Im September und November 2012 haben sich in Lissabon Hunderttausende von Menschen in Demonstrationen und Streiks gegen die radikalen Sparmaßnahmen der portugiesischen Regierung zur Wehr gesetzt. Während meiner teilnehmenden Beobachtung und der Aufnahme von Protestsounds fiel mir auf, dass affektive Dimensionen in den Anti-Austeritäts-Protesten eine wichtige Rolle zu spielen scheinen. Wie klingen Affekte in Demonstrationen und Streiks, welches Potential setzen sie frei, und was kann eine Reflektion über ihren Klang zur Untersuchung sozialer Bewegungen beitragen? - Dies ist meine aktuelle Fragestellung, die sich daraus entwickelte.
Klangaufnahmen von verschiedenen Protesten und von Interviews mit Aktivist_innen bilden das Datenmaterial dieser Forschung. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Affekte im Protest eine auditiv wahrnehmbare Komponente haben, die sich auch auf die Forscherin und den Forschungsprozess auswirkt. Eine Soundanalyse kann daher einen neuen, nicht nur auf den textlichen Inhalt begrenzten Zugang bieten.