ssoc - sights and sounds of the crisis blogs http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/blog en Auf der Suche nach der Krise. Abschlussbericht des Projekts "Keep Moving - Dancing the Crisis" von Caroline Schaper & You-Kyung Byun http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/211 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/54">Keep moving - Dancing the Crisis</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><div><span style="line-height: 1.5;">Mehr als ein Jahr ist vergangen, seit wir uns die Frage nach dem Gesicht und dem Klang der Krise erstmals stellten. Im Laufe unseres Forschungsprojekts "Keep Moving - Dancing the Crisis" sind wir der Krise immer wieder begegnet - und immer wieder haben wir um Definitionen, Erscheinungsbilder und Ursachen der Krise gerungen. Entstanden sind ein dokumentarischer Kurzfilm und zwei abschließende Berichte in Form von Methoden- und Mediumsreflexionen. </span></div> <div>Die Eckpunkte unseres Forschungsprojekts seien hier noch einmal zusammengefasst. Sie dienten und dienen uns als Anregung, Auslöser und ständiger Begleiter unserer Arbeit.</div> <div> </div> <div><strong>1. Krise und Kreativität</strong></div> <div>In Krisen können bestehende Handlungsmöglichkeiten nicht mehr <span style="line-height: 1.5;">fortgesetzt werden und zugleich führen sie zu gravierenden Wendungen </span><span style="line-height: 1.5;">im Alltag. </span></div> <div><span style="line-height: 1.5;">Kreativität dagegen weist auf einen Prozess hin, in dem sich erlebte Bedeutungen ändern. In unserem Projekt begegnete</span></div> <div>uns Kreativität als Kritik an der existierenden Situation der <span style="line-height: 1.5;">Krise und als Suche nach einer besseren Lösung.</span></div> <div>Uns interessierte, auf welche Weise „Krise“ in den Alltagen von Tänzerinnen auftaucht und wie sie sich übersetzt. Wir wollten untersuchen, inwiefern „Krise“ einen kreativen Prozess in Gang setzt, wir wollten diesen Prozess wahrnehmbar machen.</div> <div>Im Zentrum unserer Forschung stehen mehrere Aspekte: Wie leben und arbeiten <span style="line-height: 1.5;">Tänzerinnen und wie werden sie kreativ in der Krise? Wie sieht ihr Alltag aus? Wie setzen sie Krisenphänomene, -erfahrungen oder -wissen in Tanz um? Gibt es eine Performance der Krise?</span></div> <div> </div> <div><strong>2. Tanz und Gesellschaft</strong></div> <div>Gesellschaftliche Transformationen spiegeln sich immer auch im Tanz ihrer Zeit wider. Der Alltag des/der Tänzers/-in ist eine endlose Erfahrung von Prekariat, Körperarbeit und Selbstreflexion. Bewegung als Beruf. <span style="line-height: 1.5;">Der Ausgangspunkt unserer Forschungsarbeit liegt in der Annahme, dass „thinking through dance“ (Randy Martin 2011: 31) das Potenzial hat, komplexe politische und/oder ökonomische Zusammenhänge anders darzustellen und erfahrbar zu machen, als wissenschaftspolitische Diskurse es vermögen. </span><span style="line-height: 1.5;">Wir gehen davon aus, dass Tanz mithilfe seiner körperlichen Präsenz, seiner Flüchtigkeit und aktuellen Energie eine Art erfahrbares Wissen produziert, das sich jenseits von rationalem Wissen befindet.</span></div> <div>Tanz erhält seine Einflusskraft auf gesellschaftliche Prozesse nicht, indem er schon bestehende Strukturen repräsentiert, sondern indem er Alternativen anbietet, Utopien, die mit Hilfe des Körpers und durch die Organisation von Bewegung entstehen.</div> <div> </div> <div><strong>3. Der Film</strong></div> <div><span style="line-height: 1.5;">Wir spüren in unserem dokumentarischen Kurzfilm „Dancing the Crisis“ (<em>Trailer folgt bald hier</em>) den Arbeitswelten dreier zeitgenössischer Tänzerinnen in Berlin nach.</span></div> <div>Karla, Sarah und Anna müssen sich den Bedingungen ihres prekären Berufs beugen: Ihre Leben sind geprägt von starker Disziplin, hochgradiger Organisation und einer bis aufs äußerste gelebten Mobilität. Statt sich davon einschüchtern zu lassen, übersetzen sie ihre Empfindungen in Performances und tanzen die Krise. Ihre Tänze eröffnen einen Raum, der sich jeglicher Rationalität entsagt und auf die Kraft des Fühlens setzt.</div> <div> </div> <div><strong>4. Der Forschungsbericht</strong></div> <div><span style="line-height: 1.5;">Eine Reflexion des Projektes beinhaltet eine Analyse des Arbeitsprozesses, der Forschungsmethoden, der Probleme und des Potenzials der filmischen Ethnografie.</span></div> <div>Wie Ausschnitte aus dem Forschungstagebuch von Caroline Schaper zeigen, glich unser Projekt mehr einer Suche nach der Krise als der Antwort darauf, was „Krise“ eigentlich genau ist.</div> <div> </div> <div> </div> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/krise" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Krise</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/tanz" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Tanz</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/t%C3%A4nzerinnen" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Tänzerinnen</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/reflexion" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Reflexion</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/methoden" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Methoden</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/analyse" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Analyse</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/film" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Film</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/abschlussbericht" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Abschlussbericht</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-e3ec626c00ee3ff2497f21a3632d9281"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-199" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/Anna%20%20Performance%202_1.jpg" width="680" height="453" alt="" /> </div> </div> <div id="file-200" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/Karla%20Performance%201.jpg" width="680" height="453" alt="" /> </div> </div> <div id="file-201" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/Sarah%20Performance.jpg" width="680" height="453" alt="" /> </div> </div> </div> </div> <div class="views-field views-field-field-media-text"> <div class="field-content"><div id="file-204" class="file file-application file-application-pdf"> <div class="content"> <span class="file"><img class="file-icon" alt="" title="application/pdf" src="/ssoc/modules/file/icons/application-pdf.png" /> <a href="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/Eine%20Forschung%20ein%20Jahr_0.pdf" type="application/pdf; length=44729">Eine Forschung ein Jahr.pdf</a></span> </div> </div> , <div id="file-203" class="file file-application file-application-pdf"> <div class="content"> <span class="file"><img class="file-icon" alt="" title="application/pdf" src="/ssoc/modules/file/icons/application-pdf.png" /> <a href="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/Auf%20der%20Suche%20nach%20der%20Krise.pdf" type="application/pdf; length=69956">Auf der Suche nach der Krise.pdf</a></span> </div> </div> , <div id="file-205" class="file file-application file-application-pdf"> <div class="content"> <span class="file"><img class="file-icon" alt="" title="application/pdf" src="/ssoc/modules/file/icons/application-pdf.png" /> <a href="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/Dancing%20the%20Crisis_Byun.pdf" type="application/pdf; length=110227">Dancing the Crisis_Byun.pdf</a></span> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Sun, 01 Sep 2013 17:24:19 +0000 Caroline Schaper 211 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/211#comments Mit der Kamera ins Feld- Video als qualitative Methode KrisenKreativProteste. Kein Spaß ist auch keine Lösung. Ein Forschungsbericht. http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/208 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/49">KrisenKreativProteste – Kein Spaß ist auch keine Lösung!</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><div style="margin-top:0px;margin-right:0px;margin-bottom:0px;margin-left:0px;font:normal normal normal 12px/normal Arial">Wir haben uns im Rahmen des Studienprojektes “Wie klingt die Krise?” mit aktuellen Formen von kreativem und spaßvollem Straßenprotest im urbanen Raum Berlin beschäftigt. Uns interessierte, wie und ob sich politischer Straßenprotest in Zeiten der aktuellen Krise verändert und wie durch Krise(n) im Sinne des Konzeptes der “Vielfachkrise” (Demirovic u.a. 2010) neue Protestformen im öffentlichen Raum sichtbar werden. Des Weiteren haben wir uns die Frage gestellt, warum sich die AktivistInnen für kreative Protestformen entscheiden und welche Rolle Spaß im politischen Protest spielt.</div> <div> </div> </div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-83f0b241c3ac378097e7bdc34173dedd"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-197" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/DSC_0115.JPG" width="680" height="452" alt="" /> </div> </div> </div> </div> <div class="views-field views-field-field-media-text"> <div class="field-content"><div id="file-196" class="file file-application file-application-pdf"> <div class="content"> <span class="file"><img class="file-icon" alt="" title="application/pdf" src="/ssoc/modules/file/icons/application-pdf.png" /> <a href="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/KrisenKreativProteste.pdf" type="application/pdf; length=253072">KrisenKreativProteste.pdf</a></span> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Tue, 06 Aug 2013 14:13:53 +0000 Jette Mögel 208 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/208#comments Unerwartete Solidaritäten http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/206 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/57">Antirassismus in der Krise</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p> <style type="text/css"> <!--/*--><![CDATA[/* ><!--*/ P { margin-bottom: 0.08in; } /*--><!]]>*/ </style></p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong>Zeiten des Unerwarteten</strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in">Mit der Krise verbinde ich Zeiten des Unerwarteten. Es ist wohl Teil meiner Berufskrankheit, mich eben zu diesen überraschenden Momenten hingezogen zu fühlen. So verhält es sich auch mit den Ereignissen in der Türkei, die sich ihren Weg durch diverse Kanäle (Bekannte, social media, Presse) bis nach Berlin gebahnt haben: Sie berühren mich und vieles, was ich vorher noch wusste, stimmt plötzlich nicht mehr. Und so scheint es nicht nur mir zu gehen.</p> <p style="margin-bottom: 0in">Die Ereignisse der letzten Tage strafen die pessimistischen Einschätzungen Lügen, dass sich nie etwas ändern wird. Genauso wenig stimmt für diese Momente das Credo, das Krise oder Verelendung die Menschen früher oder später auf die Straße treibt. Schließlich kann so weder erklärt werden, wieso gerade im Vorzeigemodell der islamisch-neoliberalen Türkei das Projekt eines neuen Einkaufszentrums – dort, wo sich der Gezi-Park in Istanbul befindet – zur Schaubühne des Protests wird (während bei anderen Ereignissen in Istanbul oder andernorts in ähnlichen Situationen nichts passierte); noch kann begriffen werden, was dort gerade entsteht oder welche Rolle Zufälle darin spielen. Doch es scheint, als hätte der Gezi-Park-Protest in Istanbul die Grenzen bislang möglicher Kooperationen schon gesprengt und als würden in einer spannungsgeladenen Zusammensetzung Alternativen längst gemeinsam praktiziert.</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong>Her yer Taksim!</strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">Die Proteste in Istanbul und an vielen anderen Orten lösen etwas in Berlin aus. Hunderte bis Tausende gehen in Berlin zu (spontanen) Kundgebungen und Demonstrationen, basteln Schilder, bemalen ihre T-Shirts, Veranstaltungen finden statt, facebook schäumt über vor Bildern oder Viedos von hier und da, es gibt Flashmobs von den </span><em><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"><span style="font-style: normal">Çapulcu 36 (siehe Foto)</span></span></em><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">, Gespräche, Euphorie, es wird gesungen, Artikel geschrieben, einige fliegen prompt nach Istanbul und die die bleiben hängen 24/7 an ihren internetfähigen Handys. Binnen Minuten lernen verschiedenste Menschen die türkischen Slogans vom Taksim-Platz und rufen gemeinsam “</span><span style="font-variant: normal"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"><span style="font-style: normal">faşizme </span></span></span><em><span style="font-variant: normal"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"><span style="font-style: normal">karşı omuz omuza</span></span></span></em><em>” </em><em><span style="font-variant: normal"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"><span style="font-style: normal">oder</span></span></span></em><em> “</em><em><span style="font-variant: normal"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"><span style="font-style: normal">Her Yer Taksim Her Yer Direniş</span></span></span></em><em>”</em><em><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">. </span></em></p> <p style="margin-bottom: 0in">Noch ist unklar, ob und wie sich diese solidarischen Praktiken verstetigen werden. Eine diffuse und stark affektive Anteilnahme an den Protesten in der Türkei wird dabei schon jetzt deutlich – sie knüpft sehr häufig an Erfahrungen und Geschichten der Berliner türkischen Linken aus der eigenen Familie oder dem Bekanntenkreis, <span style="background: transparent">aber auch </span>an alte Konflikte an, denen mit großer Aufregung begegnet wird. Ebenso sind AkteurInnen aus den Protesten gegen Gentrification und die global verstreuten Platzbesetzungen der letzten Jahre in dieser Solidarität präsent. Prozesse der Gentrifizierung und der zunehmenden Unzufriedenheit mit der repräsentativen <span style="background: transparent">Demokratie</span> sind beide sowohl in Istanbul als auch in Berlin lokal verankert und gleichzeitig zutiefst global.</p> <p style="margin-bottom: 0in"> </p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong></strong></p> <style type="text/css"> <!--/*--><![CDATA[/* ><!--*/ P { margin-bottom: 0.08in; } /*--><!]]>*/ </style><p>S-O-L-I-D-A-R-I-T-Ä-T</p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong><strong><strong> </strong></strong></strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong><strong>Solidarität mit den Protesten mit Istanbul ist zwar kompliziert, aber nicht unmöglich. Während auf dem Taksim-Platz an alternativen Modellen gearbeitet wird, sind darin die materiellen Bedingungen, unter denen Individuen Anteil an der Wirklichkeit haben (können), schon reflektiert. Doch wie sähe das für Berlin in Bezug auf die Proteste in der Türkei aus? Springt der Funke über?</strong></strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong><strong>Vermutlich wird bald schon skeptisch auf Unterschiede als Problem für diese Solidarität verwiesen – auf politische Unterschiede oder auf die entlang von Zugehörigkeiten, Geschichten oder Betroffenheiten. Diese Unterschiede sind sicher existent und sie sollen nicht übergangen werden. Doch was wäre, wenn sie der falsche Ausgangspunkt für Solidarität sind? Schließlich sollte nicht der Fehler gemacht werden, zu implizieren, dass Unterschiede und Gemeinsamkeiten naturwüchsig seien. Diese Argumentation führt schnell dazu, den Status quo noch zu untermauern (z.B. indem für eine Solidarität zwischen Nationalstaaten eingetreten wird oder die Unterschiede letztlich Gemeinsamkeiten verbieten – oder umgekehrt).</strong></strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong><strong>Das Problem ist vielmehr, nicht nur zu verstehen, welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten bestehen, sondern vor allem auch, <i>wie</i> diese entstehen und weche Bedeutung sie in Kämpfen erlangen. Das ist wichtig, um nicht bei “There is no alternative” zu landen, was wie gesagt in vielen Momenten der stattfindenden Proteste praktisch und affektiv aufgebrochen wurde.</strong></strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong><strong>Wie wird es also weiter gehen, wenn die Zeit bilateraler Solidaritäten vorbei ist? Eine Vermutung dazu ist, dass die bestehenden Kämpfe von Kotti&amp;Co, dem Bündnis gegen Zwangsräumungen und die Proteste der Geflüchteten auf dem O-Platz ein Teil dieser Reflektion werden müssen, so schwierig und widersprüchlich das Verhältnis zueinander auch sein mag. Wer ihnen zuhört, lernt, dass sie schon längst an alternativen Modellen des Gemeinschaftlichen arbeiten, ähnlich wie die Bewegung auf dem Taksim-Platz. Und auch sie kamen alle unerwartet.</strong></strong></p> <p style="margin-bottom: 0in"><strong><strong><strong> </strong></strong></strong></p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/taksim-gezi-capulcu-berlin-solidarit%C3%A4t" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Taksim Gezi Capulcu Berlin Solidarität</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-a804b7c009d481c1cf02a8c2ee8aa8b9"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-195" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/988645_10151637784404336_295243139_n.jpg" width="680" height="453" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Fri, 14 Jun 2013 21:28:04 +0000 sabrina apicella 206 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/206#comments Klänge der Undurchdringlichkeit http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/204 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/55">Debt&#039;s Life</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm"><font face="Calibri, sans-serif">Tore, </font></p> <p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm"><font face="Calibri, sans-serif">Mauern, </font></p> <p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm"><font face="Calibri, sans-serif">knallende Türen,  </font></p> <p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm"><font face="Calibri, sans-serif">Rascheln von Schlüsseln,</font></p> <p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm">das Klacken der Schlösser,</p> <p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm"><font face="Calibri, sans-serif">Klopfen, Warten, gehorsames Grüßen,</font></p> <p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm"><font face="Calibri, sans-serif">kurze knappe Ansagen</font><font face="Calibri, sans-serif">, Fragen, Weisungen, </font></p> <p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm"><font face="Calibri, sans-serif">Witze, Zurückweisungen, Lautsprecheransagen... </font></p> <p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm"> </p> <p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm"><font face="Calibri, sans-serif">Durch die Gänge einer Justizvollzugsanstalt (JVA) zu wandeln, bedeutet auch eine mit Geräuschen dicht gefüllte Landschaft zu durchlaufen, die vor allem eines zu sein scheint: Ein Raum, der durch und durch mit hierarchischen Beziehungen durchzogen ist. Die gilt es zu (re-)produzieren, sollen die Beziehungen zwischen Gefangenem und Personal, dem Inneren des Gefängnisses und der Außenwelt weiter so Bestand haben. Die Gefangenen schauen auf den Boden und grüßen mit einstudierter Freundlichkeit das Personal. Durch die Lautsprecher hallt eine Stimme, die vorgibt wer wo wann zu sein hat. Sie taktet den Gefängnisalltag. Die Schlösser und Tore, die Wächterinnen, das Gitterrasseln und das Piepen der Sicherheitstüren trennen die Gesellschaft und die Gefangenen, vor denen sie geschützt werden sollen.</font></p> <p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm"><font face="Calibri, sans-serif">Während der Forschung, hatten wir genau dort - an und in den Mauern des Gefängnisses - unsere größten Schwierigkeiten einen vertrauensvollen Umgang vonseiten der Gefängnisleitung zu etablieren, was uns den Eintritt in dieses Feld wesentlich erschwert hatte. Die Geräuschcollage, ein chronologischer Zusammenschnitt der dortigen Beobachtungen, versucht die Problematik des <em>Gatekeeping</em> hörbar zu machen und damit </font><font face="Calibri, sans-serif">eben jene Schwierigkeit in ein Feld Zutritt zu erlangen, da bestimmte Punkte nicht überwunden werden können</font></p> <p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm"> </p> <p align="JUSTIFY" style="margin-bottom: 0cm"> </p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/jva-pl%C3%B6tzensee" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">JVA Plötzensee</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/gef%C3%A4ngnis" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Gefängnis</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/gatekeeping" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Gatekeeping</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-84525e80a324cd002804ac77eb0c4791"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-194" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/ClosedDoor.jpg" width="680" height="513" alt="" /> </div> </div> </div> </div> <div class="views-field views-field-field-media-audio"> <div class="field-content"><div class="mediaelement-audio"><audio src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/Gate%20Keeper%20Problem.mp3" class="mediaelement-formatter-identifier-1447669102-0" controls="controls" ></audio></div></div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Tue, 07 May 2013 15:51:39 +0000 Martin Schinagl 204 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/204#comments "The government don't have money" http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/blogs/government-dont-have-money <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/184">Who speaks the crisis? Voices in the Republic of Cyprus</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p>Bei meinem ersten Besuch in der Sammelunterkinft "Kofinou" waren die Auswirkungen der Krise ganz deutlich: Den dort lebenden Menschen wurde das Frühstück gestrichen. Außerdem berichteten Betroffene auch von der Streichung der Schulbustickets für die Kinder, von Windeln und Milchpulver für Babies. Protesten gegen diese Kürzungen wurde mit Restriktionen, wie Verbote die Waschmaschine zu benutzen, begegnet. Laut Aussage einiger Betroffener war die einzige Begründung "the government don't have money".</p> </div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-42db7117f3fef27eb8d48012fe73c12c"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-184" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/DSC00250.JPG" width="680" height="383" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Mon, 22 Apr 2013 12:08:56 +0000 Stella Lutz 199 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/blogs/government-dont-have-money#comments Die Krise ist "jung" http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/195 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/56">Krisen-Migration aus Europa, nach Berlin</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p> </p> <p><strong>Die Krise ist jung</strong></p> <p>Kein Ende in Sicht? Die ILO-Studie zeigt Rekordzahlen der Arbeitslosenquote in Südeuropa. Betroffen davon sind weiterhin vor allem Jugendliche.</p> <p>Aus den Auswertungen der <a href="http://www.ftd.de/politik/europa/:statistik-der-ilo-spaniens-arbeitslosigkeit-bricht-weltrekord/70088251.html"><u>ILO Studie</u> </a> geht hervor, dass ca. 55 % der unter 24-Jährigen  in Griechenland und Spanien von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Die Prognosen gehen davon aus, dass sich die Zahlen bis 2015 nicht wesentlich verbessern werden. Damit zeigt der ILO-Bericht auch, wie falsch die Einschätzungen der IWF, EU und<u> EZB </u>waren. Die Erwerbslosigkeit wurde nur halb so hoch prognostiziert.</p> <p> </p> <p><img src="http://www.faz.net/polopoly_fs/1.1759041!/image/4170368537.jpg_gen/derivatives/article_aufmacher_gross/4170368537.jpg" /></p> <p>Quelle <a href="http://www.faz.net/polopoly_fs/1.1759041!/image/4170368537.jpg_gen/derivatives/article_aufmacher_gross/4170368537.jpg" style="font-size: 1em; line-height: 1.5;">http://www.faz.net/polopoly_fs/1.1759041!/image/4170368537.jpg_gen/derivatives/article_aufmacher_gross/4170368537.jpg</a></p> <p> </p> <p>Vor, nach und während meines Filmprojekts habe ich mit jungen StudentInnen und UniabsolventInnen aus „Krisenländern“ in Berlin gesprochen. Die Hoffnungslosigkeit bei einigen ist sehr groß. Die meisten, mit denen ich gesprochen habe, wissen, dass das Leben hier auch kein <a href="http://www.ftd.de/politik/europa/:migrationstudie-deutschland-das-zuwandererparadies/70056141.html"><u>„Zuwandererparadies“</u></a>  ist. Auch hier findet sich nicht gleich ein Job in dem erlernten Berufsfeld. Oft findet sich aber auch kein Job in anderen Berufsfeldern. Arbeiten in der Gastronomie, in der oftmals Englischkenntnisse ausreichen, sind mittlerweile rar geworden.