen, dass der Rassismus heute von überall herkommt: Von oben, unten, rechts, links und aus der Mitte. Nicht nur „bildungsferne“ und „sozial benachteiligte“ Mehrheitsdeutsche sind heute gegen „die Anderen“, die als „nicht deutsch genug“ angesehen werden. Vielmehr sehen wir heute, wie Rassismus zum Beispiel in den medizinischen, juristischen, wissenschaftlichen und politischen Diskursen gestärkt wird.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">In meiner Dissertationsarbeit habe ich versucht, einen mehrdimensionalen Aspekt von Rassismus zu zeigen. Viele, die das Buch nicht gelesen haben, aber den Titel schon kannten, haben sich gefreut, dass ich endlich zum Thema Islam und Homosexualität eine wissenschaftliche Arbeit geliefert habe. Alleine diese Hoffnung zeigt mir, wie die Mehrheitsdeutschen darauf warten, dass jemand von den „muslimischen Ausländern“ die Homophobie unter Muslim_innen zum Ausdruck bringt. Und diese Erwartung identifiziere ich als eine rassistische. Damit wird die eigene Homophobie unter den Teppich gekehrt und sie wird als ein Phänomen der in Deutschland lebenden muslimischen Migrant_innen diskutiert.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Deine Frage, ob ich den Zahn der Zeit getroffen habe, kann ich leider nur mit nein beantworten. Denn dieses Phänomen ist in der Geschichte Europas einschließlich Deutschland so verankert, dass wir immer über Rassismus sprechen können. Es wurde</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">früher von „Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit“ gesprochen. Der Begriff Rassismus war und ist ein böseres Wort. Ich glaube, wir vergessen oft, dass wir in Berlin, Kreuzberg oder Neukölln leben. Ich denke nicht, dass Rassismus in anderen Stadtteilen Berlins und in anderen Regionen der Bundesrepublik so offen thematisiert wird.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Das erinnert mich an deine Aussage auf dem Festival gegen Rassismus, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Du sagtest: Ich denke es gibt keine Zukunft für den Antirassismus. Danach hattest du die Beschneidungs- und Sarrazindebatte und die Diskriminierung gegen Frauen mit Kopftüchern aufgezählt und deine Aussage damit begründet, dass es den Rassismus nicht nur schon seit Jahrhunderten gibt, sondern immer neue rassistische Diskurse aufkommen.</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Doch ist deine Aussage verwirrend, wenn beachtet wird, dass du als Person zwischen kritisch-engagierter Soziologie und politischen Aktivitäten bei <a href="http://www.allmendeberlin.de/" target="blank">Allmende e.V.</a> und nun im Fachbeirat der <a href="http://mh-stiftung.de/" target="blank">Bundesstiftung Magnus Hirschfeld</a> wandelst.</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Wie passt deine politische und wissenschaftliche Arbeit mit den sehr pessimistischen Zukunftsvorstellungen zusammen, in denen sich nicht der Rassismus, sondern der Antirassismus erledigt?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es kann verwirrend sein, was ich gesagt habe und was ich mache. Es kann sich auch widersprüchlich anhören. Die Frage nach der Zukunft des Antirassismus kann ich aus gegenwärtiger Sicht nicht positiv beantworten. Ich bin mir sicher, dass ich in meiner Zukunft keine Gesellschaft erleben werde, in der rassistische Verhältnisse nicht mehr existieren.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es wurde im Diskurs des Antimuslimischen Rassismus immer wieder vom jüdisch-christlichen Europa gesprochen. Und wir haben immer wieder davon gehört, dass alles andere, was nicht jüdisch-christlich ist, nicht mit unseren kulturellen Werten vereinbar ist. Und mit einem Mal wird während der deutschen Beschneidungsdebatte nur von einem zivilisierten, säkularen, christlich geprägten Europa gesprochen. In dieser Debatte ist der europäische Antisemitismus wieder aufgetaucht. Da habe ich mich natürlich gefragt, was hier eigentlich passiert, hatten wir nicht eine jüdisch-christliche Kultur?</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Und alles, was mich in diesen Zusammenhängen beschäftigt, beeinflusst auch, was ich sage und was ich mache. Und daher sage ich, ich kann mir in meiner Zukunft keinen Erfolg des Antirassismus vorstellen. Ich, als Person aber auch als Wissenschaftler, als Aktivist, als Partner, als Geschwister, als Freund, als Angehöriger dieses Staates bin auch mit Rassismus konfrontiert. Entweder eigene Erfahrungen, oder die Erfahrungen der anderen, die in meiner unmittelbaren Nähe sind oder die Ereignisse auf gesellschaftlicher Ebene beschäftigen mich zwangsläufig mit Rassismus und nicht mit Antirassismus.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich sehe, dass der antirassistische Widerstand größer wird, aber ich sehe auch, dass der Rassismus noch größere Dimensionen annimmt. Wir leben in einer Zeit, in der wir mehr Kraft brauchen, gegen Rassismus zu kämpfen. </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span style="font-weight: normal">Aber wir sind eine kleine Szene, führen Begriffsdiskussionen, machen vor allem Theorie- und Textarbeit und erreichen die meisten Betroffenen mit unserer Arbeit nicht. Warum erreichen wir die Menschen nicht? Und warum gibt es keinen großen Aufbruch? Diese Fragen stimmen mich pessimistisch.</span></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Und mein wissenschaftliches, politisches und individuelles Engagement richtet sich in erster Linie an Menschen, die von rassistischen Diskriminierungen bedroht oder betroffen sind. Ich setze mich dafür ein, Rassismus sichtbarer zu machen. Ich solidarisiere mich mit den von Rassismus Betroffenen. Ich versuche für die Menschen zu kämpfen und dies kann selbstverständlich den Antirassismus beinhalten.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich bin mir sicher, dass viele wissen, dass sie rassistisch diskriminiert werden. Sie sehen das entweder als normal an, oder sie definieren das nicht als Rassismus. Viele wissen aber nicht, dass diese rassistischen Verhältnisse nicht normal sind, oder sie glauben fest daran, dass sie nicht viel ändern können. Wenn ich denke, dass ich Wissen besitze und wenn ich auch weiß, wie ich dieses Wissen für den Schutz und Stärkung der Betroffenen einsetzen kann, dann tue ich das. Ich werde das auch immer tun, solange ich weiß, dass es Rassismus gibt.