ssoc - sights and sounds of the crisis - Protest http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/tags/protest en Wie klingt Affekt in Bewegung? - Der Sound portugiesischer Anti-Austeritäts-Proteste. Ein Forschungsbericht. http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/193 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/51">Affekte in Bewegung</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p>Im September und November 2012 haben sich in Lissabon Hunderttausende in Demonstratio­nen und Streiks gegen die Sparmaßnahmen der Regierung zur Wehr gesetzt. Klangaufnahmen von diesen Protesten und von Interviews mit Aktivist_innen bilden das Datenmaterial dieser Forschung. Ich gehe davon aus, dass Affekte in Protesten eine auditiv wahrnehmbare Dimen­sion haben, mit Auswirkungen auf Zuhörende, auf die Forscherin und den Forschungsprozess. Eine Soundanalyse bietet einen neuen, nicht nur auf den textlichen Inhalt begrenzten Zugang.</p> <p>Diese Gedanken haben sich für mich erst im Laufe der Forschung und der Analyse des Mate­rials als zentral herausgestellt. Zunächst hatte ich Schwierigkeiten, mit der experimentellen Herangehensweise der Forschung mit Sound zurechtzukommen und sie in meiner Forschung zu aktuellen Protesten in Portugal anzuwenden. Ich hatte zwar viele Stunden an Soundauf­nahmen von verschiedenen Protesten und Interviews mit Aktivist_innen gesammelt, wusste aber nicht so richtig, wie ich dieses Material nun auswerten sollte und worin der Mehrwert gegenüber mir schon bekannten Methoden wie Feldtagebuchaufzeichnungen lag. Doch dann gab es einen Schlüsselmoment, der mich ermutigte, doch noch genauer hinzuhören. Bei der Vorstellung einer Soundaufnahme im Seminar, die ich bei einer Sitzblockade im Rahmen ei­nes Streikpostens gemacht hatte, war ich überrascht: Ohne die Sprache zu sprechen und den Kontext zu kennen, haben die Zuhörenden doch viel verstanden. Sie hörten Körper, die sich schnell bewegten, und eine kollektive Performance von Stimmen. Und sie konnten auch hö­ren, wie ich mich als Forscherin in dieser Situation positionierte – ein Aspekt, den ich bis jetzt völlig ignoriert hatte: Sie verstanden, dass ich mich der Sitzblockade mit dem Aufnahmegerät abwechselnd näherte und mich von ihr entfernte, und dass ich Abstand nahm, als Polizei zu hören war. Durch die Aufnahme meiner physischen Reaktion auf die Situation wurde ein Teil der Atmosphäre des Streiks hörbar.<br />Diese Erfahrung zeigte mir, dass es sich doch lohnt, bewusst auf Inhalte zu achten, die nicht rein visuell erfassbar sind. Außerdem war sie ein Anlass, neu über Objektivität und Subjekti­vität im Forschungsprozess und über die Bedeutung von Körperlichkeit bei politischen Pro­testen nachzudenken.</p> <p>Ungefähr zur gleichen Zeit begann ich, mich auf theoretischer Basis mit der affektiven und emotionalen Dimension von Protesten zu beschäftigen. Laut Brian Massumi, der sich wiede­rum auf Spinoza bezieht, ist Affekt eine Ressource von Kreativität und Potential. Ihre Logik zu untersuchen sei essentiell, um Macht im politischen Kontext zu verstehen. Massumi for­dert, dass Affektmodulation auch in alternativen politischen Praktiken genutzt werden soll. Mich interessierte, inwiefern verschiedene Gruppen von Aktivist_innen in Lissabon Affekt­modulation bei Protesten einsetzen, um Ziele wie etwa die Teilnahme möglichst vieler Perso­nen an Demonstrationen zu erreichen.</p> <p>Nach der Listening Session im Seminar wurde mir bewusst, dass es genau diese affektive Di­mension ist, die durch die Aufnahme hörbar wurde. Affekte sind etwas, das zwischen Körpern stattfindet und sich körperlich manifestiert. Über sie nachzudenken, stellte sich also als sinn­volle Ergänzung heraus, um das, was zwischen Körpern in Situationen wie einem Streikpos­ten passiert, zu verstehen.</p> <p>Ich möchte in diesem Bericht einen Schwerpunkt auf die Methoden legen; trotzdem werde ich nicht umhin kommen, mein methodisches Vorgehen im Zusammenhang mit theoretischen Konzepten zu setzen, da eine gegenseitige Verwobenheit besteht. Ich gehe also davon aus, dass Affekte in politischen Protesten nicht nur große Bedeutung haben, sondern dass sie auch – zumindest teilweise – hörbar sind. Sie können durch die Klänge von Protesten verstanden werden: Die Art, wie jemand bei einem Interview spricht, nicht nur der Inhalt eines politi­schen Slogans sondern auch, wie er gerufen wird, die Tatsache, dass manches auf einer De­monstration hörbar ist und manches nicht etc. Und ich nehme auch an, dass Zuhörende von Klängen affiziert werden können, dass die Klänge also bestimmte Affekte bei ihnen auslösen. Daraus ergaben sich für mich verschiedene Fragen, die zentral für die Forschung werden sollten: Wie klingt Affekt in Demonstrationen und Streiks, und welches Potential setzt er frei? Gibt es Unterschiede in der affektiven Dimension – und der Nutzung von Affektmodulation – zwischen verschiedenen Arten von Protest? Was kann eine Reflektion über ihren Klang zur Untersuchung sozialer Bewegungen beitragen?</p> <p>Das Material habe ich während einer mehrwöchigen Feldforschung im September und einer zweiten, kürzeren Forschungsphase im November 2012 in Lissabon aufgenommen. In beiden Phasen fanden jeweils wichtige Proteste statt. Am 15. September rief das Protestbündnis <em>Que se lixe a troika</em>, das sich erst wenige Wochen zuvor formiert hatte, zu einer Demonstration auf, die eine der größten in den letzten Jahrzehnten in Portugal werden sollte. Wenige Tage zuvor hatte Premierminister Pedro Passos Coelho Steuererhöhungen im Rahmen neuer Spar­maßnahmen angekündigt, die für die Mehrheit der portugiesischen Bevölkerung massive Lohnkürzungen bedeutet hätten – sicherlich der Hauptgrund für die hohe Beteiligung. In den folgenden Wochen hörten die Proteste nicht auf, bis am 14. November viele dem Aufruf zum Generalstreik der CGTP folgten, einem der beiden großen portugiesischen Gewerkschaftsver­bände.</p> <p>Auf diesen beiden Protestveranstaltungen liegt der Schwerpunkt meiner Forschung. Das Ma­terial besteht nicht nur aus Tonaufzeichnungen, die ich im Feld – also während der Demonstrationen und der Streikposten – gemacht habe, sondern auch aus Feldnotizen zu teil­nehmenden Beobachtungen und informellen Gesprächen mit Aktivist_innen, aus Interview­aufnahmen mit Aktivist_innen und den zugehörigen Feldtagebuchaufzeichnungen. Ich halte es für sinnvoll, mit einem Einblick in meinen theoretischen Hintergrund zu beginnen, bevor ich einige auditive Aspekte in den Fokus stelle.