</p> <p><em>„Meine Generation hat die beste Qualifikation in spanische Historie. Fast alle haben in Universität studiert. (…) Wir sprechen Sprachen. Aber wir haben KEINE Arbeitsmöglichkeit: findet fast jeder zweite junge Mensch keinen Job...Die Arbeitslage in Spanien ist katastrophal. Es gibt keine Angebote. Ich kenne viele Arbeitslose, und diejenigen, die arbeiten, tun dies nicht mehr unter den gleichen Bedingungen wie noch vor einigen Jahren. Die Arbeitslosigkeit steht auf der Tagesordnung. Ich denke, dass die Wirtschaftskrise in Spanien sehr plötzlich gekommen ist und sie nur sehr langsam, fast unbemerkt, bewältigt werden wird. (…) Ich weiß,  dass hier nicht einfach ist, ein Arbeit finden...Die Lage ist hier etwas besser als in Spanien, da die Wirtschaftskrise nicht so ausgeprägt ist. Trotzdem ist es schwierig, Arbeit zu finden. (…) Ich glaube, ich muss noch mehr Deutsch lernen bis ich einen Job bekomme.“ </em>(Clara, 27, Agraringenieuren aus Spanien)</p> <p> </p> <p>Zu viele Spanier?</p> <p>Mehr als 3000 Spanier sind 2011 laut <a href="http://www.tagesspiegel.de/zeitung/spanier-in-berlin-hier-steppt-der-stier/6309624.html"><u>Tagesspiegel</u></a> nach Berlin gekommen. Das Bild scheint sich in unserem Alltag zu bestätigen. Wir hören immer mehr spanisch sprechende Menschen in der U-Bahn und am Nachbartisch in der Kneipe. Auch der Kellner selbst spricht spanisch. Viele Sprachschulen sind überbucht, neue Deutschlehrer werden gesucht. Diese Erfahrungen, Bilder und Eindrücke habe ich im Alltag und während meines Projektes gesammelt. María, eine der Protagonistin aus meinem Filmprojekt, sprach auch mit mir darüber. Sie werde immer wieder von Bekannten aus Spanien gefragt, ob sie ihnen bei einer Wohnungssuche und Jobvermittlung helfen könne. Mittlerweile sind es auch völlig Unbekannte, die sie fragen. Sie haben über mehrere Ecken erfahren, dass María in Berlin lebt und hier mittlerweile viele Leute kennt. Sie selbst könne aber nur sehr selten weiterhelfen.</p> <p>Die hohen Arbeitslosenzahlen erfordern Lösungswege. Aber wie können diese aussehen? Zahlreiche und vielfältige Bestrebungen der Bundesregierung gut ausgebildete Jugendliche nach Deutschland zu akquirieren als ein Ausweg? Fragwürdig. Denn „Fachkräfte“ werden auch in Spanien, Griechenland oder Portugal gebraucht. Der Trend der Abwanderung führt zu weiteren Folgen für hochverschuldete Länder in naher Zukunft. "Tausend junge Ingenieure, die gehen - das ist ein volkswirtschaftlicher Schaden von 50 Millionen Euro." (<a href="http://www.dgb-jugend.de/dgb_jugend/newsletter_soli/artikel_suchen/soli-artikel_2012/soli-artikel_12_12/die_krise_ist_jung"><u>Bundesjugendsekretär des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Michael Trinko</u></a>) </p> <p><em> „Wenn das so weitergeht, wird Spanien bald leer sein und nur noch alte Menschen werden dort leben.“</em> (Clara) Dieser Aussage begegnete ich während meiner Forschung oft.</p> <p>Wie wird es weitergehen?</p> <p> Wird die Finanzkrise zu einer sozialen Krise? Dies geht aus dem <a href="http://www.tagesschau.de/wirtschaft/kommentar-sozialbericht100.html"><u>EU-Sozialbericht</u></a>  hervor. <em>„Europa könnte seine Zukunft verlieren. (…) </em><em>Menschen haben keine Hoffnung mehr. Sie können ihre Energie und ihr Wissen nicht für den Aufbau der Wirtschaft einsetzen. Das ist fatal. Hier müssen die Mitgliedsstaaten ansetzen können. Auch mit Ausgaben, die die Verschuldung vorübergehend erhöhen. Es geht um Gründungsinitiativen, duale Ausbildungswege, Förderungen. Wenn es nicht gelingt, junge Menschen in Arbeit zu bringen, verliert dieser Kontinent seine Zukunft.“</em><a href="http://www.tagesschau.de/wirtschaft/kommentar-sozialbericht100.html">(<u>Christoph Pössl</u>) </a></p> <p>Ist die Finanzkrise nicht schon längst zu einer sozialen Krise geworden?</p> <p>Von einer „neuen Kluft“ spricht <a href="http://www.tagesschau.de/wirtschaft/neuer-minusrekord-bei-arbeitslosigkeit-in-der-eurozone100.html"><u>EU-Sozialkommissar Lázslo Andor</u></a>.  Der Süden versinke in Armut und Arbeitslosigkeit, der Norden uns besonders Deutschland stiegen auf.</p> <p>Die gegenwärtigen Prozesse und Überlegungen zu Europa beschäftigen auch María, einer der FilmprotagonistInnen. In einem Gespräch hielt sie fest: „Was ist eigentlich dieses Europa?" Keine neue Frage in Diskursen innerhalb unseres Fachs. Sie bekommt aber vielleicht aufgrund der „Krise“ und dessen Folgen ein neues Gesicht. </p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/arbeitslosenquote-jugend-migration-berlin" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Arbeitslosenquote Jugend Migration Berlin</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-072f70c9bf6327ecddaf4e687b6203c8"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-180" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/4170368537.jpg" width="600" height="337" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Thu, 18 Apr 2013 13:01:25 +0000 Keren Kraus 195 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/195#comments Wie klingt Affekt in Bewegung? - Der Sound portugiesischer Anti-Austeritäts-Proteste. Ein Forschungsbericht. http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/193 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/51">Affekte in Bewegung</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p>Im September und November 2012 haben sich in Lissabon Hunderttausende in Demonstratio­nen und Streiks gegen die Sparmaßnahmen der Regierung zur Wehr gesetzt. Klangaufnahmen von diesen Protesten und von Interviews mit Aktivist_innen bilden das Datenmaterial dieser Forschung. Ich gehe davon aus, dass Affekte in Protesten eine auditiv wahrnehmbare Dimen­sion haben, mit Auswirkungen auf Zuhörende, auf die Forscherin und den Forschungsprozess. Eine Soundanalyse bietet einen neuen, nicht nur auf den textlichen Inhalt begrenzten Zugang.</p> <p>Diese Gedanken haben sich für mich erst im Laufe der Forschung und der Analyse des Mate­rials als zentral herausgestellt. Zunächst hatte ich Schwierigkeiten, mit der experimentellen Herangehensweise der Forschung mit Sound zurechtzukommen und sie in meiner Forschung zu aktuellen Protesten in Portugal anzuwenden. Ich hatte zwar viele Stunden an Soundauf­nahmen von verschiedenen Protesten und Interviews mit Aktivist_innen gesammelt, wusste aber nicht so richtig, wie ich dieses Material nun auswerten sollte und worin der Mehrwert gegenüber mir schon bekannten Methoden wie Feldtagebuchaufzeichnungen lag. Doch dann gab es einen Schlüsselmoment, der mich ermutigte, doch noch genauer hinzuhören. Bei der Vorstellung einer Soundaufnahme im Seminar, die ich bei einer Sitzblockade im Rahmen ei­nes Streikpostens gemacht hatte, war ich überrascht: Ohne die Sprache zu sprechen und den Kontext zu kennen, haben die Zuhörenden doch viel verstanden. Sie hörten Körper, die sich schnell bewegten, und eine kollektive Performance von Stimmen. Und sie konnten auch hö­ren, wie ich mich als Forscherin in dieser Situation positionierte – ein Aspekt, den ich bis jetzt völlig ignoriert hatte: Sie verstanden, dass ich mich der Sitzblockade mit dem Aufnahmegerät abwechselnd näherte und mich von ihr entfernte, und dass ich Abstand nahm, als Polizei zu hören war. Durch die Aufnahme meiner physischen Reaktion auf die Situation wurde ein Teil der Atmosphäre des Streiks hörbar.<br />Diese Erfahrung zeigte mir, dass es sich doch lohnt, bewusst auf Inhalte zu achten, die nicht rein visuell erfassbar sind. Außerdem war sie ein Anlass, neu über Objektivität und Subjekti­vität im Forschungsprozess und über die Bedeutung von Körperlichkeit bei politischen Pro­testen nachzudenken.</p> <p>Ungefähr zur gleichen Zeit begann ich, mich auf theoretischer Basis mit der affektiven und emotionalen Dimension von Protesten zu beschäftigen. Laut Brian Massumi, der sich wiede­rum auf Spinoza bezieht, ist Affekt eine Ressource von Kreativität und Potential. Ihre Logik zu untersuchen sei essentiell, um Macht im politischen Kontext zu verstehen. Massumi for­dert, dass Affektmodulation auch in alternativen politischen Praktiken genutzt werden soll. Mich interessierte, inwiefern verschiedene Gruppen von Aktivist_innen in Lissabon Affekt­modulation bei Protesten einsetzen, um Ziele wie etwa die Teilnahme möglichst vieler Perso­nen an Demonstrationen zu erreichen.</p> <p>Nach der Listening Session im Seminar wurde mir bewusst, dass es genau diese affektive Di­mension ist, die durch die Aufnahme hörbar wurde. Affekte sind etwas, das zwischen Körpern stattfindet und sich körperlich manifestiert. Über sie nachzudenken, stellte sich also als sinn­volle Ergänzung heraus, um das, was zwischen Körpern in Situationen wie einem Streikpos­ten passiert, zu verstehen.</p> <p>Ich möchte in diesem Bericht einen Schwerpunkt auf die Methoden legen; trotzdem werde ich nicht umhin kommen, mein methodisches Vorgehen im Zusammenhang mit theoretischen Konzepten zu setzen, da eine gegenseitige Verwobenheit besteht. Ich gehe also davon aus, dass Affekte in politischen Protesten nicht nur große Bedeutung haben, sondern dass sie auch – zumindest teilweise – hörbar sind. Sie können durch die Klänge von Protesten verstanden werden: Die Art, wie jemand bei einem Interview spricht, nicht nur der Inhalt eines politi­schen Slogans sondern auch, wie er gerufen wird, die Tatsache, dass manches auf einer De­monstration hörbar ist und manches nicht etc. Und ich nehme auch an, dass Zuhörende von Klängen affiziert werden können, dass die Klänge also bestimmte Affekte bei ihnen auslösen. Daraus ergaben sich für mich verschiedene Fragen, die zentral für die Forschung werden sollten: Wie klingt Affekt in Demonstrationen und Streiks, und welches Potential setzt er frei? Gibt es Unterschiede in der affektiven Dimension – und der Nutzung von Affektmodulation – zwischen verschiedenen Arten von Protest? Was kann eine Reflektion über ihren Klang zur Untersuchung sozialer Bewegungen beitragen?</p> <p>Das Material habe ich während einer mehrwöchigen Feldforschung im September und einer zweiten, kürzeren Forschungsphase im November 2012 in Lissabon aufgenommen. In beiden Phasen fanden jeweils wichtige Proteste statt. Am 15. September rief das Protestbündnis <em>Que se lixe a troika</em>, das sich erst wenige Wochen zuvor formiert hatte, zu einer Demonstration auf, die eine der größten in den letzten Jahrzehnten in Portugal werden sollte. Wenige Tage zuvor hatte Premierminister Pedro Passos Coelho Steuererhöhungen im Rahmen neuer Spar­maßnahmen angekündigt, die für die Mehrheit der portugiesischen Bevölkerung massive Lohnkürzungen bedeutet hätten – sicherlich der Hauptgrund für die hohe Beteiligung. In den folgenden Wochen hörten die Proteste nicht auf, bis am 14. November viele dem Aufruf zum Generalstreik der CGTP folgten, einem der beiden großen portugiesischen Gewerkschaftsver­bände.</p> <p>Auf diesen beiden Protestveranstaltungen liegt der Schwerpunkt meiner Forschung. Das Ma­terial besteht nicht nur aus Tonaufzeichnungen, die ich im Feld – also während der Demonstrationen und der Streikposten – gemacht habe, sondern auch aus Feldnotizen zu teil­nehmenden Beobachtungen und informellen Gesprächen mit Aktivist_innen, aus Interview­aufnahmen mit Aktivist_innen und den zugehörigen Feldtagebuchaufzeichnungen. Ich halte es für sinnvoll, mit einem Einblick in meinen theoretischen Hintergrund zu beginnen, bevor ich einige auditive Aspekte in den Fokus stelle.¹</p> <p> </p> <p><strong>Affekt in der Erforschung von sozialen Bewegungen – ein kurzer Überblick über den theoretischen Hintergrund</strong></p> <p>Bis vor kurzem wurde die Thematisierung von Emotionen und Affekten in Forschungen über soziale Bewegungen meist tunlichst vermieden, und auch heute ist der Umgang damit ambi­valent. Ein Grund dafür ist die Gleichsetzung von Emotionen mit dem Irrationalen, einherge­hend mit einer Pathologisierung und Delegitimierung alternativer politischer Praktiken, wie sie etwa von Gustave Le Bon in seiner Massenpsychologie entwickelt wurde und noch heute in hierarchisierten politischen und medialen Diskursen auffindbar ist.²<br />Mit dieser Problematik im Hinterkopf habe ich mich dem Thema zunächst von Brian Massumis Affekt-Begriff ausgehend genähert, um diesen dann im Vergleich mit anderen the­oretischen Ansätzen zu ergänzen und zu relativieren.</p> <p>Massumi definiert Affekt mit der Fähigkeit eines Körpers, zu affizieren und affiziert zu wer­den (Massumi 2010:59). Affekt ist nicht nur individuell und subjektiv, sondern der Fokus liegt auf dem, was dazwischen liegt, auf potentiellen Beziehungen zwischen Körper und ihrer Umgebung, auf Interaktionen. Nach Spinoza ist Affekt eine Art vages, körperliches Denken, das Potential freisetzt. Wie Massumi erklärt, gilt dies sogar für allgemein als negativ geltende Affekte wie Wut, da diese zum Beispiel die Rekonfiguration einer Situation erzwinge.