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Deine Studie ist beim Transcript-Verlag veröffentlicht worden. Im Titel der Dissertation stand Rassismus zusätzlich zur Islamophobie aufgeführt, im Buchtitel ist er nun nicht mehr zu finden.</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" lang="en-US" style="margin-bottom: 0in" xml:lang="en-US"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">Warum ich in meiner Dissertationsarbeit polemische Begriffe wie Islamophobie und Homophobie verwende, hat pragmatische Gründe. Der Titel sollte ein breites Publikum ansprechen. Wir wissen ja, dass viele „Religionskritiker_innen“ sich sehr gerne als islamophob bezeichnen. Damit begründen sie, warum sie den Islam „berechtigterweise“ kritisieren „dürfen“ und warum sie zum Beispiel „selbstverständlich“ vor ihm Angst haben</span></font></font></font><sup><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"> (1)</span></font></font></font></sup><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">. Mit dem Titel der Dissertation beabsichtigten wir (also ich und der Verlag), diese so genannten Religionskritiker_innen auf das Buch aufmerksam zu machen und sich mit dem Thema neu auseinanderzusetzen. Ob das uns gelungen ist, kann ich hier und jetzt nicht sagen. Ich merke aber immer wieder in meinen Vorträgen, wie es den sogenannten „Religionskritiker_innen“ schwer fällt, den Begriff des Antimuslimischen Rassismus zu artikulieren.</span></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es gibt natürlich auch andere Gründe, warum ich den Begriff Islamophobie als einen der zentralen Begriffe benutzt habe. Wir leben in einer Zeit, in der wir mehr über Begriffe reden als über Inhalte oder Tatsachen. Im internationalen Kontext ist der Islamophobie-Begriff immer noch etablierter. Mit meinem Buch habe ich auch den Anspruch, den Diskurs über „böse“ Muslim_innen in der Bundesrepublik Deutschland auf internationaler Ebene zu thematisieren. Und ich kann jetzt sagen, dass es mir auch gelungen ist, dass mein Buch sowohl in den anderen deutschsprachigen Ländern, als auch in den anderen westlichen Ländern eine gute Resonanz gefunden hat. Auch in den USA wird das Buch schon besprochen. Daher habe ich mich in meinem Buch nicht auf eine Begriffsdiskussion eingelassen. Es ging und geht mir darum, die Fakten sichtbar zu machen, ob wir das Antimuslimischer Rassismus, Muslimen- und Islamfeindlichkeit oder Islamophobie nennen, ist für mich nicht entscheidend. Trotzdem habe ich im Buch erklärt, dass ich all diese Begriffe als Synonym für Antimuslimischen Rassismus benutze. Und wenn mein Buch gelesen wird, hoffe ich, dass verstanden wird, dass es mir nicht um Begriffe, sondern um die Fakten geht.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Selbstverständlich gilt diese Begriffshaltung auch für die Homophobie, die im Fremdwörterbuch von Duden immer noch als krankhafte Angst vor Homosexuellen definiert wird.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Homophobie ist ein unliebsames und häufig für erledigt erklärtes Thema. Doch die Verbindung zwischen Homophobie und der diffus bestimmten „Gruppe” junger männlicher muslimischer Migranten wird ständig hergestellt und erweist sich als relativ aufklärungsresistent. Dies zeigen unter anderem die Gesinnungstests, die Migrant_innen aus den sogenannten Drittstaaten zugemutet werden.</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Deine Studie verwirft diese Verkettung und hält einer Gesellschaft den Spiegel vor. Du hast insgesamt 15 schwule Männer in Berlin interviewt, vor allem muslimische/als muslimisch angesehene Männer, sowie deren deutsche Partner, mit folgendem Ergebnis: In den Biographien deiner Interviewpartner überschneiden sich Erfahrungen homophober und rassistischer Diskriminierung. Wie wird auf deine Ergebnisse reagiert?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es ist oft unangenehm, über sich zu sprechen, sich zu bewerten oder zuzugeben, dass wir als Menschen nicht immer bereit sind, die anderen zu akzeptieren wie sie sind.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Deswegen danke ich meinen mehrheitsdeutschen Interviewpartnern dafür, dass sie von ihren Erfahrungen mit Homophobie im eigenen häuslichen und sozialen Umfeld erzählt haben. Durch ihre Erzählungen konnte ich belegen, dass das Thema Homophobie in Deutschland noch nicht erledigt ist. In meiner Studie habe ich mehrere Beispiele von Interviewpartnern, die von muslimischen Familien abstammen und damit gute Erfahrungen gemacht haben und noch immer machen.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Wenn ich darüber nachdenke, dann stelle ich fest, dass mir viele Menschen sagen - oft auch weiße schwule Aktivisten - dass wir im Gegensatz zu muslimischen Ländern in Deutschland doch ein besseres Leben haben. Und oft frage ich mich, warum dieser Vergleich immer kommt. Und dieser Vergleich ist meiner Meinung nach immer ein Instrument, die Menschen, Menschengruppen und Gesellschaften voneinander zu differenzieren, diese als besser oder schlimmer zu klassifizieren oder zu hierarchisieren. Wir denken immer daran, wer oder was besser oder schlechter ist. Eine Selbstreflexion ist eine harte Arbeit. Schwieriger ist aber, über unsere Privilegien zu sprechen.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Mein Publikum versteht fast nie, dass es mir nicht um einen Vergleich zwischen Ländern, Gesellschaften und Menschen geht. Viele übersehen oder ignorieren, dass meine Studie eine Feldstudie ist, die ich in Berlin geführt habe. Viele wollen nicht hören, dass auch in Berlin homophobe Diskriminierungen erfahren werden. Die Diskriminierungserfahrungen von mehrheitsdeutschen Schwulen und anderen werden oft miteinander verglichen und oft wird behauptet, dass wir in Deutschland weniger diskriminiert werden. Viele haben Schwierigkeit zu akzeptieren, dass auch in der Partnerschaft Rassismus oder Klassismus sehr präsent sind. Manchmal muss ich auch hören, dass „wir“ als „Schwule Minderheit“ nicht diskriminierend sein können, denn wir würden selbst wissen, was das Diskriminiertsein bedeuten würde. Und deswegen würden wir die Anderen nicht diskriminieren. Und wenn ich darüber nachdenke, wie die weiße Schwulen-Szene weit entfernt ist von einem Verständnis der Diskriminierungsfreiheit, dann merke ich immer, dass wir in dieser Gesellschaft noch viel zu tun haben.