¹</p> <p> </p> <p><strong>Affekt in der Erforschung von sozialen Bewegungen – ein kurzer Überblick über den theoretischen Hintergrund</strong></p> <p>Bis vor kurzem wurde die Thematisierung von Emotionen und Affekten in Forschungen über soziale Bewegungen meist tunlichst vermieden, und auch heute ist der Umgang damit ambi­valent. Ein Grund dafür ist die Gleichsetzung von Emotionen mit dem Irrationalen, einherge­hend mit einer Pathologisierung und Delegitimierung alternativer politischer Praktiken, wie sie etwa von Gustave Le Bon in seiner Massenpsychologie entwickelt wurde und noch heute in hierarchisierten politischen und medialen Diskursen auffindbar ist.²<br />Mit dieser Problematik im Hinterkopf habe ich mich dem Thema zunächst von Brian Massumis Affekt-Begriff ausgehend genähert, um diesen dann im Vergleich mit anderen the­oretischen Ansätzen zu ergänzen und zu relativieren.</p> <p>Massumi definiert Affekt mit der Fähigkeit eines Körpers, zu affizieren und affiziert zu wer­den (Massumi 2010:59). Affekt ist nicht nur individuell und subjektiv, sondern der Fokus liegt auf dem, was dazwischen liegt, auf potentiellen Beziehungen zwischen Körper und ihrer Umgebung, auf Interaktionen. Nach Spinoza ist Affekt eine Art vages, körperliches Denken, das Potential freisetzt. Wie Massumi erklärt, gilt dies sogar für allgemein als negativ geltende Affekte wie Wut, da diese zum Beispiel die Rekonfiguration einer Situation erzwinge.</p> <p>Für Massumi ist die Unterscheidung zwischen Affekt als offen, unbenannt und unbewusst und Emotion als sein kodierter, in konventionellen Worten artikulierter und kanalisierter Ausdruck wichtig; für diese Arbeit sehe ich aber von einer Trennung ab und betrachte Affekt und Emo­tion stattdessen als zwei verschiedene Komponenten, die nur unterschiedliche Schwerpunkte legen, aber zutiefst miteinander verwoben sind.³ Affekte sind weder völlig unbewusst noch völlig bewusst. Sie sind zwar fluid und nicht immer artikulierbar, aber auch nicht autonom oder präsozial, da sie immer von und zwischen Menschen produziert werden und daher auch immer von sozialen Konventionen und emotionalen Kodierungen beeinflusst sind – selbst, wenn diese von Individuen oder Gruppen gebrochen werden können.⁴</p> <p>Eine Reduzierung von Affekten auf das Unbewusste würde außerdem eine akteurszentrierte Perspektive außer Kraft setzen. Affekte sind nicht immer logisch und vorhersehbar, aber sie können auch rationale Praktiken sein, die performativ eingesetzt werden um bestimmte Ziele zu erreichen, z.B. durch ein bewusstes Benennen von bislang unbenannten Emotionen, wie Gould am Beispiel von feministischen Bewegungen zeigt (Gould 2010:34). Monique Scheer hat dafür den Begriff „Emotionspraktiken“ geprägt (Scheer 2011:68).</p> <p>Trotzdem war Massumis Konzept wichtig für meine Analyse – seine Betonung der Körper­lichkeit und des Dazwischens hilft, Subjektivität neu zu denken, wozu ich später zurückkom­men werde. Außerdem legt er einen Schwerpunkt auf die Bedeutung von Affekt und die Kontrolle von Menschen durch Affektmodulation in kontemporären politischen Praktiken (vgl. Massumi 2010). Dies ließ mich fragen: Was ist die Funktion und das Potential von Af­fekten in den Lissabonner Protesten als alternative politische Praktiken, und wie werden sie eingesetzt? Die Frage, wie davon nicht zuletzt auch ich als Forscherin beeinflusst werde, war wichtig für meine methodische Herangehensweise.</p> <p> </p> <p><strong>Meine Erfahrungen mit Soundaufnahmen als ethnographische Methode und die Hörbarkeit von Affekt</strong></p> <p>Wir haben uns im Seminar Klang als Methode sehr experimentell angenähert. Die Herange­hensweise hatte wenig damit zu tun, wie Sound Studies beispielsweise in der gleichnamigen Forschungsrichtung gelehrt werden. Natürlich ist mir klar, dass wir im Alltag viel zu wenig zuhören und es Sinn macht, erst einmal zu lernen, richtig hinzuhören, aber es hat lange ge­dauert, bis ich das in meiner Forschung umsetzen und eine Verbindung zu meinen Themen herstellen konnte.</p> <p>Das Modell der vier Dimensionen des Hörens von Pierre Schaeffer (vgl. Chion 1983) hat mir dabei geholfen, obwohl ich es nicht systematisch angewandt habe. Wenn Menschen gefragt werden, was sie hören, identifizieren sie normalerweise die Quelle des Tons. Beim Hören einer Aufnahme einer großen Demonstration würden beispielsweise viele sagen, sie hören politische Slogans, ein Megafon und Trillerpfeifen. Schaeffers Modell ermöglicht es, sich über andere Dimensionen als die Indexikalität Gedanken zu machen, wie etwa die soziale und symbolische Bedeutung eines gewissen Tons, Erinnerungen, die ein Soundobjekt bei den Hö­renden auslöst – und körperliche Reaktionen darauf. Die gleiche Aufnahme der Demonstra­tion könnte für die Zuhörenden zum Beispiel nach Energie, Wut und Empörung klingen, sie könnten hören, dass das Mikrofon inmitten der Menge positioniert war, dass die Aufnahme bei ihnen Gänsehaut auslöste oder sie plötzlich aufgeregt waren, weil sie sich an eine erfolg­reiche Demonstration erinnerten, an der sie selbst teilgenommen hatten.</p> <p>Beim wiederholten Hören der Soundobjekte der Proteste und Streiks, die ich in Lissabon auf­genommen hatte, wurde mir bewusst, dass die affektive Dimension der Situationen auditiv anders übermittelt werden kann als durch Feldnotizen. Die Situation im Seminar, die ich in der Einleitung beschrieben hatte, ist nur ein Beispiel dafür, dass dies auch funktioniert, wenn Andere die Aufnahmen hören. Durch Sound werden Menschen affiziert – wahrscheinlich, weil wir auch mit unseren Körpern darauf reagieren, wie ich mit Schaeffer deutlich machen wollte. Wie Brandon LaBelle schreibt, kann Sound nicht ignoriert werden, sondern generiert Partizipation und bringt Körper zusammen (LaBelle 2010:xxiv).</p> <p>Trotz des Mehrwerts durch die Analyse von Sound gerade im Zusammenhang mit Affekt war mir jedoch nicht klar, wie ich Schaeffers Modell und die Soundanalyse allgemein für meine Auswertung systematisieren könnte. Daran müsste ich bei einer Arbeit mit Sound in der Zu­kunft noch arbeiten.