</p> <p>Für Massumi ist die Unterscheidung zwischen Affekt als offen, unbenannt und unbewusst und Emotion als sein kodierter, in konventionellen Worten artikulierter und kanalisierter Ausdruck wichtig; für diese Arbeit sehe ich aber von einer Trennung ab und betrachte Affekt und Emo­tion stattdessen als zwei verschiedene Komponenten, die nur unterschiedliche Schwerpunkte legen, aber zutiefst miteinander verwoben sind.³ Affekte sind weder völlig unbewusst noch völlig bewusst. Sie sind zwar fluid und nicht immer artikulierbar, aber auch nicht autonom oder präsozial, da sie immer von und zwischen Menschen produziert werden und daher auch immer von sozialen Konventionen und emotionalen Kodierungen beeinflusst sind – selbst, wenn diese von Individuen oder Gruppen gebrochen werden können.⁴</p> <p>Eine Reduzierung von Affekten auf das Unbewusste würde außerdem eine akteurszentrierte Perspektive außer Kraft setzen. Affekte sind nicht immer logisch und vorhersehbar, aber sie können auch rationale Praktiken sein, die performativ eingesetzt werden um bestimmte Ziele zu erreichen, z.B. durch ein bewusstes Benennen von bislang unbenannten Emotionen, wie Gould am Beispiel von feministischen Bewegungen zeigt (Gould 2010:34). Monique Scheer hat dafür den Begriff „Emotionspraktiken“ geprägt (Scheer 2011:68).</p> <p>Trotzdem war Massumis Konzept wichtig für meine Analyse – seine Betonung der Körper­lichkeit und des Dazwischens hilft, Subjektivität neu zu denken, wozu ich später zurückkom­men werde. Außerdem legt er einen Schwerpunkt auf die Bedeutung von Affekt und die Kontrolle von Menschen durch Affektmodulation in kontemporären politischen Praktiken (vgl. Massumi 2010). Dies ließ mich fragen: Was ist die Funktion und das Potential von Af­fekten in den Lissabonner Protesten als alternative politische Praktiken, und wie werden sie eingesetzt? Die Frage, wie davon nicht zuletzt auch ich als Forscherin beeinflusst werde, war wichtig für meine methodische Herangehensweise.</p> <p> </p> <p><strong>Meine Erfahrungen mit Soundaufnahmen als ethnographische Methode und die Hörbarkeit von Affekt</strong></p> <p>Wir haben uns im Seminar Klang als Methode sehr experimentell angenähert. Die Herange­hensweise hatte wenig damit zu tun, wie Sound Studies beispielsweise in der gleichnamigen Forschungsrichtung gelehrt werden. Natürlich ist mir klar, dass wir im Alltag viel zu wenig zuhören und es Sinn macht, erst einmal zu lernen, richtig hinzuhören, aber es hat lange ge­dauert, bis ich das in meiner Forschung umsetzen und eine Verbindung zu meinen Themen herstellen konnte.</p> <p>Das Modell der vier Dimensionen des Hörens von Pierre Schaeffer (vgl. Chion 1983) hat mir dabei geholfen, obwohl ich es nicht systematisch angewandt habe. Wenn Menschen gefragt werden, was sie hören, identifizieren sie normalerweise die Quelle des Tons. Beim Hören einer Aufnahme einer großen Demonstration würden beispielsweise viele sagen, sie hören politische Slogans, ein Megafon und Trillerpfeifen. Schaeffers Modell ermöglicht es, sich über andere Dimensionen als die Indexikalität Gedanken zu machen, wie etwa die soziale und symbolische Bedeutung eines gewissen Tons, Erinnerungen, die ein Soundobjekt bei den Hö­renden auslöst – und körperliche Reaktionen darauf. Die gleiche Aufnahme der Demonstra­tion könnte für die Zuhörenden zum Beispiel nach Energie, Wut und Empörung klingen, sie könnten hören, dass das Mikrofon inmitten der Menge positioniert war, dass die Aufnahme bei ihnen Gänsehaut auslöste oder sie plötzlich aufgeregt waren, weil sie sich an eine erfolg­reiche Demonstration erinnerten, an der sie selbst teilgenommen hatten.</p> <p>Beim wiederholten Hören der Soundobjekte der Proteste und Streiks, die ich in Lissabon auf­genommen hatte, wurde mir bewusst, dass die affektive Dimension der Situationen auditiv anders übermittelt werden kann als durch Feldnotizen. Die Situation im Seminar, die ich in der Einleitung beschrieben hatte, ist nur ein Beispiel dafür, dass dies auch funktioniert, wenn Andere die Aufnahmen hören. Durch Sound werden Menschen affiziert – wahrscheinlich, weil wir auch mit unseren Körpern darauf reagieren, wie ich mit Schaeffer deutlich machen wollte. Wie Brandon LaBelle schreibt, kann Sound nicht ignoriert werden, sondern generiert Partizipation und bringt Körper zusammen (LaBelle 2010:xxiv).</p> <p>Trotz des Mehrwerts durch die Analyse von Sound gerade im Zusammenhang mit Affekt war mir jedoch nicht klar, wie ich Schaeffers Modell und die Soundanalyse allgemein für meine Auswertung systematisieren könnte. Daran müsste ich bei einer Arbeit mit Sound in der Zu­kunft noch arbeiten.<br />Ich denke, dass das Einsetzen von <em>Listening Sessions</em> mit Aktivist_innen nach dem Schema von Ultra Red sehr sinnvoll für eine gemeinsame Reflektion der aktivistischen Arbeit ist, aber für mich war eine solche Herangehensweise aufgrund meiner Position im Feld nicht realisier­bar. Ein wirklich kollaboratives Vorgehen war leider nicht möglich, da ich zu den Akti­vist_innen vor der Forschung keine Beziehungen hatte, nicht im Aktivist_innenmilieu invol­viert war und nur wenig Zeit für meine Forschung im Ausland hatte. Allerdings war ich über­rascht über das Interesse und die positiven Rückmeldungen zur Klanganalyse als Methode, die ich im Rahmen des Workshops „Protestos e Movimentos Sociais Contemporâneos em Portugal“ im Februar 2013 bekommen habe. Ich fände es interessant, auch in Zukunft von der Textzentriertheit abzuweichen, die akademisches Wissen meiner Meinung nach auch oft so elitär macht, und mit der Analyse von Klang zu arbeiten. Allerdings müssten die Methode des Aufnehmens selbst und die Analyse der Aufnahme noch deutlich systematischer gestaltet werden, als ich das bis jetzt gemacht habe.</p> <p>Aufnahmegeräte sind weniger selektiv als das menschliche Ohr. Im Feld habe ich das einge­setzt, indem ich versucht habe, sogenannte <em>Soundscapes</em> nach Murray Schafer aufzunehmen (Meintjes et al. 2010:330), um Situationen im Nachhinein so komplett wie möglich zu hören und diese Erfahrung auch anderen Zuhörenden bieten zu können. Man muss sich jedoch be­wusst sein, dass dies nicht die nötige Reflektion im wissenschaftlichen Prozess ersetzt. Wie bei allem empirischen Material sind es sind immer noch wir als Wissenschaftler_innen, die entscheiden, was hörbar gemacht wird und was still bleibt, und diese Entscheidungen müssen hinterfragt werden.</p> <p> </p> <p><strong>Ergebnisse der Forschung – Klänge von Emotionspraktiken in den Lissabonner Protesten</strong></p> <p>Massumi fordert eine performative und theatralische Annäherung an Macht (Massumi 2010:58). Was bedeutet dies für Affekt in Protesten, und wie wird das Potential der Affekt­modulation schon jetzt genutzt?<br />Eines der Ergebnisse meiner Forschung war, dass Aktivist_innen sowohl bei den Demonstra­tionen von <em>Que se lixe a troika </em>als auch im Rahmen des Generalstreiks Emotionspraktiken nach Monique Scheer nutzten, bei denen das Auditive eine wichtige Rolle spielte. Im Folgen­den erläutere ich zwei Beispiele dafür.</p> <p><u>Hörbar die Normalität unterbrechen: Der Generalstreik am 14. November</u></p> <p>Die Nutzung von Sounds durch Einzelne und Gruppen spielte eine wichtige Rolle, um Af­fekte im portugiesischen Generalstreik am 14. November 2012 zu generieren.<br />Wenn Gruppen, die keine Stimme haben, weil sie sich nicht von der politischen Elite reprä­sentiert fühlen, lautstark präsentieren, praktizieren sie Politik nach der Definition von Jaques Rancière: Sie machen sich hörbar und brechen mit der herrschenden Ordnung (Rancière 2002). In Protesten sind Klänge ein Werkzeug, um wortwörtlich eine Stimme zu bekommen und andere zu affizieren. Wie Brendon LaBelle schreibt, produzieren Demonstrationen eine Hörbarkeit „that seeks to overturn or overwhelm the written record, the law, and house rule with a meaning determined by volume“ (LaBelle 2010:109). Aktivist_innen setzen Klänge ein, um bestimmte Effekte bei den Protestierenden und auch bei Nichtbeteiligten zu evozie­ren. Einer dieser Effekte ist die Unterbrechung der Normalität, wie ich durch die Beschrei­bung eines Ereignisses zeigen werde, das sich während des Streikpostens der Fahrer_innen der Lissabonner Stadtbusse zugetragen hat.</p> <p>Ich war gerade mit einer Gruppe von Aktivist_innen beim Sitz des Unternehmens in einem Randbezirk Lissabons angekommen, als die Polizei anfing, eine Sitzblockade der Streikenden aufzulösen, die zum Zweck errichtet worden war, arbeitenden Fahrer_innen am Einhalten des Notfahrplanes zu hindern. Alles ging sehr ruhig und routiniert vor sich – die Polizisten trugen die Streikenden einzeln weg und setzten sie nach ein paar Metern wieder ab. Plötzlich begann eine junge Streikende zu schreien und zu kreischen, als sie vom Boden aufgehoben wurde, und hörte erst auf, als der Polizist sie wieder absetzte. Ein neben mir stehender Aktivist sagte zu mir, dass sie absichtlich schreie und ihr nichts passiere.<br />Die junge Protestierende führte eine Emotionspraktik nach Monique Scheer durch; von einem rationalen Blickwinkel aus war es nicht nötig, in dieser Situation zu schreien, da ihr Schreien nichts am Verhalten der Polizisten veränderte und keinen Einfluss auf den Verlauf der Situa­tion hatte, aber sie nutzte ihre Stimme und damit die Fähigkeit ihres Körpers, andere Körper zu affizieren. Die Aktivistin wandte emotionale Codes an, um die Routine zu stören. In einer emotionalen Gemeinschaft wie dieser löst ein solches Verhalten bestimmte Affekte aus (Ro­senwein 2002: 842) – Schreien lässt Menschen nicht kalt, wie die beschwichtigende Reaktion des Aktivisten neben mir zeigte. Doch welchen Zweck hat Affekt in politischen Protesten, wie Emma Dowling rhetorisch fragt, wenn nicht die Unterbrechung und Störung von Normalität (Dowling 2012a)?</p> <p><em><u>Que se lixe a troika</u></em><u> und die Nutzung emotionsgeladener Symbolik</u>⁵</p> <p>In der eben beschriebenen Situation im Rahmen des Streikpostens wurde Affektmodulation von einer Einzelperson genutzt, um hörbar zu stören. Genauso können durch Affekte aber auch Körper zusammengebracht werden, und es kann eine Atmosphäre der Zusammengehö­rigkeit geschaffen werden. LaBelle betont die Bedeutung von Musik bei Demonstrationen (LaBelle 2010:115). In der Geschichte Portugals spielt sie eine besondere Rolle: Bei der Nel­kenrevolution 1974 waren es zwei Lieder, die als Zeichen zum Beginn des Aufstandes dien­ten. Die Revolution stellt allgemein einen Moment in der portugiesischen Geschichte dar, der ein großes Potential an Affizierung innehat. Die kollektive Erinnerung daran ist voll von emotional aufgeladener Symbolik: Rote Nelken in Gewehrläufen, ein Lied mit einem Text voller Solidarität und Brüderlichkeit als Weckruf aus Jahrzehnten der Unterdrückung. Mich hat in meiner Forschung besonders überrascht, dass dies nicht nur ein verstaubter Diskurs ist, dessen Symbolik immer noch vor allem von der Kommunistischen Partei Portugals (PCP) und der ihr nahestehenden CGTP vereinnahmt wird, sondern die Protestierenden sich mit ihren Praktiken tatsächlich stark auf dieses Ereignis vor fast 40 Jahren beziehen.</p> <p>Bei den Demonstrationen von <em>Que se lixe a troika</em> spielen verschiedene Lieder eine bedeu­tende Rolle, die damals als Protestsongs in die Geschichte eingingen. Besonders häufig wurde <em>Grândola, Vila Morena</em> des Protestliedermachers Zeca Afonso gesungen, das bekannteste und symbolträchtigste von allen.