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">In meinen Vorträgen werde ich auch oft nach Lösungsvorschlägen gefragt, was wir beispielsweise gegen Rassismus tun sollen. Ich werde oft damit konfrontiert, Lösungen für die Probleme der Mehrheit produzieren zu sollen. Natürlich versuche ich zu sagen, dass die Menschen verpflichtet sind, ihre eigenen Probleme selbständig zu lösen. Wenn ich sage, Rassismus ist das Problem der Mehrheitsgesellschaft, meine ich damit auch, dass die Mehrheitsgesellschaft verpflichtet ist, dieses Problem selbstständig zu lösen. Mein Beitrag ist, Rassismus und Homophobie sichtbar zu machen.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Gab es von Seiten deiner Interviewpartner konkrete Wünsche oder Aufgaben an dich? Was machte die Zusammenarbeit mit dir für sie so interessant?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es war eigentlich nicht einfach, über Privatsphäre zu sprechen, gerade dann, wenn jemand von der Uni kommt und dich fragt: „Kannst du mir deine Lebensgeschichte erzählen, weil ich eine Forschung zum Thema XY durchführe?”</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">An Anfang stieß ich auf verschiedene Reaktionen der Personen, die ich für meine Studie angefragt habe. Viele der Angefragten haben nein gesagt. Es gab aber andere, die unentschlossen waren, ob sie was erzählen wollten oder nicht. Dann gab es ganz mutige, die ganz offen waren und sogar kein Problem mit der Veröffentlichung ihrer wirklichen Namen hatten. Da sind natürlich ganz viele Fragen im Forschungsprozess aufgetaucht. Forschungsethische Fragen meine ich.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Aber wenn wir bei der Frage bleiben wollen, was so interessant war: Da sind ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen seitens der Interviewpartner festzustellen. Manche wollen zum Beispiel eigene individuellen Erfahrungen mit unterschiedlichen Formen der Diskriminierung als soziale Tatsache öffentlich artikulieren und sie sahen meine Studie als eine Möglichkeit, Gehör zu finden, ohne gesehen zu werden, weil alles anonymisiert wurde. Es war ihnen auch wichtig, nicht sich selbst sichtbar zu machen, sondern die Diskriminierungen als soziale Phänomene. Manche Interviewpartner fanden durch die Studie auch neue Möglichkeiten, ohne politische Ziele oder Botschaften einfach über sich und eigene Probleme zu sprechen.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Deine Studie arbeitet gezielt gesetzliche Lücken in Sachen Schutz vor Diskriminierung heraus. Ein Beispiel ist das Gesetz zur Eingetragenen Lebenspartnerschaft, das du kritisierst. Warum?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Das Gesetz scheint normalerweise in Ordnung zu sein. Es geht mir eigentlich nicht nur um die Lücke dieses Gesetzes, sondern auch dessen Konzept als Kopie der Ehe.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ein Beispiel dafür ist, dass die migrantischen Homosexuelle nachweisen müssen, dass sie in ihre</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">m Herkunftsland</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> nicht verheiratet sind. Ich denke, dass diese Bedingung auch in Ordnung ist. Was ich als störend empfinde</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> ist, dass diese Homosexuellen aus anderen Ländern unbedingt </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">ein Ehefähigkeitszeugnis vorlegen müssen. Das ist einfach ein sprachliches Problem. Anstatt eines Lebenspartnerschaftsfähigkeitszeugnisses müssen sie ein Ehefähigkeitszeugnis vorlegen. Da </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">gibt es eine doppelte Moral. Weil dieses Ehefähigkeitszeugnis auch von Heterosexuellen verlangt wird, aber wenn die Heteros diese Zeugnis vorlegen, dann dürfen sie die Ehe eingehen und nicht nur die Lebenspartnerschaft.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Was ich sagen möchte ist, dass dieses Gesetz die Doppelmoral der Staatsideologie und der heteronormativen Gesellschaft plastisch zeigt. Und alles andere, was die Gleichstellung mit Ehe oder steuerrechtliche Ungleichheit angeht – also relativ bekannte Diskussionen zur Zeit – zeigt den Sonderstatus der eingetragenen Lebenspartnerschaften.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich glaube, dass diese Gesellschaft die Heteronormativität mit Hilfe dieses Lebenspartnerschafts-Gesetzes verleugnet. Im Dezember 2012 gab es in Hannover in der CDU große Diskussionen über die Unmöglichkeit der Gleichstellung der Lebenspartnerschaft mit der Ehe. Das hat man damit begründet, dass die Familie - damit ist die heterosexuelle Familie gemeint - eine besondere Rolle hat, sie sei heilig und Bedingung der Fortpflanzung, ja der Gesundheit der Gesellschaft. Und die CDU bestand darauf, dass die Lebenspartnerschaften diese „wichtige“ Bedeutung nicht haben, Lebenspartner_innen dürfen bestimmte Rechte haben, aber können und dürfen nicht mit der Ehe gleichgestellt werden.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Deine Auseinandersetzung mit Gesetzen stellt sehr konkrete Ansatzpunkte für politische Kämpfe her. Wer soll diese führen?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Das ist eine wichtige Frage, die mich immer wieder beschäftigt. Ich denke, das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Wir haben aber immer wieder Wissenschaftler_innen, Aktivist_innen</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> oder andere Menschen, die sich als systemkritisch bezeichnen. Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Bewusstsein</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> politische Kämpfe zu führen. In der Zeit der extremen Individualisierung ist es schwieriger geworden</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> die Massen zu erreichen, obwohl die Kommunikationstechnologien sich extrem schnell entwickelt haben und wir uns in einer Informationsflut befinden. Ich habe oft das Gefühl, dass wir uns als Wissenschaftler_innen und Aktivist_innen in einem geschlossenen Kreis bewegen. Publikationen oder andere Aktivitäten auf der aktivistischen Ebene erreichen die Masse nicht. Und das ist das Problem</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> und dieses Problem wird noch lange existieren. Wichtig ist aber, dass wir uns als Wissenschaftler_innen und Aktivistinnen immer im Klaren darüber </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">sein sollen</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> auch andere soziale Beziehungen zu haben, zum Beispiel zu unseren Familien, Nachbar_innen, Kolleg_innen oder Freund_innen. Wenn wir es schaffen, die Themen, die wir in den geschlossenen Kreisen diskutieren, auch außerhalb des Kreises zu artikulieren, dann kann das auch schon ein bisschen helfen. Aber dafür brauchen wir viel Zeit.