<br />Ich denke, dass das Einsetzen von <em>Listening Sessions</em> mit Aktivist_innen nach dem Schema von Ultra Red sehr sinnvoll für eine gemeinsame Reflektion der aktivistischen Arbeit ist, aber für mich war eine solche Herangehensweise aufgrund meiner Position im Feld nicht realisier­bar. Ein wirklich kollaboratives Vorgehen war leider nicht möglich, da ich zu den Akti­vist_innen vor der Forschung keine Beziehungen hatte, nicht im Aktivist_innenmilieu invol­viert war und nur wenig Zeit für meine Forschung im Ausland hatte. Allerdings war ich über­rascht über das Interesse und die positiven Rückmeldungen zur Klanganalyse als Methode, die ich im Rahmen des Workshops „Protestos e Movimentos Sociais Contemporâneos em Portugal“ im Februar 2013 bekommen habe. Ich fände es interessant, auch in Zukunft von der Textzentriertheit abzuweichen, die akademisches Wissen meiner Meinung nach auch oft so elitär macht, und mit der Analyse von Klang zu arbeiten. Allerdings müssten die Methode des Aufnehmens selbst und die Analyse der Aufnahme noch deutlich systematischer gestaltet werden, als ich das bis jetzt gemacht habe.</p> <p>Aufnahmegeräte sind weniger selektiv als das menschliche Ohr. Im Feld habe ich das einge­setzt, indem ich versucht habe, sogenannte <em>Soundscapes</em> nach Murray Schafer aufzunehmen (Meintjes et al. 2010:330), um Situationen im Nachhinein so komplett wie möglich zu hören und diese Erfahrung auch anderen Zuhörenden bieten zu können. Man muss sich jedoch be­wusst sein, dass dies nicht die nötige Reflektion im wissenschaftlichen Prozess ersetzt. Wie bei allem empirischen Material sind es sind immer noch wir als Wissenschaftler_innen, die entscheiden, was hörbar gemacht wird und was still bleibt, und diese Entscheidungen müssen hinterfragt werden.</p> <p> </p> <p><strong>Ergebnisse der Forschung – Klänge von Emotionspraktiken in den Lissabonner Protesten</strong></p> <p>Massumi fordert eine performative und theatralische Annäherung an Macht (Massumi 2010:58). Was bedeutet dies für Affekt in Protesten, und wie wird das Potential der Affekt­modulation schon jetzt genutzt?<br />Eines der Ergebnisse meiner Forschung war, dass Aktivist_innen sowohl bei den Demonstra­tionen von <em>Que se lixe a troika </em>als auch im Rahmen des Generalstreiks Emotionspraktiken nach Monique Scheer nutzten, bei denen das Auditive eine wichtige Rolle spielte. Im Folgen­den erläutere ich zwei Beispiele dafür.</p> <p><u>Hörbar die Normalität unterbrechen: Der Generalstreik am 14. November</u></p> <p>Die Nutzung von Sounds durch Einzelne und Gruppen spielte eine wichtige Rolle, um Af­fekte im portugiesischen Generalstreik am 14. November 2012 zu generieren.<br />Wenn Gruppen, die keine Stimme haben, weil sie sich nicht von der politischen Elite reprä­sentiert fühlen, lautstark präsentieren, praktizieren sie Politik nach der Definition von Jaques Rancière: Sie machen sich hörbar und brechen mit der herrschenden Ordnung (Rancière 2002). In Protesten sind Klänge ein Werkzeug, um wortwörtlich eine Stimme zu bekommen und andere zu affizieren. Wie Brendon LaBelle schreibt, produzieren Demonstrationen eine Hörbarkeit „that seeks to overturn or overwhelm the written record, the law, and house rule with a meaning determined by volume“ (LaBelle 2010:109). Aktivist_innen setzen Klänge ein, um bestimmte Effekte bei den Protestierenden und auch bei Nichtbeteiligten zu evozie­ren. Einer dieser Effekte ist die Unterbrechung der Normalität, wie ich durch die Beschrei­bung eines Ereignisses zeigen werde, das sich während des Streikpostens der Fahrer_innen der Lissabonner Stadtbusse zugetragen hat.</p> <p>Ich war gerade mit einer Gruppe von Aktivist_innen beim Sitz des Unternehmens in einem Randbezirk Lissabons angekommen, als die Polizei anfing, eine Sitzblockade der Streikenden aufzulösen, die zum Zweck errichtet worden war, arbeitenden Fahrer_innen am Einhalten des Notfahrplanes zu hindern. Alles ging sehr ruhig und routiniert vor sich – die Polizisten trugen die Streikenden einzeln weg und setzten sie nach ein paar Metern wieder ab. Plötzlich begann eine junge Streikende zu schreien und zu kreischen, als sie vom Boden aufgehoben wurde, und hörte erst auf, als der Polizist sie wieder absetzte. Ein neben mir stehender Aktivist sagte zu mir, dass sie absichtlich schreie und ihr nichts passiere.<br />Die junge Protestierende führte eine Emotionspraktik nach Monique Scheer durch; von einem rationalen Blickwinkel aus war es nicht nötig, in dieser Situation zu schreien, da ihr Schreien nichts am Verhalten der Polizisten veränderte und keinen Einfluss auf den Verlauf der Situa­tion hatte, aber sie nutzte ihre Stimme und damit die Fähigkeit ihres Körpers, andere Körper zu affizieren. Die Aktivistin wandte emotionale Codes an, um die Routine zu stören. In einer emotionalen Gemeinschaft wie dieser löst ein solches Verhalten bestimmte Affekte aus (Ro­senwein 2002: 842) – Schreien lässt Menschen nicht kalt, wie die beschwichtigende Reaktion des Aktivisten neben mir zeigte. Doch welchen Zweck hat Affekt in politischen Protesten, wie Emma Dowling rhetorisch fragt, wenn nicht die Unterbrechung und Störung von Normalität (Dowling 2012a)?</p> <p><em><u>Que se lixe a troika</u></em><u> und die Nutzung emotionsgeladener Symbolik</u>⁵</p> <p>In der eben beschriebenen Situation im Rahmen des Streikpostens wurde Affektmodulation von einer Einzelperson genutzt, um hörbar zu stören. Genauso können durch Affekte aber auch Körper zusammengebracht werden, und es kann eine Atmosphäre der Zusammengehö­rigkeit geschaffen werden. LaBelle betont die Bedeutung von Musik bei Demonstrationen (LaBelle 2010:115). In der Geschichte Portugals spielt sie eine besondere Rolle: Bei der Nel­kenrevolution 1974 waren es zwei Lieder, die als Zeichen zum Beginn des Aufstandes dien­ten. Die Revolution stellt allgemein einen Moment in der portugiesischen Geschichte dar, der ein großes Potential an Affizierung innehat. Die kollektive Erinnerung daran ist voll von emotional aufgeladener Symbolik: Rote Nelken in Gewehrläufen, ein Lied mit einem Text voller Solidarität und Brüderlichkeit als Weckruf aus Jahrzehnten der Unterdrückung. Mich hat in meiner Forschung besonders überrascht, dass dies nicht nur ein verstaubter Diskurs ist, dessen Symbolik immer noch vor allem von der Kommunistischen Partei Portugals (PCP) und der ihr nahestehenden CGTP vereinnahmt wird, sondern die Protestierenden sich mit ihren Praktiken tatsächlich stark auf dieses Ereignis vor fast 40 Jahren beziehen.