Die Krise berlinert

This blog post is part of the investigation: 

Viel zu schnell ging die Ausstellung in dem project space Errant Bodies (Berlin, Prenzlauer Berg) vorbei. Das Absperrband, die Feldnotizen, die Interview-Transkription und unsere Poster sind abgehängt, der Beamer mitsamt Technik und die Hörstation demontiert.

In diesem Zuge möchte ich mich für die Notizen und Zeichnungen bedanken, die BesucherInnen nach dem Zuhören/Zuschauen hinterlassen haben. Ihnen ist auch die Überschrift dieses Blogeintrages entnommen. Zudem möchte ich meinen Sounds eine erweiterte Beschreibung beifügen. So here we go.

Antirassismus in der Krise

Was passiert, wenn sich die Politiken organisierter linker AntirassistInnen in Berlin plötzlich in einem Kontext weltweiter bis lokaler Krisen wiederfinden?

Die folgenden zwei Sounds wurden in Räumen aufgenommen, die durch antirassistische Proteste temporär geschaffenen, also durch das Handeln verschiedener Menschen (klanglich) gefüllt wurden. Sie bilden einen Ausschnitt antirassistischer Praktiken ab und weisen auf Konflikte hin. Denn der Antirassismus steht in einem konfliktgeladenen Spannungsverhältnis zu Konjunkturen des Rassismus, historischen Ereignissen und zu Formen linker Organisierungen.

Ausgangspunkt meiner Forschung ist, dass in den Sounds antirassistischer Praktiken einerseits eine Krise des Antirassismus selbst und gleichzeitig Krisenphänomene und widerständiges Handeln dagegen hörbar werden.

Der dritte Sound dahingegen plädiert explizierter für eine Diskussion über die Zukunft des Berliner Antirassismus.

 

The Sound of Future in Antiracist Memories. 1'31. Berlin, 13.10.2012

 

Am 13. Oktober 2012 fand in Berlin eine Demonstration in drei Etappen statt.

Sie begann mit dem krisenprotestlerischen Global Noise Day, der anknüpfte an weltweit gleichzeitig stattfindende Proteste der Occupy-Bewegung und somit kreativ für eine Welt jenseits austeritärer Politiken eintrat.

Dieser verband sich dann im weiteren Verlauf mit der Lärmdemo von Kotti&Co, die seit Mai 2012 in Berlin-Kreuzberg den Platz am Kottbusser Tor besetzt halten, um gegen die Kürzung des sozialen Wohnungsbaus, die rassistische Vertreibung und steigenden Mieten Krach zu schlagen.

Die letzte und am stärksten besuchte Etappe bildete der Refugee Protest March, in dem sich Viele den Flüchtlingen anschlossen, die aus ganz Deutschland nach Berlin gekommen sind und einstehen für Bewegungsfreiheit und gegen Abschiebung, gegen die Unterbringung in Lagern, gegen Essenspackete, die Residenzpflicht und die Nicht-Gewährung vom Recht auf Asyl.

Dieser Sound wurde bei einer Zwischenkundgebung vor der Bundesdruckerei aufgenommen.

 

Learning How to Listen to Antiracism, part 2. 1'14. Berlin, 4.11.2012

 

Durch die Demonstration “Das Problem heißt Rassismus – Schluss mit der Vertuschung” wurde an den Skandal erinnert, der trotz zehnfachen rassistischen Mord durch den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) und Verstrickungen mit staatlichen Behörden auf sich warten lässt.

Ich stand zu Anfang der Demonstration, die sich zu formieren begann, hinter dem Fronttransparent.

 

 

Die hier ausgestellten Klänge sollen Fragen aufwerfen, einen Prozess des Zuhörens organisieren und in den Sounds antirassistischer Praktiken Handlungsmöglichkeiten und Utopien hörbar machen.

So auch durch die Klänge eines Berliner Nachtbusses.

 

What Antiracism might learn from a Night Bus. 1'04. Berlin, 31.10.2012.