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Erstaunlich ist, dass obwohl sich der Ansatz der Intersektionalität wissenschaftlich in Deutschland etabliert zu haben scheint, es neben deiner Studie ansonsten keine systematischen Untersuchungen zu Homophobie und Islamophobie gibt. Woran liegt das?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ob dieser Ansatz etabliert ist, können wir diskutieren. Wie ich eben gesagt habe, wir bewegen uns in geschlossenen Kreisen. Ein Beispiel: Ich hatte in einem Vortrag über Intersektionalität gesprochen. Und nach einer Stunde bekam ich eine Anmerkung von einem Promovierenden in Medizin, dass er keine Verbindung zwischen meinem Vortrag und Intersexualität herstellen konnte. Da habe ich wieder verstanden, dass ich in einer Sprache spreche, die nicht bekannt ist. Dieser Mensch hat die Intersektionalität als Intersexualität verstanden und beschäftigte sich während meines Vortrags mit den Begrifflichkeiten und nicht direkt mit den Inhalten. Ich bemühe mich nicht immer, wissenschaftlich und politisch korrekte Begriffe zu finden. Die Begriffe sind natürlich sehr wichtig. Es geht mir aber vor allem um Konzepte von sozialen Ereignissen und auch um Verhältnissen, die konfliktreich sind oder sein können.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" lang="en-US" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in" xml:lang="en-US"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">Warum es keine oder nur wenige systematische Untersuchungen zum Thema Heteronormativität und Rassismus gibt, kann schnell verstanden werden. In dieser Gesellschaft lieben wir die Kategorien. Wir lieben auch diese Kategorien zu hierarchisieren. Und was wir noch mehr lieben ist, die hierarchisierten Kategorien</span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"> </span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">negativ oder positiv zu bewerten. Und diese Bewertungen dienen oft zur Inklusion und Exklusion. Das heißt, wenn wir über Schwule sprechen, sprechen wir gleichzeitig über Schwulenfeindliche. Und wir definieren in diesen Gesprächen die Schwulenfeindlichen. Seit dem Lebenspartnerschaftsgesetz von August 2001 und dem 11. September gleich danach sprechen wir über homofeindliche muslimische Jugendliche. Und jetzt haben wir gleich zwei Kategorien, einerseits schwule und andererseits schwulenfeindliche muslimische junge Männer. Wir denken nicht immer, dass ein Mensch gleichzeitig jung, muslimisch, erwerbslos, männlich und homosexuell ist, der aber auch eine Behinderung haben kann oder keinen sicheren Aufenthaltsstatus hat. Wir arbeiten oft mit dem Entweder-</span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">Oder-Prinzip. Das spiegelt sich auch in den existierenden Forschungen wider, in denen oft die homophobe Tendenz der muslimischen jungen Männer untersucht wird, nicht aber die mehrdimensionale Diskriminierung von „muslimischen Schwulen“ und deren Partnern. </span></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">In meiner Studie habe ich mich nicht direkt damit beschäftigt, warum wir mit diesem Prinzip arbeiten, vielmehr war es mir wichtig, hervorzubringen, was intersektionale Diskriminierung für die Betroffenen bedeutet, welche Rolle dieses Problem etwa für ihre Lebensgeschichte und Gegenwart spielt.</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es gibt im Forschungsbereich ein großes Desinteresse an intersektionalen Studien, die direkt mit Rassismus, Klassismus, Geschlecht oder s</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">exueller Orientierungen verbunden sind. Die Intersektionalen</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> Studien und Forschungen behandeln oft andere Überschneidungen von Diskriminierungen, zum Beispiel zwischen</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> s</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">ozialem</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> Status, Behinderung oder</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> Geschlecht</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">, was ich auch sinnvoll finde. Ich kann </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">das Desinteresse nicht erklären, </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">ich möchte es nicht erklären, sonst würde ich </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">den Rassismus </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">auch im Forschungsbereich entpuppen.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Der Ansatz der Intersektionalität wird mitunter stark kritisiert, etwa für zu starre und herrschaftsförmige identitäre Kategorisierungen, die dem komplexen alltäglichen Leben von Menschen nicht gerecht werden. Wieso hast du dich dennoch für diesen Ansatz entschieden? Worin siehst du sein progressives Potenzial in Forschung und Politik?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich finde diesen Ansatz nicht so problematisch. Dieser Ansatz ermöglichte mir, über mehrere Merkmale einer Person - diese können auch identitär sein - nachzudenken, die entweder gleichzeitig oder parallel wirken. Der intersektionale Ansatz verlangt Menschen, Ereignisse oder Situationen mehrdimensional zu bearbeiten. Das ist gerade das Ziel, zu betrachten, welche Zusammenhänge es von Rassismen, Klassismen und Heteronormativismen gibt.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" lang="en-US" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in" xml:lang="en-US"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">Ob dieser Ansatz ein Potenzial für die Forschung hat, weiß ich nicht genau. Es gibt auf der theoretischen Ebene Auseinandersetzungen mit der Intersektionalität. Und auf der praktischen Ebene gibt es Versuche, den intersektionalen Ansatz im Zusammenhang von Mehrfachzugehörigkeit und Mehrfachdiskriminierung</span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"> </span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">zu verwenden. Die Arbeit von </span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"><a href="http://www.lesmigras.de" target="blank">LesMigras</a></span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"> ist ein Beispiel dafür.