</p> <p>Bei den Demonstrationen von <em>Que se lixe a troika</em> spielen verschiedene Lieder eine bedeu­tende Rolle, die damals als Protestsongs in die Geschichte eingingen. Besonders häufig wurde <em>Grândola, Vila Morena</em> des Protestliedermachers Zeca Afonso gesungen, das bekannteste und symbolträchtigste von allen.<br />Ich argumentiere, dass die Aktivist_innen vor allem wegen seines affektiven Potentials darauf zurückgreifen. Es handelt sich um eine Art verkörperlichte affektive Erinnerung – die Sym­bolik der Nelkenrevolution wird benutzt, um ein Gefühl von Gemeinschaft, Solidarität und Macht zu schaffen. In diesem Fall ist die affektive Dimension deutlich wichtiger als die ideo­logische – die Revolution hält keine tatsächlichen Auswege aus der gegenwärtigen Situation bereit, aber die Affekte sind ähnlich: Viele Menschen fühlen sich nicht von der Regierung repräsentiert, und sie fühlen sich völlig machtlos demgegenüber. Diese Emotionen und die kollektive Performance der Körper beim Singen von <em>Grândola</em> ist wichtiger als der politische Kontext. Das Lied wurde in den Demonstrationen, die ich begleitete, unzählige Male gesun­gen; meistens stimmten die Organisator_innen es an, manchmal wurde es vom Original auf Tonband begleitet, andere Male von irgendeiner kleinen Gruppe in der Menge gesungen. Inte­ressant ist, dass die Aktivist_innen von <em>Que se lixe a troika</em> vor kurzem anfingen, das Poten­tial von <em>Grândola</em> systematisch in ihrem politischen Aktivismus einzusetzen. Eine große De­monstration im März 2013, die schon nach meiner eigentlichen Forschungsphase stattfand, hatte das Lied als zentrales Thema: Vom Motto angefangen, das mit „O povo é quem mais ordena“ – „Das Volk ist es, das am meisten regiert“ – die wohl bekannteste Liedzeile zitiert, bis hin zu medienwirksamen Aktionen, bei denen öffentliche Reden von Regierungspolitikern schon Wochen davor durch <em>Grândola</em>-Gesänge übertönt wurden, drehte sich alles um <em>Grândola</em>. Höhepunkt war ein zuvor angekündigtes und in mehreren Städten simultan statt­findendes gemeinsames Singen des Liedes am Ende der Protestkundgebung. Dieses Beispiel zeigt, wie Klänge und ihre affizierende Wirkung als politische Praxis zur Affektmodulation genutzt werden können. Nicht nur der Inhalt des Liedes steht dabei im Vordergrund, sondern auch die Atmosphäre, die dadurch geschaffen wird, das, was zwischen den Körpern beim Singen und Zuhören passiert. Interessant ist allerdings auch hier die Frage, wie weit dieses bewusste Beeinflussen von Emotionen gehen kann, um noch zu funktionieren. Wie Deborah Gould schreibt, geht das Potential von Affekten verloren, wenn diese zu sehr bewusst gelenkt werden. Affekt kann nur bis zu einem gewissen Punkt geplant werden – alles andere ist un­gewiss und unvorhersehbar. Auch bei <em>Que se lixe a troika</em> wurde dies deutlich. Nach der Ab­schlusskundgebung mit dem großen <em>Grândola</em>-Finale verlief die Demonstration schnell im Sand; im Gegensatz zu früheren Demonstrationen folgten keine Platzbesetzungen oder spon­tanen Protestzüge in Richtung des Parlaments. In Gesprächen mit einzelnen Protestierenden waren es gerade die fehlende Emotionalität und Spontaneität der Aktion und die reine Sym­bolhaftigkeit des Liedes, die mir als Gründe dafür genannt wurde. Zu früheren Zeitpunkten der Forschung wurden mir von Aktivist_innen neuer sozialer Bewegungen ähnliche Aspekte als Negativmerkmale von gewerkschaftlichen und parteipolitischen Protesten genannt, von denen sie sich mit ihren (auch affektiv) offeneren Protesten abgrenzten. Damit reagieren sie auch auf ein Bedürfnis nach anderen Formen politischer Subjektivitäten.⁶</p> <p> </p> <p><strong>Ausblick: Die affizierte Forscherin</strong></p> <p>Das Arbeiten mit Affekt als theoretischem Konzept und Sound als Methode ergänzte sich meiner Ansicht nach, stellte mich als Forscherin aber auch vor neue Herausforderungen und hielt mich dazu an, über meine Rolle im Forschungsprozess noch einmal neu nachzudenken. Affekt bestimmt keine kollektive Identität, sondern einen fluiden, nicht definierten Zustand, der neuen Formen nicht-repräsentativer Demokratie entspricht. Sich auf dieses Konzept zur Erforschung von Protest zu berufen, beinhaltet daher auch eine Art Subjektivitätskritik durch die Methodik. Wenn Affekt eine Dekonstruktion des Individuums ermöglicht, handelt es sich nicht nur um eine Theorie, sondern hat auch methodologische Konsequenzen. Liegt der Fokus auf den Beziehungen zwischen Menschen und Körpern, so ist eine Forschungsperspektive nötig, die auch die Affizierung der Forscherin berücksichtigt, denn diese zeigt mehr als nur einen individuellen Zustand. Es gibt immer etwas Objektives im Subjektiven, auch, was die Bedingungen betrifft, in denen Wissenschaftler_innen Wissen produzieren.</p> <p>Meine Erfahrungen beim Generalstreik zeigen, dass das Erforschen von Protesten auch den Körper der Forscherin involviert. Inmitten eines Sitzstreiks um vier Uhr früh ist es einfach unmöglich, sich nicht vom Protest berühren zu lassen. Die Tatsache, dass ich mich unwohl gefühlt und eine Gänsehaut bekommen habe, als ich das Mädchen schreien gehört habe, sollte nicht ignoriert werden, denn sie sagt etwas aus über die Funktion von Affekt und Emotions­praktiken. Natürlich macht es wenig Sinn, anzunehmen, dass alle gleich fühlen, aber meine Affizierung kann ein Indikator sein für das affektive Potential einer Interaktion. Anstatt Ge­fühle als unerwünschte Nebeneffekte wissenschaftlicher Arbeit zu ignorieren, sollte man sie also vielmehr nutzen, indem man sich fragt: Wie können unsere eigenen Affekte zur Analyse beitragen, und welche Art von Material bieten sie? So könnte eine dichte Beschreibung im eigentlichen Sinne möglich werden.</p> <p> </p> <p> </p> <p><strong><u>Literatur</u></strong></p> <p>Auer, Christine (2013): Affect in political protest –The sound of anti-austerity demonstrations in Lisbon, accessed 30 March 2013, &lt; <a href="http://portuguesemovements.hypotheses.org&gt;">http://portuguesemovements.hypotheses.org&gt;</a>.