<br />Ich argumentiere, dass die Aktivist_innen vor allem wegen seines affektiven Potentials darauf zurückgreifen. Es handelt sich um eine Art verkörperlichte affektive Erinnerung – die Sym­bolik der Nelkenrevolution wird benutzt, um ein Gefühl von Gemeinschaft, Solidarität und Macht zu schaffen. In diesem Fall ist die affektive Dimension deutlich wichtiger als die ideo­logische – die Revolution hält keine tatsächlichen Auswege aus der gegenwärtigen Situation bereit, aber die Affekte sind ähnlich: Viele Menschen fühlen sich nicht von der Regierung repräsentiert, und sie fühlen sich völlig machtlos demgegenüber. Diese Emotionen und die kollektive Performance der Körper beim Singen von <em>Grândola</em> ist wichtiger als der politische Kontext. Das Lied wurde in den Demonstrationen, die ich begleitete, unzählige Male gesun­gen; meistens stimmten die Organisator_innen es an, manchmal wurde es vom Original auf Tonband begleitet, andere Male von irgendeiner kleinen Gruppe in der Menge gesungen. Inte­ressant ist, dass die Aktivist_innen von <em>Que se lixe a troika</em> vor kurzem anfingen, das Poten­tial von <em>Grândola</em> systematisch in ihrem politischen Aktivismus einzusetzen. Eine große De­monstration im März 2013, die schon nach meiner eigentlichen Forschungsphase stattfand, hatte das Lied als zentrales Thema: Vom Motto angefangen, das mit „O povo é quem mais ordena“ – „Das Volk ist es, das am meisten regiert“ – die wohl bekannteste Liedzeile zitiert, bis hin zu medienwirksamen Aktionen, bei denen öffentliche Reden von Regierungspolitikern schon Wochen davor durch <em>Grândola</em>-Gesänge übertönt wurden, drehte sich alles um <em>Grândola</em>. Höhepunkt war ein zuvor angekündigtes und in mehreren Städten simultan statt­findendes gemeinsames Singen des Liedes am Ende der Protestkundgebung. Dieses Beispiel zeigt, wie Klänge und ihre affizierende Wirkung als politische Praxis zur Affektmodulation genutzt werden können. Nicht nur der Inhalt des Liedes steht dabei im Vordergrund, sondern auch die Atmosphäre, die dadurch geschaffen wird, das, was zwischen den Körpern beim Singen und Zuhören passiert. Interessant ist allerdings auch hier die Frage, wie weit dieses bewusste Beeinflussen von Emotionen gehen kann, um noch zu funktionieren. Wie Deborah Gould schreibt, geht das Potential von Affekten verloren, wenn diese zu sehr bewusst gelenkt werden. Affekt kann nur bis zu einem gewissen Punkt geplant werden – alles andere ist un­gewiss und unvorhersehbar. Auch bei <em>Que se lixe a troika</em> wurde dies deutlich. Nach der Ab­schlusskundgebung mit dem großen <em>Grândola</em>-Finale verlief die Demonstration schnell im Sand; im Gegensatz zu früheren Demonstrationen folgten keine Platzbesetzungen oder spon­tanen Protestzüge in Richtung des Parlaments. In Gesprächen mit einzelnen Protestierenden waren es gerade die fehlende Emotionalität und Spontaneität der Aktion und die reine Sym­bolhaftigkeit des Liedes, die mir als Gründe dafür genannt wurde. Zu früheren Zeitpunkten der Forschung wurden mir von Aktivist_innen neuer sozialer Bewegungen ähnliche Aspekte als Negativmerkmale von gewerkschaftlichen und parteipolitischen Protesten genannt, von denen sie sich mit ihren (auch affektiv) offeneren Protesten abgrenzten. Damit reagieren sie auch auf ein Bedürfnis nach anderen Formen politischer Subjektivitäten.⁶</p> <p> </p> <p><strong>Ausblick: Die affizierte Forscherin</strong></p> <p>Das Arbeiten mit Affekt als theoretischem Konzept und Sound als Methode ergänzte sich meiner Ansicht nach, stellte mich als Forscherin aber auch vor neue Herausforderungen und hielt mich dazu an, über meine Rolle im Forschungsprozess noch einmal neu nachzudenken. Affekt bestimmt keine kollektive Identität, sondern einen fluiden, nicht definierten Zustand, der neuen Formen nicht-repräsentativer Demokratie entspricht. Sich auf dieses Konzept zur Erforschung von Protest zu berufen, beinhaltet daher auch eine Art Subjektivitätskritik durch die Methodik. Wenn Affekt eine Dekonstruktion des Individuums ermöglicht, handelt es sich nicht nur um eine Theorie, sondern hat auch methodologische Konsequenzen. Liegt der Fokus auf den Beziehungen zwischen Menschen und Körpern, so ist eine Forschungsperspektive nötig, die auch die Affizierung der Forscherin berücksichtigt, denn diese zeigt mehr als nur einen individuellen Zustand. Es gibt immer etwas Objektives im Subjektiven, auch, was die Bedingungen betrifft, in denen Wissenschaftler_innen Wissen produzieren.</p> <p>Meine Erfahrungen beim Generalstreik zeigen, dass das Erforschen von Protesten auch den Körper der Forscherin involviert. Inmitten eines Sitzstreiks um vier Uhr früh ist es einfach unmöglich, sich nicht vom Protest berühren zu lassen. Die Tatsache, dass ich mich unwohl gefühlt und eine Gänsehaut bekommen habe, als ich das Mädchen schreien gehört habe, sollte nicht ignoriert werden, denn sie sagt etwas aus über die Funktion von Affekt und Emotions­praktiken. Natürlich macht es wenig Sinn, anzunehmen, dass alle gleich fühlen, aber meine Affizierung kann ein Indikator sein für das affektive Potential einer Interaktion. Anstatt Ge­fühle als unerwünschte Nebeneffekte wissenschaftlicher Arbeit zu ignorieren, sollte man sie also vielmehr nutzen, indem man sich fragt: Wie können unsere eigenen Affekte zur Analyse beitragen, und welche Art von Material bieten sie? So könnte eine dichte Beschreibung im eigentlichen Sinne möglich werden.</p> <p> </p> <p> </p> <p><strong><u>Literatur</u></strong></p> <p>Auer, Christine (2013): Affect in political protest –The sound of anti-austerity demonstrations in Lisbon, accessed 30 March 2013, &lt; <a href="http://portuguesemovements.hypotheses.org&gt;">http://portuguesemovements.hypotheses.org&gt;</a>.</p> <p>Chion, Michel (1983): Guide des Objets Sonores – Pierre Schaeffer et la recherche musicale. Guide to Sound Objects – Pierre Schaeffer and musical research, Paris: Édition Buchet / Chastel.</p> <p>Clough, Patricia Ticineto (2007): Introduction, in: Patricia Clough and Jean Halley (eds.): The Affective Turn. Theorizing the social, London: Duke University Press, pp. 1-33.</p> <p>Corsani, Antonella (2006): Wissensproduktion und neue politische Aktionsformen. Die Erfahrung der Intermittents in Frankreich, Transversal, accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://eipcp.net/transversal/0406/corsani/de&gt;">http://eipcp.net/transversal/0406/corsani/de&gt;</a>.</p> <p>Corsani, Antonella (2007): „Was wir verteidigen, verteidigen wir für alle“ – Spuren einer Geschichte in Bewegung, Transversal accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://eipcp.net/transversal/0607/corsani/de&gt;">http://eipcp.net/transversal/0607/corsani/de&gt;</a>.</p> <p>Dowling, Emma (2012a): Private video lecture on affect.</p> <p>Dowling, Emma (2012b): The Waitress: On Affect, Method, and (Re)presentation, Cultural Studies &lt;=&gt; Critical Methodologies, accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://csc.sagepub.com/content/early/2012/01/24/1532708611435215&gt;">http://csc.sagepub.com/content/early/2012/01/24/1532708611435215&gt;</a>.</p> <p>Estanque, Elísio (2010): Sindicalismo e movimentos sociais: Acção colectiva e regulação social no contexto europeu e português, in: Revista Lutas Sociais nº 23.</p> <p>Fishman, R.M. (2011): Democratic Practice after the Revolution: The Case of Portugal and Beyond, in: Politics &amp; Society 39: 2, pp. 233-267.</p> <p>Goodwin, Jeff (2012): Some Prickly Thoughts on „Emotions in Motion“, Mobilizing Ideas, accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://mobilizingideas.wordpress.com/2012/12/20/some-prickly-thoughts-on-emotions-in-motion/&gt;">http://mobilizingideas.wordpress.com/2012/12/20/some-prickly-thoughts-on...</a>.</p> <p>Gould, Deborah (2010): On Affect and Protest, in: Janet Staiger et al. (ed.): Political Emotions. New Agendas in Communication, New York: Routlegde, pp. 18-44.</p> <p>Hamann, K.&amp; Manuel, P. C. (1999): Regime Changes and Civil Society in Twentieth-Century Portugal. South European Society and Politics, 4, pp. 71–96.</p> <p>Hardt, Michael (2007): Foreword: What affects are good for, in: Patricia Clough and Jean Halley (eds.): The Affective Turn. Theorizing the social, London: Duke University Press, pp. ix-xiii.</p> <p>Hemmings, Clare (2005): Invoking affect. Cultural theory and the ontological turn, in: Cultural Studies 19: 5, pp. 548-567.</p> <p>Jasper, James M. (2012): Feeling your Way, Mobilizing Ideas, accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://mobilizingideas.wordpress.com/2012/12/03/feeling-your-way/&gt;">http://mobilizingideas.wordpress.com/2012/12/03/feeling-your-way/&gt;</a>.</p> <p>LaBelle, Brandon (2010): Acoustic Terrotories. Sound Culture and Everyday Life, New York / London: continuum.</p> <p>Lorey, Isabell (2011): Non-reprensentationist, Presentist Democracy, Transversal, accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://eipcp.net/transversal/1011/lorey/en&gt;">http://eipcp.net/transversal/1011/lorey/en&gt;</a>.</p> <p>Massumi, Brian (2002): The Autonomy of Affect, in: Brian Massumi: Parables for the Virtual. Movement, Affect, Sensation, Durham &amp; London: Duke, pp. 23-45.</p> <p>Massumi, Brian (2010): Ontomacht. Kunst, Affekt und das Ereignis des Politischen, Berlin: Merve Verlag.</p> <p>McDonald, Kevin (2004): Oneself as Another: From Social Movement to Experience Movement, in: Current Sociology 52:4, pp. 575-593.</p> <p>Meintjes, Louise et al. (2010): Soundscapes: Toward a Sounded Anthropology, in: Annual Review of Anthropology, pp 329-345.</p> <p>Rancière, Jacques (2002): Das Unvernehmen. Politik und Philosophie, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.</p> <p>Rosenwein, Barbara H. (2002): Worrying about Emotions, in: American Historical Review, 2, pp. 821-845.</p> <p>Scheer, Monique (2011): Welchen Nutzen hat die Feldforschung für eine Geschichte religiöser Gefühle?, in: vokus 21: 1/2, pp. 65-77.</p> <p>Sousa Santos, B. de and Nunes, J.A. (2004): Introduction: Democracy, Participation and Grassroots Movements in Contemporary Portugal, in: South European Society and Politics, 9, pp. 1-15.</p> <p>Sterne, Jonathan (2012): Quebec’s #casseroles: on participation, percussion and protest, accessed 4 February 2013, &lt; <a href="http://soundstudiesblog.com/?s=quebec&gt;">http://soundstudiesblog.com/?s=quebec&gt;</a>.</p> <p>Summers Effler, Erika (2012): Bringing the Body (Back) in: Where the Action Really is, Mobilizing Ideas, accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://mobilizingideas.wordpress.com/2012/12/20/bringing-the-body-back-in-where-the-action-really-is/&gt;">http://mobilizingideas.wordpress.com/2012/12/20/bringing-the-body-back-i...</a>.</p> <div><br clear="all" /><br /><hr align="left" size="1" width="33%" /><div id="ftn1"> <p>¹ Wegen des Schwerpunkts auf die Methoden werde ich einige Inhalte meiner Forschung, vor allem Ergebnisse zur Rolle von Affekten in den Lissabonner Protesten, die nicht rein auditiv fassbar sind, nur am Rande erläutern. Einen besseren Einblick in die nicht-auditiven Aspekte gibt ein Text, den ich in einem Workshop zu kontemporären sozialen Bewegungen in Portugal am 21.02.13 präsentiert habe. Siehe Auer 2013.</p> </div> <div id="ftn2"> <p>² Ein Überblick über die ambivalente Sicht auf Emotionen in der Geschichte der Erforschung sozialer Bewegungen findet sich ebenfalls bei Auer 2013.</p> </div> <div id="ftn3"> <p>³ Damit schließe ich mich Michael Hardt (vgl. Hardt 2007) und Deborah Gould (Gould 2010:31) an. Für eine detailliertere Erklärung meiner Wahl siehe Auer 2013.</p> </div> <div id="ftn4"> <p>⁴ Barbara Rosenweins Ausdruck „emotional communities“ ist hier sinnvoll, um „systems of feeling“ in sozialen Gruppen aufzudecken (Rosenwein 2002:842).</p> </div> <div id="ftn5"> <p>⁵ Zu nicht-auditiven Komponenten der Affektmodulation bei <em>Que se lixe a troika</em> siehe Auer 2013:5-7.</p> </div> <div id="ftn6"> <p>⁶ Ausführlicher dazu siehe Auer 2013: 8-10.