</span></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" lang="en-US" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in" xml:lang="en-US"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Du beginnst dein Buch „Homophobie und Islamophobie” mit Gedanken zu Europa. Doch am Ende kommst du nicht darauf zurück. Gibt es noch Hoffnungen für Europa, das offensichtlich auch eine Krise der hochgehaltenen Werte wie Toleranz und Anerkennung gegenüber „Anderen“ durchlebt?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich kann nicht sagen, ob es noch Hoffnungen für Europa gibt. Es ist schwierig, diese Frage zu beantworten. Toleranz und Anerkennung gegenüber „Anderen“ werden bestimmt möglich sein. Ich weiß aber noch nicht, ob wir dann die „Anderen der Anderen“ erfinden und wieder von Toleranz und Anerkennung gegenüber den „Anderen der Anderen“ sprechen werden?</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Daher würde ich diese Frage offen lassen. Ich würde hier außerdem zum Ausdruck bringen, dass meine Studie eine Gegenwartsanalyse ist. Die Ergebnisse der Studie können mögliche Zukunftsprognosen beinhalten. Aber das ist nicht das Ziel meiner Arbeit gewesen.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Wie geht es nun für dich weiter?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich habe vorhin versucht zu sagen, dass ich das Desinteresse der mehrheitsdeutschen Akademie nicht erklären möchte, denn ansonsten würde ich den Rassismus im Forschungsbereich </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">entpuppen. Das ist selbstverständlich ironisch gemeint. Wir haben d</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">eutschlandweit ganz viele Studiengänge in den</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> Sozialwissenschaften, aber</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> wir sehen auch, dass die Sozialwissenschaften eurozentrisch geprägt </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">sind. Auch Lehrkräfte, die sich mit Rassismen beschäftigen, bekommen nicht genügend Fördermittel, ihre Projekte weiterzuführen</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">. </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es sei denn, sie forschen über Integration. Und ich denke oft darüber nach, wie man alternative Forschungen außerhalb der Universitäten durchführen kann. In der Türkei gibt es zum Beispiel Offene Universitäten, die</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> weder staatlich noch kommerziell sind. Diese Unis sind Initiativen von Gruppen, die systemunabhängig Wissen produzieren und teilen wollen. In der Zukunft würde ich mich für solche Projekte einsetzen, mit den Schwerpunkten asymmetrische soziale Verhältnissen in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft wie der Wissenschaft. </font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für dieses Projekt!</i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> </font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="LEFT" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in; font-weight: normal"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">(1) Warum Islamkritik kein Subgenre der Religionskritik ist und warum Islamkritik nicht emanzipatorisch sein kann fasst der <a href="http://rhizom.blogsport.eu/2010/09/03/warum-dieser-hass-veranstaltungshinweis/" target="blank">Soziologe Georg Klauda in vier Thesen zusammen</a><font size="2">.</font> </font></font></font></p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/intersektionalit%C3%A4t" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Intersektionalität</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/homophobie" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Homophobie</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/islamophobie" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Islamophobie</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/rassismus" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Rassismus</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-13ba98f6aa02bf9afc9b3c0c6fbb992a"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-171" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/DSCF3608.JPG" width="680" height="510" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Wed, 30 Jan 2013 12:38:50 +0000 sabrina apicella 188 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/188#comments Die Krise berlinert http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/167 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/57">Antirassismus in der Krise</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p>Viel zu schnell ging die Ausstellung in dem project space Errant Bodies (Berlin, Prenzlauer Berg) vorbei. Das Absperrband, die Feldnotizen, die Interview-Transkription und unsere Poster sind abgehängt, der Beamer mitsamt Technik und die Hörstation demontiert.</p> <p>In diesem Zuge möchte ich mich für die Notizen und Zeichnungen bedanken, die BesucherInnen nach dem Zuhören/Zuschauen hinterlassen haben. Ihnen ist auch die Überschrift dieses Blogeintrages entnommen. Zudem möchte ich meinen Sounds eine erweiterte Beschreibung beifügen. So here we go.</p> <p><strong>Antirassismus in der Krise</strong></p> <p style="margin-bottom: 0in">Was passiert, wenn sich die Politiken organisierter linker AntirassistInnen in Berlin plötzlich in einem Kontext weltweiter bis lokaler Krisen wiederfinden?</p> <p style="margin-bottom: 0in">Die folgenden zwei Sounds wurden in Räumen aufgenommen, die durch antirassistische Proteste temporär geschaffenen, also durch das Handeln verschiedener Menschen (klanglich) gefüllt wurden. Sie bilden einen Ausschnitt antirassistischer Praktiken ab und weisen auf Konflikte hin. Denn der Antirassismus steht in einem konfliktgeladenen Spannungsverhältnis zu Konjunkturen des Rassismus, historischen Ereignissen und zu Formen linker Organisierungen.