</p> <p>Chion, Michel (1983): Guide des Objets Sonores – Pierre Schaeffer et la recherche musicale. Guide to Sound Objects – Pierre Schaeffer and musical research, Paris: Édition Buchet / Chastel.</p> <p>Clough, Patricia Ticineto (2007): Introduction, in: Patricia Clough and Jean Halley (eds.): The Affective Turn. Theorizing the social, London: Duke University Press, pp. 1-33.</p> <p>Corsani, Antonella (2006): Wissensproduktion und neue politische Aktionsformen. Die Erfahrung der Intermittents in Frankreich, Transversal, accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://eipcp.net/transversal/0406/corsani/de&gt;">http://eipcp.net/transversal/0406/corsani/de&gt;</a>.</p> <p>Corsani, Antonella (2007): „Was wir verteidigen, verteidigen wir für alle“ – Spuren einer Geschichte in Bewegung, Transversal accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://eipcp.net/transversal/0607/corsani/de&gt;">http://eipcp.net/transversal/0607/corsani/de&gt;</a>.</p> <p>Dowling, Emma (2012a): Private video lecture on affect.</p> <p>Dowling, Emma (2012b): The Waitress: On Affect, Method, and (Re)presentation, Cultural Studies &lt;=&gt; Critical Methodologies, accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://csc.sagepub.com/content/early/2012/01/24/1532708611435215&gt;">http://csc.sagepub.com/content/early/2012/01/24/1532708611435215&gt;</a>.</p> <p>Estanque, Elísio (2010): Sindicalismo e movimentos sociais: Acção colectiva e regulação social no contexto europeu e português, in: Revista Lutas Sociais nº 23.</p> <p>Fishman, R.M. (2011): Democratic Practice after the Revolution: The Case of Portugal and Beyond, in: Politics &amp; Society 39: 2, pp. 233-267.</p> <p>Goodwin, Jeff (2012): Some Prickly Thoughts on „Emotions in Motion“, Mobilizing Ideas, accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://mobilizingideas.wordpress.com/2012/12/20/some-prickly-thoughts-on-emotions-in-motion/&gt;">http://mobilizingideas.wordpress.com/2012/12/20/some-prickly-thoughts-on...</a>.</p> <p>Gould, Deborah (2010): On Affect and Protest, in: Janet Staiger et al. (ed.): Political Emotions. New Agendas in Communication, New York: Routlegde, pp. 18-44.</p> <p>Hamann, K.&amp; Manuel, P. C. (1999): Regime Changes and Civil Society in Twentieth-Century Portugal. South European Society and Politics, 4, pp. 71–96.</p> <p>Hardt, Michael (2007): Foreword: What affects are good for, in: Patricia Clough and Jean Halley (eds.): The Affective Turn. Theorizing the social, London: Duke University Press, pp. ix-xiii.</p> <p>Hemmings, Clare (2005): Invoking affect. Cultural theory and the ontological turn, in: Cultural Studies 19: 5, pp. 548-567.</p> <p>Jasper, James M. (2012): Feeling your Way, Mobilizing Ideas, accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://mobilizingideas.wordpress.com/2012/12/03/feeling-your-way/&gt;">http://mobilizingideas.wordpress.com/2012/12/03/feeling-your-way/&gt;</a>.</p> <p>LaBelle, Brandon (2010): Acoustic Terrotories. Sound Culture and Everyday Life, New York / London: continuum.</p> <p>Lorey, Isabell (2011): Non-reprensentationist, Presentist Democracy, Transversal, accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://eipcp.net/transversal/1011/lorey/en&gt;">http://eipcp.net/transversal/1011/lorey/en&gt;</a>.</p> <p>Massumi, Brian (2002): The Autonomy of Affect, in: Brian Massumi: Parables for the Virtual. Movement, Affect, Sensation, Durham &amp; London: Duke, pp. 23-45.</p> <p>Massumi, Brian (2010): Ontomacht. Kunst, Affekt und das Ereignis des Politischen, Berlin: Merve Verlag.</p> <p>McDonald, Kevin (2004): Oneself as Another: From Social Movement to Experience Movement, in: Current Sociology 52:4, pp. 575-593.</p> <p>Meintjes, Louise et al. (2010): Soundscapes: Toward a Sounded Anthropology, in: Annual Review of Anthropology, pp 329-345.</p> <p>Rancière, Jacques (2002): Das Unvernehmen. Politik und Philosophie, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.</p> <p>Rosenwein, Barbara H. (2002): Worrying about Emotions, in: American Historical Review, 2, pp. 821-845.</p> <p>Scheer, Monique (2011): Welchen Nutzen hat die Feldforschung für eine Geschichte religiöser Gefühle?, in: vokus 21: 1/2, pp. 65-77.</p> <p>Sousa Santos, B. de and Nunes, J.A. (2004): Introduction: Democracy, Participation and Grassroots Movements in Contemporary Portugal, in: South European Society and Politics, 9, pp. 1-15.</p> <p>Sterne, Jonathan (2012): Quebec’s #casseroles: on participation, percussion and protest, accessed 4 February 2013, &lt; <a href="http://soundstudiesblog.com/?s=quebec&gt;">http://soundstudiesblog.com/?s=quebec&gt;</a>.</p> <p>Summers Effler, Erika (2012): Bringing the Body (Back) in: Where the Action Really is, Mobilizing Ideas, accessed 29 January 2013, &lt;<a href="http://mobilizingideas.wordpress.com/2012/12/20/bringing-the-body-back-in-where-the-action-really-is/&gt;">http://mobilizingideas.wordpress.com/2012/12/20/bringing-the-body-back-i...</a>.</p> <div><br clear="all" /><br /><hr align="left" size="1" width="33%" /><div id="ftn1"> <p>¹ Wegen des Schwerpunkts auf die Methoden werde ich einige Inhalte meiner Forschung, vor allem Ergebnisse zur Rolle von Affekten in den Lissabonner Protesten, die nicht rein auditiv fassbar sind, nur am Rande erläutern. Einen besseren Einblick in die nicht-auditiven Aspekte gibt ein Text, den ich in einem Workshop zu kontemporären sozialen Bewegungen in Portugal am 21.02.13 präsentiert habe. Siehe Auer 2013.</p> </div> <div id="ftn2"> <p>² Ein Überblick über die ambivalente Sicht auf Emotionen in der Geschichte der Erforschung sozialer Bewegungen findet sich ebenfalls bei Auer 2013.</p> </div> <div id="ftn3"> <p>³ Damit schließe ich mich Michael Hardt (vgl. Hardt 2007) und Deborah Gould (Gould 2010:31) an. Für eine detailliertere Erklärung meiner Wahl siehe Auer 2013.</p> </div> <div id="ftn4"> <p>⁴ Barbara Rosenweins Ausdruck „emotional communities“ ist hier sinnvoll, um „systems of feeling“ in sozialen Gruppen aufzudecken (Rosenwein 2002:842).</p> </div> <div id="ftn5"> <p>⁵ Zu nicht-auditiven Komponenten der Affektmodulation bei <em>Que se lixe a troika</em> siehe Auer 2013:5-7.