</p> </div> </div> <p> </p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/affekt" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Affekt</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/portugal" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Portugal</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/protest" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Protest</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/sound" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Sound</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-92a9aeb90e209f557194087c1430471d"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-190" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/P1070896.jpg" width="680" height="510" alt="" /> </div> </div> </div> </div> <div class="views-field views-field-field-media-audio"> <div class="field-content"><div class="mediaelement-audio"><audio src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/Sound%201.mp3" class="mediaelement-formatter-identifier-1447669102-1" controls="controls" ></audio></div>listen also to:<div class="mediaelement-audio"><audio src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/Sound%202.mp3" class="mediaelement-formatter-identifier-1447669102-2" controls="controls" ></audio></div></div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Thu, 18 Apr 2013 10:46:29 +0000 Christine Auer 193 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/193#comments Der Film "Who speaks the crisis? Voices of the Republic of Cyprus" ist fertig http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/191 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/184">Who speaks the crisis? Voices in the Republic of Cyprus</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p>Hier könnt ihr euch den fertigen Film "Who speaks the crisis? Voices of the Republic of Cyprus" (englisch, 15:25 min) ansehen:</p> <p><iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="http://www.youtube.com/embed/qoCfZDjZQBE" width="560"></iframe></p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/cyprus" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Cyprus</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/zypern" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Zypern</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/voices" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Voices</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-4dda10bb87d758eafc2dadb2f56868ae"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-178" class="file file-image file-image-png"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/speak_cyprus.png" width="680" height="383" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Thu, 14 Feb 2013 17:52:47 +0000 Stella Lutz 191 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/191#comments "Ich werde das auch immer tun, solange ich weiß, dass es Rassismus gibt" Im Gespräch mit Zülfukar Çetin. http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/188 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/57">Antirassismus in der Krise</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p> <style type="text/css"> <!--/*--><![CDATA[/* ><!--*/ <!-- @page { margin: 0.79in } P { margin-bottom: 0.08in; direction: ltr; color: #000000; widows: 0; orphans: 0 } P.western { font-family: "Times New Roman", serif; font-size: 12pt; so-language: en-US } P.cjk { font-family: "Droid Sans Fallback"; font-size: 12pt; so-language: zh-CN } P.ctl { font-family: "Lohit Hindi", "Times New Roman"; font-size: 12pt; so-language: hi-IN } A:link { so-language: zxx } --> /*--><!]]>*/ </style></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Zülfukar Çetin ist Soziologe und unter anderem bei </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span style="font-weight: normal">Allmende e.V.</span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> politisch aktiv. Dieses Interview begann im Anschluss an das Festival gegen Rassismus (August 2012, Berlin) und endete im Januar 2013.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Das Interview führte Sabrina Apicella.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Deine Studie „Homophobie und Islamophobie. Intersektionale Diskriminierungen am Beispiel binationaler schwuler Paare in Berlin” ist Anfang 2012 erschienen. Seitdem ist einiges im Bereich des Rassismus und des anti-muslimischen Rassismus geschehen, was auch die Themen deiner Forschung streift. Fast wöchentlich trudeln neue Informationen rund um den NSU-Skandal herein, Hinweise auf institutionellen aber auch alltäglichen Rassismus. Begleitet werden sie von der Beschneidungsdebatte, den Reaktionen auf die Mohammed-Film-Proteste oder dem neuen Buch vom Neuköllner Bürgermeister Buschkowski. Gleichzeitig hat </i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i><a href="http://kottiundco.net/" target="blank">Kotti&amp;Co</a></i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i> den „Kotti” besetzt, das </i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i><a href="http://festivalgegenrassismus.wordpress.com/" target="blank">Festival gegen Rassismus</a></i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i> hat stattgefunden und zahlreiche Flüchtlinge haben bei ihrem </i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i><a href="http://www.refugeetentaction.net/" target="blank">Refugee March</a></i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i> nach Berlin ganz Deutschland durchkreuzt und halten den Oranienplatz besetzt. Es scheint, als hättest du den Zahn der Zeit getroffen, oder?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich habe meine Dissertation vor 2012 geschrieben, aber Rassismus und rassistische Diskurse haben schon früher existiert. Es ist wahr, dass der Rassismus in Deutschland immer mehr an Stärke gewinnt und sichtbarer wird. Früher konnte man behaupten, dass der Rassismus überwiegend in Marzahn oder Hellersdorf erschien. Heute kann kein Mensch leugnen, dass die rassistischen Verhältnisse über diese Randgebiete hinaus existieren. Wir erleben diese Verhältnisse heute viel stärker in der gesamten Gesellschaft, auf all ihren Ebenen. Wir sehen, dass der Rassismus heute von überall herkommt: Von oben, unten, rechts, links und aus der Mitte. Nicht nur „bildungsferne“ und „sozial benachteiligte“ Mehrheitsdeutsche sind heute gegen „die Anderen“, die als „nicht deutsch genug“ angesehen werden. Vielmehr sehen wir heute, wie Rassismus zum Beispiel in den medizinischen, juristischen, wissenschaftlichen und politischen Diskursen gestärkt wird.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">In meiner Dissertationsarbeit habe ich versucht, einen mehrdimensionalen Aspekt von Rassismus zu zeigen. Viele, die das Buch nicht gelesen haben, aber den Titel schon kannten, haben sich gefreut, dass ich endlich zum Thema Islam und Homosexualität eine wissenschaftliche Arbeit geliefert habe. Alleine diese Hoffnung zeigt mir, wie die Mehrheitsdeutschen darauf warten, dass jemand von den „muslimischen Ausländern“ die Homophobie unter Muslim_innen zum Ausdruck bringt. Und diese Erwartung identifiziere ich als eine rassistische. Damit wird die eigene Homophobie unter den Teppich gekehrt und sie wird als ein Phänomen der in Deutschland lebenden muslimischen Migrant_innen diskutiert.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Deine Frage, ob ich den Zahn der Zeit getroffen habe, kann ich leider nur mit nein beantworten. Denn dieses Phänomen ist in der Geschichte Europas einschließlich Deutschland so verankert, dass wir immer über Rassismus sprechen können. Es wurde</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">früher von „Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit“ gesprochen. Der Begriff Rassismus war und ist ein böseres Wort. Ich glaube, wir vergessen oft, dass wir in Berlin, Kreuzberg oder Neukölln leben. Ich denke nicht, dass Rassismus in anderen Stadtteilen Berlins und in anderen Regionen der Bundesrepublik so offen thematisiert wird.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Das erinnert mich an deine Aussage auf dem Festival gegen Rassismus, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Du sagtest: Ich denke es gibt keine Zukunft für den Antirassismus. Danach hattest du die Beschneidungs- und Sarrazindebatte und die Diskriminierung gegen Frauen mit Kopftüchern aufgezählt und deine Aussage damit begründet, dass es den Rassismus nicht nur schon seit Jahrhunderten gibt, sondern immer neue rassistische Diskurse aufkommen.</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Doch ist deine Aussage verwirrend, wenn beachtet wird, dass du als Person zwischen kritisch-engagierter Soziologie und politischen Aktivitäten bei <a href="http://www.allmendeberlin.de/" target="blank">Allmende e.V.</a> und nun im Fachbeirat der <a href="http://mh-stiftung.de/" target="blank">Bundesstiftung Magnus Hirschfeld</a> wandelst.</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Wie passt deine politische und wissenschaftliche Arbeit mit den sehr pessimistischen Zukunftsvorstellungen zusammen, in denen sich nicht der Rassismus, sondern der Antirassismus erledigt?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es kann verwirrend sein, was ich gesagt habe und was ich mache. Es kann sich auch widersprüchlich anhören. Die Frage nach der Zukunft des Antirassismus kann ich aus gegenwärtiger Sicht nicht positiv beantworten. Ich bin mir sicher, dass ich in meiner Zukunft keine Gesellschaft erleben werde, in der rassistische Verhältnisse nicht mehr existieren.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es wurde im Diskurs des Antimuslimischen Rassismus immer wieder vom jüdisch-christlichen Europa gesprochen. Und wir haben immer wieder davon gehört, dass alles andere, was nicht jüdisch-christlich ist, nicht mit unseren kulturellen Werten vereinbar ist. Und mit einem Mal wird während der deutschen Beschneidungsdebatte nur von einem zivilisierten, säkularen, christlich geprägten Europa gesprochen. In dieser Debatte ist der europäische Antisemitismus wieder aufgetaucht. Da habe ich mich natürlich gefragt, was hier eigentlich passiert, hatten wir nicht eine jüdisch-christliche Kultur?</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Und alles, was mich in diesen Zusammenhängen beschäftigt, beeinflusst auch, was ich sage und was ich mache. Und daher sage ich, ich kann mir in meiner Zukunft keinen Erfolg des Antirassismus vorstellen. Ich, als Person aber auch als Wissenschaftler, als Aktivist, als Partner, als Geschwister, als Freund, als Angehöriger dieses Staates bin auch mit Rassismus konfrontiert. Entweder eigene Erfahrungen, oder die Erfahrungen der anderen, die in meiner unmittelbaren Nähe sind oder die Ereignisse auf gesellschaftlicher Ebene beschäftigen mich zwangsläufig mit Rassismus und nicht mit Antirassismus.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich sehe, dass der antirassistische Widerstand größer wird, aber ich sehe auch, dass der Rassismus noch größere Dimensionen annimmt. Wir leben in einer Zeit, in der wir mehr Kraft brauchen, gegen Rassismus zu kämpfen. </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span style="font-weight: normal">Aber wir sind eine kleine Szene, führen Begriffsdiskussionen, machen vor allem Theorie- und Textarbeit und erreichen die meisten Betroffenen mit unserer Arbeit nicht. Warum erreichen wir die Menschen nicht? Und warum gibt es keinen großen Aufbruch? Diese Fragen stimmen mich pessimistisch.</span></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Und mein wissenschaftliches, politisches und individuelles Engagement richtet sich in erster Linie an Menschen, die von rassistischen Diskriminierungen bedroht oder betroffen sind. Ich setze mich dafür ein, Rassismus sichtbarer zu machen. Ich solidarisiere mich mit den von Rassismus Betroffenen. Ich versuche für die Menschen zu kämpfen und dies kann selbstverständlich den Antirassismus beinhalten.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich bin mir sicher, dass viele wissen, dass sie rassistisch diskriminiert werden. Sie sehen das entweder als normal an, oder sie definieren das nicht als Rassismus. Viele wissen aber nicht, dass diese rassistischen Verhältnisse nicht normal sind, oder sie glauben fest daran, dass sie nicht viel ändern können. Wenn ich denke, dass ich Wissen besitze und wenn ich auch weiß, wie ich dieses Wissen für den Schutz und Stärkung der Betroffenen einsetzen kann, dann tue ich das. Ich werde das auch immer tun, solange ich weiß, dass es Rassismus gibt.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Deine Studie ist beim Transcript-Verlag veröffentlicht worden. Im Titel der Dissertation stand Rassismus zusätzlich zur Islamophobie aufgeführt, im Buchtitel ist er nun nicht mehr zu finden.</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" lang="en-US" style="margin-bottom: 0in" xml:lang="en-US"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">Warum ich in meiner Dissertationsarbeit polemische Begriffe wie Islamophobie und Homophobie verwende, hat pragmatische Gründe. Der Titel sollte ein breites Publikum ansprechen. Wir wissen ja, dass viele „Religionskritiker_innen“ sich sehr gerne als islamophob bezeichnen. Damit begründen sie, warum sie den Islam „berechtigterweise“ kritisieren „dürfen“ und warum sie zum Beispiel „selbstverständlich“ vor ihm Angst haben</span></font></font></font><sup><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"> (1)</span></font></font></font></sup><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">. Mit dem Titel der Dissertation beabsichtigten wir (also ich und der Verlag), diese so genannten Religionskritiker_innen auf das Buch aufmerksam zu machen und sich mit dem Thema neu auseinanderzusetzen. Ob das uns gelungen ist, kann ich hier und jetzt nicht sagen. Ich merke aber immer wieder in meinen Vorträgen, wie es den sogenannten „Religionskritiker_innen“ schwer fällt, den Begriff des Antimuslimischen Rassismus zu artikulieren.