</p> <p style="margin-bottom: 0in">Ausgangspunkt meiner Forschung ist, dass in den Sounds antirassistischer Praktiken einerseits eine Krise des Antirassismus selbst und gleichzeitig Krisenphänomene und widerständiges Handeln dagegen hörbar werden.</p> <p style="margin-bottom: 0in">Der dritte Sound dahingegen plädiert explizierter für eine Diskussion über die Zukunft des Berliner Antirassismus.</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"><b>The Sound of Future in Antiracist Memories. 1'31. Berlin, 13.10.2012</b></p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p><iframe frameborder="no" height="166" scrolling="no" src="https://w.soundcloud.com/player/?url=http%3A%2F%2Fapi.soundcloud.com%2Ftracks%2F66227734" width="100%"></iframe></p> <p style="margin-bottom: 0in">Am 13. Oktober 2012 fand in Berlin eine Demonstration in drei Etappen statt.</p> <p style="margin-bottom: 0in">Sie begann mit dem krisenprotestlerischen <i>Global Noise Day</i>, der anknüpfte an weltweit gleichzeitig stattfindende Proteste der Occupy-Bewegung und somit kreativ für eine Welt jenseits austeritärer Politiken eintrat.</p> <p style="margin-bottom: 0in">Dieser verband sich dann im weiteren Verlauf mit der <i>Lärmdemo</i> von <i>Kotti&amp;Co</i>, die seit Mai 2012 in Berlin-Kreuzberg den Platz am Kottbusser Tor besetzt halten, um gegen die Kürzung des sozialen Wohnungsbaus, die rassistische Vertreibung und steigenden Mieten Krach zu schlagen.</p> <p style="margin-bottom: 0in">Die letzte und am stärksten besuchte Etappe bildete der <i>Refugee Protest March</i>, in dem sich Viele den Flüchtlingen anschlossen, die aus ganz Deutschland nach Berlin gekommen sind und einstehen für Bewegungsfreiheit und gegen Abschiebung, gegen die Unterbringung in Lagern, gegen Essenspackete, die Residenzpflicht und die Nicht-Gewährung vom Recht auf Asyl.</p> <p style="margin-bottom: 0in">Dieser Sound wurde bei einer Zwischenkundgebung vor der Bundesdruckerei aufgenommen.</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"><b>Learning How to Listen to Antiracism, part 2. 1'14. Berlin, 4.11.2012</b></p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p><iframe frameborder="no" height="166" scrolling="no" src="https://w.soundcloud.com/player/?url=http%3A%2F%2Fapi.soundcloud.com%2Ftracks%2F66227245" width="100%"></iframe></p> <p style="margin-bottom: 0in">Durch die Demonstration “Das Problem heißt Rassismus – Schluss mit der Vertuschung” wurde an den Skandal erinnert, der trotz zehnfachen rassistischen Mord durch den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) und Verstrickungen mit staatlichen Behörden auf sich warten lässt.</p> <p style="margin-bottom: 0in">Ich stand zu Anfang der Demonstration, die sich zu formieren begann, hinter dem Fronttransparent.</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in">Die hier ausgestellten Klänge sollen Fragen aufwerfen, einen Prozess des Zuhörens organisieren und in den Sounds antirassistischer Praktiken Handlungsmöglichkeiten und Utopien hörbar machen.</p> <p style="margin-bottom: 0in">So auch durch die Klänge eines Berliner Nachtbusses.</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"><b>What Antiracism might learn from a Night Bus. 1'04. Berlin, 31.10.2012. </b></p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p><iframe frameborder="no" height="166" scrolling="no" src="https://w.soundcloud.com/player/?url=http%3A%2F%2Fapi.soundcloud.com%2Ftracks%2F66227063" width="100%"></iframe></p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/errant-bodies" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Errant Bodies</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/sound" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Sound</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/antirassismus" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Antirassismus</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-3be3d5399831db673ebbc24734ebbb7e"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-156" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/IMG_7086.JPG" width="680" height="453" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Mon, 10 Dec 2012 09:52:42 +0000 sabrina apicella 167 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/167#comments Wir müssen reden! http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/163 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/57">Antirassismus in der Krise</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p> <style type="text/css"> <!--/*--><![CDATA[/* ><!--*/ <!-- @page { margin: 0.79in } P { margin-bottom: 0.08in } --> /*--><!]]>*/ </style></p> <p style="margin-bottom: 0in">Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung wurden die rassistischen Überfälle und Morde in Hoyerswerda, Rostock, Mölln und Solingen verübt. In den Medien und politischen Debatten wurden damals Versuche unternommen, diese auf rechte Nazigruppen zu externalisieren oder mit den Zuständen in Ostdeutschland zu erklären. Also Erklärungsmuster heranzuziehen, die bis heute zum Einsatz kommen, um nicht von Nationalismus und Rassismus in Deutschland sprechen oder gar politisch etwas dagegen unternehmen zu müssen.</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in">Die Bedeutung dieser Ereignisse ist nicht zu unterschätzen, auch wenn sie 20 Jahre zurück liegen. So wurde 1992/93 das Grundrecht auf Asyl unter Kanzler Kohl mit Unterstützung von CDU/CSU, FDP und der SPD stark eingeschränkt, sodass dieses bis heute in Deutschland kaum noch gewährt wird. Durchgesetzt wurde diese Einschränkung mit der breit anerkannten Begründung, die "Überfremdung" Deutschlands durch die “Asylantenfluten” habe zu den rassistischen Überfällen geführt, es bestehe also Bedarf dagegen zu handeln, denn "das Boot ist voll”. Die Opfer werden zu TäterInnen, irgendwie kommt mir das bekannt vor...</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in">Faruk Arslan, Betroffener von den Brandanschlägen in Mölln 1992, stellt in einem kurzen Dokumentarfilm (1) die Parallelen zwischen dem Umgang mit den Anschlägen in Mölln und mit den Ermordeten der NSU heraus: “So wie sie versucht haben, mich in den Dreck zu ziehen, haben sie auch die Betroffenen, die da verstorben sind, reingezogen. Mit dem Titel: Er hat ja Probleme mit der Mafia gehabt. Oder: Wegen den Döner-Sachen, Konkurrenzsachen, haben sie sich gegenseitig umgebracht.”