</p> </div> <div id="ftn6"> <p>⁶ Ausführlicher dazu siehe Auer 2013: 8-10.</p> </div> </div> <p> </p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/affekt" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Affekt</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/portugal" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Portugal</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/protest" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Protest</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/sound" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Sound</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-8cc50930a511626e68d22659594da10e"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-190" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/P1070896.jpg" width="680" height="510" alt="" /> </div> </div> </div> </div> <div class="views-field views-field-field-media-audio"> <div class="field-content"><div class="mediaelement-audio"><audio src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/Sound%201.mp3" class="mediaelement-formatter-identifier-1447669144-0" controls="controls" ></audio></div>listen also to:<div class="mediaelement-audio"><audio src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/Sound%202.mp3" class="mediaelement-formatter-identifier-1447669144-1" controls="controls" ></audio></div></div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Thu, 18 Apr 2013 10:46:29 +0000 Christine Auer 193 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/193#comments Die Krise als Muse http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/177 <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p><span style="font-size: 1em; line-height: 1.5;">Krisen sind wichtig für KünstlerInnen.</span></p> <p>Das sagt María. Ihre Kunst, der kreative Schaffensprozess, helfe ihr dabei sich mit persönlichen und gesellschaftlichen Krisen jeglicher Art auseinanderzusetzen und diese zu verarbeiten.</p> <p>Für sie seien Schwierigkeiten und Probleme in ihrem Umfeld sogar notwendig, um kreativ zu werden. Das Leben und Arbeiten in Berlin bezeichnet sie als krisen- und sorgenfrei. Alle Menschen seien „young, good looking and happy“. Daher könne sie auch nicht auf Dauer in Berlin bleiben. Irgendwann werde es wieder Zeit für sie sein, um in ein anderes Land aufzubrechen.</p> <p>Später in unserem Gespräch sagt sie, dass die Mieten in Berlin immer weiter ansteigen und es für viele KünstlerInnen schwierig werde, sich ein „Künstler-Leben“ in Berlin leisten zu können. Das sei vor einigen Jahren noch nicht so gewesen.</p> <p>Auch sie kann nicht von ihrer Kunst leben und muss sich ihre Miete über einen anderen Job finanzieren. Ihrer Leidenschaft – Kunst zu machen – kann sie jetzt nur noch abends nachgehen, nachdem sie ihren Job erledigt hat, der sie finanziell absichert. Nach getaner Arbeit macht sie sich somit auf zu ihrer zweiten Arbeit und arbeitet an ihren Ideen in ihrem kleinen Atelierszimmer, das sie sich mit zwei anderen KünstlerInnen teilt. Um sich die Miete leisten zu können.<em style="font-size: 1em; line-height: 1.5;">                                                    </em></p> <p>Von welchen Krisen, Schwierigkeiten und Problemen sprechen wir hier also? Welche Krisen fördern künstlerische Kreativität? Wo bestehen größere Zusammenhänge und wo werden diese als solche wahrgenommen? Was wird schließlich auf subjektiver Ebene als Krise wahrgenommen? </p> <p> </p> <p style="font-size: 13px; line-height: 19px;"><em>                                                                      "Für wen ist was eine Krise?"</em></p> <p style="font-size: 13px; line-height: 19px;"><span style="font-size: 1em; line-height: 1.5;">Demirovic, Dück, Becker, Bader (Hgg.): VielfachKrise im finanzmarktorientierten Kapitalismus, Hamburg 2011, S. 11.</span></p> <p style="font-size: 13px; line-height: 19px;"><span style="font-size: 1em; line-height: 1.5;">                                                                          ...  ...  ...  ...  ...  ...  ...  ...</span></p> <p>KünstlerInnen seien immer gleichzeitig auch AktivistInnen, so María. Kunst sei immer von gesellschaftlichen Ereignissen geprägt und daher auch immer ein politisches Statement. Bewusst oder unbewusst.  Dem könne sich die Kunst nicht entziehen. Gerade jetzt sei Kunst wichtig, um Zeichen zu setzen und für Veränderungen beizutragen. Diese seien notwendig. Welche konrketen Veränderungen und welche Zeichen werden von María nicht benannt.</p> <p>"Artists are free." (María)</p> <p>Kann die Kunst durch ihre freien Ausdruckmittel „die Krise“ anders vermitteln und dort ansetzen, wo andere Formen von Aktivismus und Protesten auf Grenzen stoßen? Wo stößt sie dabei selbst auf Grenzen? Inwiefern kann Kunst zu einer (anderen?) kritischen Wissensproduktion beitragen? </p> <p> </p> <p><em>“When I refer to the “political dimension of art”, I don’t necessarily want to point out clichéd attempts to denounce the political system or institutions or to stress efforts to represent realistically the condition of a painful everyday life. </em><em style="font-size: 1em; line-height: 1.5;">On the contrary, I am referring to the critical space created by art that allows an original understanding and interpretation of the politics and human relations. </em><em style="font-size: 1em; line-height: 1.5;">In that sense, art is inscribed in the realm of politics, whether it is clearly oriented towards the investigation of critical social issues or not.”</em></p> <p><span style="font-size: 1em; line-height: 1.5;">Syrago, Tsiara: Contemporary Art in times of social crisis (1.4.2011), online unter URL: <a href="http://curatorsintl.org/journal/contemporary_art_in_times_of_social_crisis">http://curatorsintl.org/journal/contemporary_art_in_times_of_social_crisis</a></span></p> <p> </p> <p>                                 Ein kurzer Gesprächsausschnitt mit María. Zum Hören. Und Nachdenken.