</span></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es gibt natürlich auch andere Gründe, warum ich den Begriff Islamophobie als einen der zentralen Begriffe benutzt habe. Wir leben in einer Zeit, in der wir mehr über Begriffe reden als über Inhalte oder Tatsachen. Im internationalen Kontext ist der Islamophobie-Begriff immer noch etablierter. Mit meinem Buch habe ich auch den Anspruch, den Diskurs über „böse“ Muslim_innen in der Bundesrepublik Deutschland auf internationaler Ebene zu thematisieren. Und ich kann jetzt sagen, dass es mir auch gelungen ist, dass mein Buch sowohl in den anderen deutschsprachigen Ländern, als auch in den anderen westlichen Ländern eine gute Resonanz gefunden hat. Auch in den USA wird das Buch schon besprochen. Daher habe ich mich in meinem Buch nicht auf eine Begriffsdiskussion eingelassen. Es ging und geht mir darum, die Fakten sichtbar zu machen, ob wir das Antimuslimischer Rassismus, Muslimen- und Islamfeindlichkeit oder Islamophobie nennen, ist für mich nicht entscheidend. Trotzdem habe ich im Buch erklärt, dass ich all diese Begriffe als Synonym für Antimuslimischen Rassismus benutze. Und wenn mein Buch gelesen wird, hoffe ich, dass verstanden wird, dass es mir nicht um Begriffe, sondern um die Fakten geht.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Selbstverständlich gilt diese Begriffshaltung auch für die Homophobie, die im Fremdwörterbuch von Duden immer noch als krankhafte Angst vor Homosexuellen definiert wird.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Homophobie ist ein unliebsames und häufig für erledigt erklärtes Thema. Doch die Verbindung zwischen Homophobie und der diffus bestimmten „Gruppe” junger männlicher muslimischer Migranten wird ständig hergestellt und erweist sich als relativ aufklärungsresistent. Dies zeigen unter anderem die Gesinnungstests, die Migrant_innen aus den sogenannten Drittstaaten zugemutet werden.</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Deine Studie verwirft diese Verkettung und hält einer Gesellschaft den Spiegel vor. Du hast insgesamt 15 schwule Männer in Berlin interviewt, vor allem muslimische/als muslimisch angesehene Männer, sowie deren deutsche Partner, mit folgendem Ergebnis: In den Biographien deiner Interviewpartner überschneiden sich Erfahrungen homophober und rassistischer Diskriminierung. Wie wird auf deine Ergebnisse reagiert?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es ist oft unangenehm, über sich zu sprechen, sich zu bewerten oder zuzugeben, dass wir als Menschen nicht immer bereit sind, die anderen zu akzeptieren wie sie sind.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Deswegen danke ich meinen mehrheitsdeutschen Interviewpartnern dafür, dass sie von ihren Erfahrungen mit Homophobie im eigenen häuslichen und sozialen Umfeld erzählt haben. Durch ihre Erzählungen konnte ich belegen, dass das Thema Homophobie in Deutschland noch nicht erledigt ist. In meiner Studie habe ich mehrere Beispiele von Interviewpartnern, die von muslimischen Familien abstammen und damit gute Erfahrungen gemacht haben und noch immer machen.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Wenn ich darüber nachdenke, dann stelle ich fest, dass mir viele Menschen sagen - oft auch weiße schwule Aktivisten - dass wir im Gegensatz zu muslimischen Ländern in Deutschland doch ein besseres Leben haben. Und oft frage ich mich, warum dieser Vergleich immer kommt. Und dieser Vergleich ist meiner Meinung nach immer ein Instrument, die Menschen, Menschengruppen und Gesellschaften voneinander zu differenzieren, diese als besser oder schlimmer zu klassifizieren oder zu hierarchisieren. Wir denken immer daran, wer oder was besser oder schlechter ist. Eine Selbstreflexion ist eine harte Arbeit. Schwieriger ist aber, über unsere Privilegien zu sprechen.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Mein Publikum versteht fast nie, dass es mir nicht um einen Vergleich zwischen Ländern, Gesellschaften und Menschen geht. Viele übersehen oder ignorieren, dass meine Studie eine Feldstudie ist, die ich in Berlin geführt habe. Viele wollen nicht hören, dass auch in Berlin homophobe Diskriminierungen erfahren werden. Die Diskriminierungserfahrungen von mehrheitsdeutschen Schwulen und anderen werden oft miteinander verglichen und oft wird behauptet, dass wir in Deutschland weniger diskriminiert werden. Viele haben Schwierigkeit zu akzeptieren, dass auch in der Partnerschaft Rassismus oder Klassismus sehr präsent sind. Manchmal muss ich auch hören, dass „wir“ als „Schwule Minderheit“ nicht diskriminierend sein können, denn wir würden selbst wissen, was das Diskriminiertsein bedeuten würde. Und deswegen würden wir die Anderen nicht diskriminieren. Und wenn ich darüber nachdenke, wie die weiße Schwulen-Szene weit entfernt ist von einem Verständnis der Diskriminierungsfreiheit, dann merke ich immer, dass wir in dieser Gesellschaft noch viel zu tun haben.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">In meinen Vorträgen werde ich auch oft nach Lösungsvorschlägen gefragt, was wir beispielsweise gegen Rassismus tun sollen. Ich werde oft damit konfrontiert, Lösungen für die Probleme der Mehrheit produzieren zu sollen. Natürlich versuche ich zu sagen, dass die Menschen verpflichtet sind, ihre eigenen Probleme selbständig zu lösen. Wenn ich sage, Rassismus ist das Problem der Mehrheitsgesellschaft, meine ich damit auch, dass die Mehrheitsgesellschaft verpflichtet ist, dieses Problem selbstständig zu lösen. Mein Beitrag ist, Rassismus und Homophobie sichtbar zu machen.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Gab es von Seiten deiner Interviewpartner konkrete Wünsche oder Aufgaben an dich? Was machte die Zusammenarbeit mit dir für sie so interessant?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es war eigentlich nicht einfach, über Privatsphäre zu sprechen, gerade dann, wenn jemand von der Uni kommt und dich fragt: „Kannst du mir deine Lebensgeschichte erzählen, weil ich eine Forschung zum Thema XY durchführe?”</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">An Anfang stieß ich auf verschiedene Reaktionen der Personen, die ich für meine Studie angefragt habe. Viele der Angefragten haben nein gesagt. Es gab aber andere, die unentschlossen waren, ob sie was erzählen wollten oder nicht. Dann gab es ganz mutige, die ganz offen waren und sogar kein Problem mit der Veröffentlichung ihrer wirklichen Namen hatten. Da sind natürlich ganz viele Fragen im Forschungsprozess aufgetaucht. Forschungsethische Fragen meine ich.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Aber wenn wir bei der Frage bleiben wollen, was so interessant war: Da sind ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen seitens der Interviewpartner festzustellen. Manche wollen zum Beispiel eigene individuellen Erfahrungen mit unterschiedlichen Formen der Diskriminierung als soziale Tatsache öffentlich artikulieren und sie sahen meine Studie als eine Möglichkeit, Gehör zu finden, ohne gesehen zu werden, weil alles anonymisiert wurde. Es war ihnen auch wichtig, nicht sich selbst sichtbar zu machen, sondern die Diskriminierungen als soziale Phänomene. Manche Interviewpartner fanden durch die Studie auch neue Möglichkeiten, ohne politische Ziele oder Botschaften einfach über sich und eigene Probleme zu sprechen.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Deine Studie arbeitet gezielt gesetzliche Lücken in Sachen Schutz vor Diskriminierung heraus. Ein Beispiel ist das Gesetz zur Eingetragenen Lebenspartnerschaft, das du kritisierst. Warum?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Das Gesetz scheint normalerweise in Ordnung zu sein. Es geht mir eigentlich nicht nur um die Lücke dieses Gesetzes, sondern auch dessen Konzept als Kopie der Ehe.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ein Beispiel dafür ist, dass die migrantischen Homosexuelle nachweisen müssen, dass sie in ihre</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">m Herkunftsland</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> nicht verheiratet sind. Ich denke, dass diese Bedingung auch in Ordnung ist. Was ich als störend empfinde</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> ist, dass diese Homosexuellen aus anderen Ländern unbedingt </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">ein Ehefähigkeitszeugnis vorlegen müssen. Das ist einfach ein sprachliches Problem. Anstatt eines Lebenspartnerschaftsfähigkeitszeugnisses müssen sie ein Ehefähigkeitszeugnis vorlegen. Da </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">gibt es eine doppelte Moral. Weil dieses Ehefähigkeitszeugnis auch von Heterosexuellen verlangt wird, aber wenn die Heteros diese Zeugnis vorlegen, dann dürfen sie die Ehe eingehen und nicht nur die Lebenspartnerschaft.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Was ich sagen möchte ist, dass dieses Gesetz die Doppelmoral der Staatsideologie und der heteronormativen Gesellschaft plastisch zeigt. Und alles andere, was die Gleichstellung mit Ehe oder steuerrechtliche Ungleichheit angeht – also relativ bekannte Diskussionen zur Zeit – zeigt den Sonderstatus der eingetragenen Lebenspartnerschaften.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich glaube, dass diese Gesellschaft die Heteronormativität mit Hilfe dieses Lebenspartnerschafts-Gesetzes verleugnet. Im Dezember 2012 gab es in Hannover in der CDU große Diskussionen über die Unmöglichkeit der Gleichstellung der Lebenspartnerschaft mit der Ehe. Das hat man damit begründet, dass die Familie - damit ist die heterosexuelle Familie gemeint - eine besondere Rolle hat, sie sei heilig und Bedingung der Fortpflanzung, ja der Gesundheit der Gesellschaft. Und die CDU bestand darauf, dass die Lebenspartnerschaften diese „wichtige“ Bedeutung nicht haben, Lebenspartner_innen dürfen bestimmte Rechte haben, aber können und dürfen nicht mit der Ehe gleichgestellt werden.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Deine Auseinandersetzung mit Gesetzen stellt sehr konkrete Ansatzpunkte für politische Kämpfe her. Wer soll diese führen?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Das ist eine wichtige Frage, die mich immer wieder beschäftigt. Ich denke, das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Wir haben aber immer wieder Wissenschaftler_innen, Aktivist_innen</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> oder andere Menschen, die sich als systemkritisch bezeichnen. Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Bewusstsein</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> politische Kämpfe zu führen. In der Zeit der extremen Individualisierung ist es schwieriger geworden</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> die Massen zu erreichen, obwohl die Kommunikationstechnologien sich extrem schnell entwickelt haben und wir uns in einer Informationsflut befinden. Ich habe oft das Gefühl, dass wir uns als Wissenschaftler_innen und Aktivist_innen in einem geschlossenen Kreis bewegen. Publikationen oder andere Aktivitäten auf der aktivistischen Ebene erreichen die Masse nicht. Und das ist das Problem</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> und dieses Problem wird noch lange existieren. Wichtig ist aber, dass wir uns als Wissenschaftler_innen und Aktivistinnen immer im Klaren darüber </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">sein sollen</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> auch andere soziale Beziehungen zu haben, zum Beispiel zu unseren Familien, Nachbar_innen, Kolleg_innen oder Freund_innen. Wenn wir es schaffen, die Themen, die wir in den geschlossenen Kreisen diskutieren, auch außerhalb des Kreises zu artikulieren, dann kann das auch schon ein bisschen helfen. Aber dafür brauchen wir viel Zeit.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Erstaunlich ist, dass obwohl sich der Ansatz der Intersektionalität wissenschaftlich in Deutschland etabliert zu haben scheint, es neben deiner Studie ansonsten keine systematischen Untersuchungen zu Homophobie und Islamophobie gibt. Woran liegt das?