. Auch Ibrahim Arslan betont, dass sich nichts verändert habe und er nun befürchte, dass sich alles wiederhole: “Wir merken heutzutage, dass wir überhaupt kein Vertrauen in niemanden mehr haben können, auch nicht in die Polizei oder in den Verfassungsschutz.”</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in">Der Schriftsteller Imran Ayata machte 2011 in seinem Redebeitrag zum Gedenken an die Ereignisse und Opfer in Mölln (2) deutlich, dass auch die antirassistischen Widerstände durch die Debatten und die Gewalt maßgeblich mitgeprägt wurden: Nicht nur neue Begriffe mussten gefunden werden, wie der des Rassismus selbst, um Deutschland und die Ereignisse greifen zu können. Ayata sprach auch von einer neuen Haltung, mit der sich die neu entstandenen Gruppen und Initiativen von dieser Zeit an gegen rassistische Debatten und Handlungen gestellt haben.</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in">Denn besonders in den 1990ern bildete sich ein breites Spektrum von antirassistischen und flüchtlingspolitischen Gruppen und Initiativen heraus, wie Die Karawane, The Voice, die No Border-Bewegung, die Kampagne Kein Mensch ist Illegal oder Kanak Attak. MigrantInnen-Selbstorganisationen gewannen in dieser Zeit an Bedeutung.</p> <p style="margin-bottom: 0in">So entsteht der linke Antirassismus, wie wir ihn heute kennen, in Auseinandersetzung mit den rassistischen Überfällen und dem erstarkten Nationalismus nach der Wende und außerdem in Abgrenzung von und Arbeitsteilung mit antifaschistischen und anderen linken Organisierungen. Dieser Antirassismus entstand aus der Defensive heraus, er reagierte und das war in den 1990er Jahren ein mutiger Schritt, der getan werden musste.</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in">Doch wirft die Gedenkveranstaltung am 23. November 2012 in Mölln, nur einige Wochen nach der in Rostock-Lichtenhagen, eine Vielzahl von Fragen auf:</p> <p style="margin-bottom: 0in">Welche Schritte müssen heute getan werden? Wieso kommt das breit aufgestellte antirassistische Spektrum bis nicht aus der Defensive? Ich meine, wenn sich Rassismen durch alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ziehen, also von den Strukturen staatlicher Institutionen, über rassistische Morde und Schuldzuweisungen an die Betroffenen, bis hin zu alltäglichen Diffamierungen; und wenn sich aktuelle Entwicklungen wie massive Kürzungen aufgrund der Schuldenkrise schon jetzt in Bereichen wie Grundsicherung, Wohnungs- und Arbeitsmarkt, Renten oder Gesundheitssystem besonders rassistisch niderschlagen, warum ist dann das Handlungsfeld des linken Antirassismus so eng?</p> <p style="margin-bottom: 0in">Oder: Wie kann das Erinnern an die rassistischen Überfälle vor 20 Jahren in die Zukunft weisen?</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in">Wir müssen reden!</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in">Verweise im Text:</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in">(1) Film: Brandanschläge in Mölln - Das Erinnern erkämpfen. Leftvision, 2012.</p> <p style="margin-bottom: 0in">Auf: <a href="http://www.leftvision.de/index.php?option=com_content&amp;view=article&amp;id=186:brandanschlaege-in-moelln-das-erinnern-erkaempfen&amp;catid=2:protest-und-bewegung&amp;Itemid=6">http://www.leftvision.de/index.php?option=com_content&amp;view=article&amp;id=18...</a></p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in">(2) Redebeitrag zur Gedenkfeier des Brandanschlages Mölln. Imran Ayata, gehalten am 23.11.2011.</p> <p style="margin-bottom: 0in">Auf: <a href="http://www.kanak-attak.de/ka/aktuell/moelln.html">http://www.kanak-attak.de/ka/aktuell/moelln.html</a></p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/m%C3%B6lln" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Mölln</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/rassismus" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Rassismus</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-7c9bcbf85a8af595265cc968ecabb8c9"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-154" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/IMG_0072.JPG" width="680" height="453" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Fri, 23 Nov 2012 17:14:25 +0000 sabrina apicella 163 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/163#comments Lärmdemo XL http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/146 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/57">Antirassismus in der Krise</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p>Samstag, 10. November 2012. Trotz schmuddeligem Wetter fanden sich viele Menschen am gestrigen Nachmittag am Kottbusser Tor in Berlin Kreuzberg ein. Ab halb fünf begannen die ersten Redebeiträge vom Lautsprecherwagen, die allesamt von Erfahrungen der Gentrifizierung in Berlin handelten. Eine Trommelgruppe war zu hören, einige bunte selbstgebastelte Schilder zu sehen. Hier und da standen Menschen mit Kameras herum, knipsten Fotos oder filmten das Geschehen. Im Hintergrund das "Haifisch-Haus", deren BewohnerInnen seit Mai diesen Jahres protestieren: Gegen die Kürzungen des sozialen Wohnungsbaus, gegen steigende Mieten und rassistische Verdrängung. Dazu haben sie das Gecekondu errichtet, einen Pavillion aus Brettern, der mittlerweile für die kälteren Jahreszeiten gewappnet und durch Glastüren verschließbar ist. Der Protest wird also weiter gehen, der Winter möge kommen. Das Gecekondu bleibt somit Ort für Treffen zwischen AnwohnerInnen und allen, die mitmachen, einfach quatschen, einen Tee trinken wollen, oder zwei, oder wissen wollen, was hier los ist.</p> <p>Der Krach begann erst richtig, als die Redebeiträge vom Lautsprecherwagen endeten und sich die über 1000 Menschen in Bewegung setzten. Töpfe, Trommeln, Trompeten, mehrere mobile Anlagen, Trillerpfeiffen, Sprechchöre (Rauf mit den Löhnen, runter mit den Mieten), Klingeln und Hupen, Erinnerungen an vorausgegangene Lärmdemos, schrille Töne bis zum Kopfschmerz, Spaß, Sprachlosigkeit, Wut, Entschlossenheit und Selbstermächtigung: all das habe ich gehört. Und das beständige Prasseln des Regens, auf Regenschirmen, der Straße, auf meinem Körper. Es gab Spekulatius gegen Spekulation, viele wohlwollende Gesichter und Spaß beim Lärmen.