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/kunst" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Kunst</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/k%C3%BCnstlerinnen" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">KünstlerInnen</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/protest" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Protest</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-134e99cd00175d55a0d9950827876c11"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-160" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/maria.MTS_.Standbild001.jpg" width="680" height="383" alt="" /> </div> </div> </div> </div> <div class="views-field views-field-field-media-audio"> <div class="field-content"><div class="mediaelement-audio"><audio src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/Mar%C3%ADaKunst%26Krise.mp3" class="mediaelement-formatter-identifier-1447669144-2" controls="controls" ></audio></div></div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Sun, 23 Dec 2012 12:48:50 +0000 Keren Kraus 177 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/177#comments "Unwillkommen im Schweinestall": Reaktionen auf Angela Merkels Kurzbesuch in Lissabon http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/blogs/unwillkommen-im-schweinestall-reaktionen-auf-angela-merkels-kurzbesuch-lissabon <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/51">Affekte in Bewegung</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p>Angela Merkel war gestern zum ersten Mal seit Beginn der Wirtschaftskrise auf Staatsbesuch in Portugal. Der Medienrummel im Vorfeld war riesig, die Proteste hielten sich in Grenzen.</p> <p>Wer in den letzten Tagen als Deutsche_r portugiesische Medien konsumierte, konnte sich des Eindrucks kaum erwehren, zu einer neu entdeckten, sehr seltenen und noch viel seltsameren, aber irgendwie doch interessanten oder zumindest Angst einfloessenden Spezies zu gehoeren, die aus gegebenem Anlass genau unter die Lupe genommen werden musste. Wer wollte, konnte rund um die Uhr Artikel ueber angebliche kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Portugal lesen, Fernsehberichte zu Fragen wie "Wie ticken die Deutschen?" sehen oder bei Reportagen erfahren, wie denn hier lebende Deutsche so ueber ihre portugiesischen Mitmenschen denken - besonders natuerlich, was Themen wie das Funktionieren ihrer Buerokratie und ihre Leistungsbereitschaft betrifft.</p> <div>Waehrend so Vorstellungen produziert wurden, bemuehte man sich, anderswo welche zu aendern: Mit seinem extra fuer den Merkel-Besuch produzierten Kurzfilm "Ich bin ein Berliner" wollte der politische Kommentator Marcelo Rebelo de Sousa die portugiesische Realitaet zeigen und mit Hilfe zahlreicher Statistiken all die Vorurteile revidieren, die er in deutschen Koepfen vermutete. Die von ihm geforderte Ausstrahlung auf oeffentlichen Plaetzen in grossen deutschen Staedten wurde aus "politischen Gruenden" nicht erlaubt.</div> <div> </div> <div>Andere Aktionen wandten sich direkt gegen Merkel als "Hauptförderin der neoliberalen Doktrin, die Europa ruiniert", wie es zum Beispiel in einem offenen Brief lautet, in dem Hunderte von Portugies_innen, unter ihnen bekannte Intellektuelle, die Kanzlerin zur "persona non grata" in Portugal erklaeren.</div> <div>Und auch gesungen wurde im Vorfeld: Der Coro da Achada, der von Auftritten bei einer Hausbesetzung bekannt ist, nahm Beethovens 9. Sinfonie mit einem neuen Text auf und nannte das Lied dann "Bardamerkel", ein Wortspiel, das man in etwa mit "Verpiss dich, Merkel" uebersetzen koennte und das sich den Begriff der "PIIGS"-Staaten aneignet - "sei unwillkommen im Schweinestall", heisst es etwa zum Schluss.</div> <div> </div> <div>Mit diesen Bildern und Toenen im Kopf machte ich mich gestern auf den Weg nach Lissabon zur Demonstration des Protestbuendnisses "Que se lixe a troika!" ("Zum Teufel mit der Troika!"), das seit seiner Gruendung zur Organisation der Demonstration am 15. September, zu der Hunderttausende von Menschen auf die Strassen gingen, regelmaessig Protestaktionen durchfuehrt. Leitsatz war "Merkel bestimmt hier nicht!". Da die Stationen von Merkels Besuch im Vorfeld lange geheim gehalten wurden, hatten unterschiedliche Gruppen und Gewerkschaften verschiedene Aktionen an unterschiedlichen Orten und Zeiten geplant. Eine gewisse Streuung der Proteste war also zu erwarten. Ausserdem war Montag Nachmittag - nicht gerade die beste Zeit fuer eine Demo. Dennoch ueberraschte es mich, so wenige Demonstrierende auf dem Platz vorzufinden.</div> <div>Als der Protestzug eine Stunde spaeter als geplant in Richtung Belém loszog, wo Merkel ein deutsch-portugiesisches Unternehmer_innentreffen abschliessen sollte, war das Bild, das er bot, klaeglich: Fast mehr Journalist_innen als Demonstrierende, und unter den Demonstrierenden nur einige Hunderte, die nicht zu den Organisator_innen oder zu einem der anderen anwesenden Buendnisse oder Parteien zu gehoeren schienen. Auch mit den Inhalten der Plakate fuehlte ich mich zunehmend unwohl. Nazi-Referenzen waren allgegenwaertig, Pappmaché-Puppen karikierten Merkel als Hitler-Verschnitt mit Hakenkreuz-Armbinde. Kritiken daran habe ich, wenn sie denn geaeussert wurden, zumindest nicht wahrgenommen.</div> <div>Vor dem weitlaeufig von der Polizei abgeriegelten Gelaende in Belém verlief sich die Demonstration dann allmaehlich. Ich ging mit dem Gefuehl heim, dass hier heute vor allem ein Feindbild gestaerkt wurde, in das Enttaeuschung, Verzweiflung und das Gefuehl des Ausgeliefertseins projizieren werden.</div> <div> </div> <div>Die Unterzeichnenden des offenen Briefes an Merkel begruendeten ihre Aktion unter anderem damit, dass die portugiesische Regierung laengst aufgehoert habe, den Gesetzen und der Verfassung Portugals Folge zu leisten und man sich deshalb an Merkel wenden muesse. Auf einer Karikatur an einer Lissabonner Mauer sieht man die Kanzlerin in blauem EU-Gewand als Puppentheater-Spielerin. Ihre Marionetten sind die Protagonisten der portugiesischen Regierung. Merkel kam nicht als Abgesandte der Troika nach Lissabon, sie hatte offiziell nichts zu entscheiden in den nicht mal sechs Stunden, die sie hier verbrachte. Dennoch wird ihr unglaublich viel Macht zugesprochen, wie man an der medialen Aufmerksamkeit und daran sieht, wie sehr sie als Symbol fungiert, als Repraesentatin eines Wirtschaftssystems und zugleich als Platzhalterin fuer all das Unsichtbare und unsichtbar Gemachte in diesem System.