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ob dieser Ansatz etabliert ist, können wir diskutieren. Wie ich eben gesagt habe, wir bewegen uns in geschlossenen Kreisen. Ein Beispiel: Ich hatte in einem Vortrag über Intersektionalität gesprochen. Und nach einer Stunde bekam ich eine Anmerkung von einem Promovierenden in Medizin, dass er keine Verbindung zwischen meinem Vortrag und Intersexualität herstellen konnte. Da habe ich wieder verstanden, dass ich in einer Sprache spreche, die nicht bekannt ist. Dieser Mensch hat die Intersektionalität als Intersexualität verstanden und beschäftigte sich während meines Vortrags mit den Begrifflichkeiten und nicht direkt mit den Inhalten. Ich bemühe mich nicht immer, wissenschaftlich und politisch korrekte Begriffe zu finden. Die Begriffe sind natürlich sehr wichtig. Es geht mir aber vor allem um Konzepte von sozialen Ereignissen und auch um Verhältnissen, die konfliktreich sind oder sein können.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" lang="en-US" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in" xml:lang="en-US"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">Warum es keine oder nur wenige systematische Untersuchungen zum Thema Heteronormativität und Rassismus gibt, kann schnell verstanden werden. In dieser Gesellschaft lieben wir die Kategorien. Wir lieben auch diese Kategorien zu hierarchisieren. Und was wir noch mehr lieben ist, die hierarchisierten Kategorien</span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"> </span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">negativ oder positiv zu bewerten. Und diese Bewertungen dienen oft zur Inklusion und Exklusion. Das heißt, wenn wir über Schwule sprechen, sprechen wir gleichzeitig über Schwulenfeindliche. Und wir definieren in diesen Gesprächen die Schwulenfeindlichen. Seit dem Lebenspartnerschaftsgesetz von August 2001 und dem 11. September gleich danach sprechen wir über homofeindliche muslimische Jugendliche. Und jetzt haben wir gleich zwei Kategorien, einerseits schwule und andererseits schwulenfeindliche muslimische junge Männer. Wir denken nicht immer, dass ein Mensch gleichzeitig jung, muslimisch, erwerbslos, männlich und homosexuell ist, der aber auch eine Behinderung haben kann oder keinen sicheren Aufenthaltsstatus hat. Wir arbeiten oft mit dem Entweder-</span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">Oder-Prinzip. Das spiegelt sich auch in den existierenden Forschungen wider, in denen oft die homophobe Tendenz der muslimischen jungen Männer untersucht wird, nicht aber die mehrdimensionale Diskriminierung von „muslimischen Schwulen“ und deren Partnern. </span></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">In meiner Studie habe ich mich nicht direkt damit beschäftigt, warum wir mit diesem Prinzip arbeiten, vielmehr war es mir wichtig, hervorzubringen, was intersektionale Diskriminierung für die Betroffenen bedeutet, welche Rolle dieses Problem etwa für ihre Lebensgeschichte und Gegenwart spielt.</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es gibt im Forschungsbereich ein großes Desinteresse an intersektionalen Studien, die direkt mit Rassismus, Klassismus, Geschlecht oder s</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">exueller Orientierungen verbunden sind. Die Intersektionalen</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> Studien und Forschungen behandeln oft andere Überschneidungen von Diskriminierungen, zum Beispiel zwischen</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> s</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">ozialem</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> Status, Behinderung oder</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> Geschlecht</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">, was ich auch sinnvoll finde. Ich kann </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">das Desinteresse nicht erklären, </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">ich möchte es nicht erklären, sonst würde ich </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">den Rassismus </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">auch im Forschungsbereich entpuppen.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Der Ansatz der Intersektionalität wird mitunter stark kritisiert, etwa für zu starre und herrschaftsförmige identitäre Kategorisierungen, die dem komplexen alltäglichen Leben von Menschen nicht gerecht werden. Wieso hast du dich dennoch für diesen Ansatz entschieden? Worin siehst du sein progressives Potenzial in Forschung und Politik?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich finde diesen Ansatz nicht so problematisch. Dieser Ansatz ermöglichte mir, über mehrere Merkmale einer Person - diese können auch identitär sein - nachzudenken, die entweder gleichzeitig oder parallel wirken. Der intersektionale Ansatz verlangt Menschen, Ereignisse oder Situationen mehrdimensional zu bearbeiten. Das ist gerade das Ziel, zu betrachten, welche Zusammenhänge es von Rassismen, Klassismen und Heteronormativismen gibt.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" lang="en-US" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in" xml:lang="en-US"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">Ob dieser Ansatz ein Potenzial für die Forschung hat, weiß ich nicht genau. Es gibt auf der theoretischen Ebene Auseinandersetzungen mit der Intersektionalität. Und auf der praktischen Ebene gibt es Versuche, den intersektionalen Ansatz im Zusammenhang von Mehrfachzugehörigkeit und Mehrfachdiskriminierung</span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"> </span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE">zu verwenden. Die Arbeit von </span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"><a href="http://www.lesmigras.de" target="blank">LesMigras</a></span></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><span lang="de-DE" xml:lang="de-DE"> ist ein Beispiel dafür.</span></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" lang="en-US" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in" xml:lang="en-US"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Du beginnst dein Buch „Homophobie und Islamophobie” mit Gedanken zu Europa. Doch am Ende kommst du nicht darauf zurück. Gibt es noch Hoffnungen für Europa, das offensichtlich auch eine Krise der hochgehaltenen Werte wie Toleranz und Anerkennung gegenüber „Anderen“ durchlebt?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich kann nicht sagen, ob es noch Hoffnungen für Europa gibt. Es ist schwierig, diese Frage zu beantworten. Toleranz und Anerkennung gegenüber „Anderen“ werden bestimmt möglich sein. Ich weiß aber noch nicht, ob wir dann die „Anderen der Anderen“ erfinden und wieder von Toleranz und Anerkennung gegenüber den „Anderen der Anderen“ sprechen werden?</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Daher würde ich diese Frage offen lassen. Ich würde hier außerdem zum Ausdruck bringen, dass meine Studie eine Gegenwartsanalyse ist. Die Ergebnisse der Studie können mögliche Zukunftsprognosen beinhalten. Aber das ist nicht das Ziel meiner Arbeit gewesen.</font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Wie geht es nun für dich weiter?</i></font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Ich habe vorhin versucht zu sagen, dass ich das Desinteresse der mehrheitsdeutschen Akademie nicht erklären möchte, denn ansonsten würde ich den Rassismus im Forschungsbereich </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">entpuppen. Das ist selbstverständlich ironisch gemeint. Wir haben d</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">eutschlandweit ganz viele Studiengänge in den</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> Sozialwissenschaften, aber</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> wir sehen auch, dass die Sozialwissenschaften eurozentrisch geprägt </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">sind. Auch Lehrkräfte, die sich mit Rassismen beschäftigen, bekommen nicht genügend Fördermittel, ihre Projekte weiterzuführen</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">. </font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">Es sei denn, sie forschen über Integration. Und ich denke oft darüber nach, wie man alternative Forschungen außerhalb der Universitäten durchführen kann. In der Türkei gibt es zum Beispiel Offene Universitäten, die</font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> weder staatlich noch kommerziell sind. Diese Unis sind Initiativen von Gruppen, die systemunabhängig Wissen produzieren und teilen wollen. In der Zukunft würde ich mich für solche Projekte einsetzen, mit den Schwerpunkten asymmetrische soziale Verhältnissen in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft wie der Wissenschaft. </font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"><i>Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für dieses Projekt!</i></font></font></font><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2"> </font></font></font></p> <p align="JUSTIFY" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in"> </p> <p align="LEFT" class="western" style="margin-top: 0.19in; margin-bottom: 0in; font-weight: normal"><font color="#4c4c4c"><font face="Arial, sans-serif"><font size="2">(1) Warum Islamkritik kein Subgenre der Religionskritik ist und warum Islamkritik nicht emanzipatorisch sein kann fasst der <a href="http://rhizom.blogsport.eu/2010/09/03/warum-dieser-hass-veranstaltungshinweis/" target="blank">Soziologe Georg Klauda in vier Thesen zusammen</a><font size="2">.</font> </font></font></font></p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/intersektionalit%C3%A4t" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Intersektionalität</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/homophobie" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Homophobie</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/islamophobie" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Islamophobie</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/rassismus" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Rassismus</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-006f6c41d9cfecb052cec8178bb7a768"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-171" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/DSCF3608.JPG" width="680" height="510" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Wed, 30 Jan 2013 12:38:50 +0000 sabrina apicella 188 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/188#comments Voices http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/blogs/voices <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p>Als ich und meine Forschungsgruppe unsere Recherche in der Republik Zypern begannen, gewannen wir sehr schnell den Eindruck die Krise sei überall. Ohne danach zu fragen wurde die Krise in all unseren Interviews thematisiert. Denn unsere InterviewpartnerInnen, hauptsächlich Asylsuchende, waren von großen Auswirkungen betroffen: Arbeitslosigkeit, Kürzungen der Sozialleistungen, Armut, Rassismus... Doch diese Sicht war nicht Teil des öffentlichen "Krisendiskurses". Diese Menschen sprachen über die Krise und ihre Auswirkungen und dennoch schienen sie in der Öffentlichkeit nicht hörbar zu sein. Ich gewann den Eindruck eines "Stimmenmeeres": Sehr viele Stimmen, die sprechen und doch nur mit sehr viel Aufmerksamkeit und Konzentration wirklich hörbar sind.</p> <p>Diesen Eindruck habe ich versucht in diesen beiden Soundclips wiederzugeben.</p> <p>Die Soundclips werden als solche Teil meines Films sein. Sie werden mit visuellen "Krisenbildern" überlegt werden. Auf die Frage "Wo siehst du die Krise?" antworteten die meisten Menschen: "In den Straßen." Geschlossene Geschäfte, leer stehende Häuser, überall Schilder auf denen "for rent" oder "for sale" zu lesen sei. Dort ist die Krise für alle sichtbar – "darunter" die Stimmen, die nur bedingt gehört werden.</p> </div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-6a766f05995ff336f59c569677cde382"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-170" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/DSC00264.JPG" width="680" height="383" alt="" /> </div> </div> </div> </div> <div class="views-field views-field-field-media-audio"> <div class="field-content"><div class="mediaelement-audio"><audio src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/stimmen_audio1.mp3" class="mediaelement-formatter-identifier-1447669102-3" controls="controls" ></audio></div>listen also to:<div class="mediaelement-audio"><audio src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/stimmen_audio2.mp3" class="mediaelement-formatter-identifier-1447669102-4" controls="controls" ></audio></div></div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Wed, 30 Jan 2013 12:38:18 +0000 Stella Lutz 186 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/blogs/voices#comments