</p> <p>Die Proteste von Kotti&amp;Co sind etwas Besonderes. Lärm machen kann jede, Probleme mit Mieten und Wohnraum in Berlin sind in aller Munde, weder Einzelfall noch Privatsache. Kotti&amp;Co hat schon jetzt erreicht, dass sich auf dem Kotti und bei den Lärmdemos überraschend unterschiedliche Menschen mit weit gefächerten Erfahrungen treffen, inne halten, sich austauschen und gemeinsam über die Zukunft nachdenken. Das <a href="http://kottiundco.net/2012/08/03/merhaba-salam-und-schonen-guten-tag/" target="blank">Selbstverständnis von Kotti&amp;Co</a> liest sich wie ein Manifest, das, wie die politische Praxis dort auch, Grenzen der thematischen Zuständigkeiten zwischen stadtpolitischen und antirassistischen Ansätzen verwischt und Lust auf die Zukunft macht.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/kottico" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Kotti&amp;Co</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/protest" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Protest</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/berlin" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Berlin</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/wohnungsmarkt" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Wohnungsmarkt</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/rassismus" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Rassismus</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-c413d185cc49fae98b03e1b165a52836"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-148" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/IMG_0112.JPG" width="680" height="453" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Sun, 11 Nov 2012 13:24:43 +0000 sabrina apicella 146 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/146#comments Aus der Zeltstadt http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/112 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/57">Antirassismus in der Krise</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p>Es regnet, die Luft ist feucht, der Oranienplatz im Berliner Stadtteil Kreuzberg ist dennoch gefüllt: Mit Zelten, Transparenten, beschäftigten Menschen und einigen Neugierigen, zu denen wohl auch ich zähle. Heute, am Samstag den 5. Oktober 2012 soll der Refugee Protestmarsch etwa um 14:00 Uhr hier eintreffen und somit sein Ziel erreichen. Und ich bin zu früh. Somit bekomme ich mit, wie die Zelte stabilisiert und zum Teil neu abgedeckt werden müssen, weil sie durch den Regen schwer geworden sind. Oder dass die ersten Protestler_innen aus anderen Städten eintreffen, um sich dem Protest anzuschließen. Wie ihre Schritte aus dem nassen Kies des Platzes knirschen, ihr Rollkoffer brummt und ihre schweren Taschen unter einem Pavillion abgestellt werden. Oder wie im Kochzelt konzentriert geschwiegen wird während Kürbisse und Knoblauch geschnitten und gehackt werden. Ein paar Tassen warmer Tee machen die Runde, spenden kurz Wärme in den vielen Händen. Ständig werden Kisten mit allerlei nützlichen Dingen heran geschafft: Schlafutensilien, Kücheninventar, warme Kleidung, Möbel. Wie ein Puzzle fügt sich die Infrastruktur auf dem O-Platz zusammen, aus Teilen, die eilig noch besorgt oder einfach gerne hergegeben und geteilt werden. So entsteht die Zeltstadt. Einige Leute wirken aufgeregt, haben wahrscheinlich das Fehlende im Kopf. Ich finde keinen Zugang zu dem Treiben und beginne, Aufnahmen zu machen. Mein Zugang.</p> <p>Dann muss ich los, eine Stunde bevor der Protestmarsch endlich eintrifft. Und ich frage mich, was ich mich schon so oft in Bezug auf den Antirassismus in Berlin gefragt habe: Wie klingt hier die Krise?</p> <p><a href="http://www.refugeetentaction.net/index.php?option=com_content&amp;view=article&amp;id=106:call-out-to-all-refugees-different-languages&amp;catid=2&amp;Itemid=132&amp;lang=de" target="_blank">Hier geht es zum Aufruf des Refugee Protest March</a></p> <p> </p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/refugee-protest-march" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Refugee Protest March</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/berlin" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Berlin</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-4f754d2f7aa30a5be365d09876569bc8"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-94" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/IMG_0010.JPG" width="680" height="453" alt="" /> </div> </div> </div> </div> <div class="views-field views-field-field-media-audio"> <div class="field-content"><div class="mediaelement-audio"><audio src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/Just_One_Hour_Away.mp3" class="mediaelement-formatter-identifier-1447669104-0" controls="controls" ></audio></div></div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Mon, 08 Oct 2012 13:57:04 +0000 sabrina apicella 112 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/112#comments Schatten über der Deutschen Einheit http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/99 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/57">Antirassismus in der Krise</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p>Wo anfangen, wenn zum Tag der Deutschen Einheit unwahrscheinlich vieles nicht hör- und sehbar wird? Ein sehenswerter Versuch ist Hito Steyerls "Die leere Mitte" (1998) <a href="http://www.youtube.com/watch?v=ffg4EafY7aI" target="blank">(Trailer)</a>. Außerdem gibt es einen Polit-Talk "Pleiten, Pech und Pannen? Die NSU Affäre im Visier" am 3.10.2012 um 16:00 Uhr im Südblock/Berlin-Kreuzberg. <a href="http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/aktuelles/polit-talk-zum-einheitstag-in-berlin/" target="blank">(zur Veranstaltung)</a> Klare Worte sind ebenfalls zu hören von Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung <a href="http://www.sueddeutsche.de/politik/prantls-politik-jahre-rostock-lichtenhagen-1.1446824" target="blank">(hier Interview sehen und hören)</a></p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/geschichte" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Geschichte</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-28c659f12703e4ae17dfd190ce6f39c7"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-90" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/IMG_9985kl.JPG" width="680" height="1020" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Tue, 02 Oct 2012 20:45:17 +0000 sabrina apicella 99 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/99#comments