</div> <div> </div> <div><strong>Links:</strong></div> <div> </div> <div> <div>Der Film von Marcelo Rebelo de Sousa  ist hier zu sehen:</div> <div><a href="http://www.youtube.com/watch?v=7yqVBs_HXjk">http://www.youtube.com/watch?v=7yqVBs_HXjk</a></div> <div>Und hier auf deutsch:</div> <div><a href="http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&amp;v=_gwvHs0cg0I">http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&amp;v=_gwvHs0cg0I</a></div> <div> </div> <div>Den offenen Brief an Merkel kann man hier lesen:</div> <div><a href="http://carachancelermerkel.blogspot.pt/p/blog-page.html">http://carachancelermerkel.blogspot.pt/p/blog-page.html</a></div> <div> </div> <div>"Bardamerkel" zum Anhoeren:</div> <div><a href="http://www.youtube.com/watch?v=VYGqbFOzYXk">http://www.youtube.com/watch?v=VYGqbFOzYXk</a></div> </div> <p> </p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/portugal" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Portugal</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/protest" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Protest</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/demonstration" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Demonstration</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-ae96318de7d5967a26e47a0e20bec4ea"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-151" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/IMG_0149.JPG" width="680" height="510" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Tue, 13 Nov 2012 17:51:34 +0000 Christine Auer 153 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/blogs/unwillkommen-im-schweinestall-reaktionen-auf-angela-merkels-kurzbesuch-lissabon#comments Lärmdemo XL http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/146 <div class="field field-name-field-research-body field-type-entityreference field-label-above"><div class="field-label">This blog post is part of the investigation:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/node/57">Antirassismus in der Krise</a></div></div></div><div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="content:encoded"><p>Samstag, 10. November 2012. Trotz schmuddeligem Wetter fanden sich viele Menschen am gestrigen Nachmittag am Kottbusser Tor in Berlin Kreuzberg ein. Ab halb fünf begannen die ersten Redebeiträge vom Lautsprecherwagen, die allesamt von Erfahrungen der Gentrifizierung in Berlin handelten. Eine Trommelgruppe war zu hören, einige bunte selbstgebastelte Schilder zu sehen. Hier und da standen Menschen mit Kameras herum, knipsten Fotos oder filmten das Geschehen. Im Hintergrund das "Haifisch-Haus", deren BewohnerInnen seit Mai diesen Jahres protestieren: Gegen die Kürzungen des sozialen Wohnungsbaus, gegen steigende Mieten und rassistische Verdrängung. Dazu haben sie das Gecekondu errichtet, einen Pavillion aus Brettern, der mittlerweile für die kälteren Jahreszeiten gewappnet und durch Glastüren verschließbar ist. Der Protest wird also weiter gehen, der Winter möge kommen. Das Gecekondu bleibt somit Ort für Treffen zwischen AnwohnerInnen und allen, die mitmachen, einfach quatschen, einen Tee trinken wollen, oder zwei, oder wissen wollen, was hier los ist.</p> <p>Der Krach begann erst richtig, als die Redebeiträge vom Lautsprecherwagen endeten und sich die über 1000 Menschen in Bewegung setzten. Töpfe, Trommeln, Trompeten, mehrere mobile Anlagen, Trillerpfeiffen, Sprechchöre (Rauf mit den Löhnen, runter mit den Mieten), Klingeln und Hupen, Erinnerungen an vorausgegangene Lärmdemos, schrille Töne bis zum Kopfschmerz, Spaß, Sprachlosigkeit, Wut, Entschlossenheit und Selbstermächtigung: all das habe ich gehört. Und das beständige Prasseln des Regens, auf Regenschirmen, der Straße, auf meinem Körper. Es gab Spekulatius gegen Spekulation, viele wohlwollende Gesichter und Spaß beim Lärmen.</p> <p>Die Proteste von Kotti&amp;Co sind etwas Besonderes. Lärm machen kann jede, Probleme mit Mieten und Wohnraum in Berlin sind in aller Munde, weder Einzelfall noch Privatsache. Kotti&amp;Co hat schon jetzt erreicht, dass sich auf dem Kotti und bei den Lärmdemos überraschend unterschiedliche Menschen mit weit gefächerten Erfahrungen treffen, inne halten, sich austauschen und gemeinsam über die Zukunft nachdenken. Das <a href="http://kottiundco.net/2012/08/03/merhaba-salam-und-schonen-guten-tag/" target="blank">Selbstverständnis von Kotti&amp;Co</a> liest sich wie ein Manifest, das, wie die politische Praxis dort auch, Grenzen der thematischen Zuständigkeiten zwischen stadtpolitischen und antirassistischen Ansätzen verwischt und Lust auf die Zukunft macht.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-tags field-type-taxonomy-term-reference field-label-above"><div class="field-label">Tags:&nbsp;</div><div class="field-items"><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/kottico" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Kotti&amp;Co</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/protest" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Protest</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/berlin" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Berlin</a></div><div class="field-item odd"><a href="/ssoc/en/tags/wohnungsmarkt" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Wohnungsmarkt</a></div><div class="field-item even"><a href="/ssoc/en/tags/rassismus" typeof="skos:Concept" property="rdfs:label skos:prefLabel">Rassismus</a></div></div></div><div class="view view-medialist view-id-medialist view-display-id-entity_view_1 view-dom-id-988517d0e5625b5affc7804fd09d3b1c"> <div class="view-content"> <table class="views-view-grid cols-2"> <tbody> <tr class="row-1 row-first row-last"> <td class="col-1 col-first"> <div class="views-field views-field-field-media-image"> <div class="field-content"><div id="file-148" class="file file-image file-image-jpeg"> <div class="content"> <img typeof="foaf:Image" src="http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/sites/default/files/styles/content680maxwidth/public/IMG_0112.JPG" width="680" height="453" alt="" /> </div> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> </div> </div> Sun, 11 Nov 2012 13:24:43 +0000 sabrina apicella 146 at http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc http://ssoc.teachingthecrisis.net/ssoc/en/node/146#comments