Krisen sind wichtig für KünstlerInnen.
Das sagt María. Ihre Kunst, der kreative Schaffensprozess, helfe ihr dabei sich mit persönlichen und gesellschaftlichen Krisen jeglicher Art auseinanderzusetzen und diese zu verarbeiten.
Für sie seien Schwierigkeiten und Probleme in ihrem Umfeld sogar notwendig, um kreativ zu werden. Das Leben und Arbeiten in Berlin bezeichnet sie als krisen- und sorgenfrei. Alle Menschen seien „young, good looking and happy“. Daher könne sie auch nicht auf Dauer in Berlin bleiben. Irgendwann werde es wieder Zeit für sie sein, um in ein anderes Land aufzubrechen.
Später in unserem Gespräch sagt sie, dass die Mieten in Berlin immer weiter ansteigen und es für viele KünstlerInnen schwierig werde, sich ein „Künstler-Leben“ in Berlin leisten zu können. Das sei vor einigen Jahren noch nicht so gewesen.
Auch sie kann nicht von ihrer Kunst leben und muss sich ihre Miete über einen anderen Job finanzieren. Ihrer Leidenschaft – Kunst zu machen – kann sie jetzt nur noch abends nachgehen, nachdem sie ihren Job erledigt hat, der sie finanziell absichert. Nach getaner Arbeit macht sie sich somit auf zu ihrer zweiten Arbeit und arbeitet an ihren Ideen in ihrem kleinen Atelierszimmer, das sie sich mit zwei anderen KünstlerInnen teilt. Um sich die Miete leisten zu können.
Von welchen Krisen, Schwierigkeiten und Problemen sprechen wir hier also? Welche Krisen fördern künstlerische Kreativität? Wo bestehen größere Zusammenhänge und wo werden diese als solche wahrgenommen? Was wird schließlich auf subjektiver Ebene als Krise wahrgenommen?
"Für wen ist was eine Krise?"
Demirovic, Dück, Becker, Bader (Hgg.): VielfachKrise im finanzmarktorientierten Kapitalismus, Hamburg 2011, S. 11.
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KünstlerInnen seien immer gleichzeitig auch AktivistInnen, so María. Kunst sei immer von gesellschaftlichen Ereignissen geprägt und daher auch immer ein politisches Statement. Bewusst oder unbewusst. Dem könne sich die Kunst nicht entziehen. Gerade jetzt sei Kunst wichtig, um Zeichen zu setzen und für Veränderungen beizutragen. Diese seien notwendig. Welche konrketen Veränderungen und welche Zeichen werden von María nicht benannt.
"Artists are free." (María)
Kann die Kunst durch ihre freien Ausdruckmittel „die Krise“ anders vermitteln und dort ansetzen, wo andere Formen von Aktivismus und Protesten auf Grenzen stoßen? Wo stößt sie dabei selbst auf Grenzen? Inwiefern kann Kunst zu einer (anderen?) kritischen Wissensproduktion beitragen?
“When I refer to the “political dimension of art”, I don’t necessarily want to point out clichéd attempts to denounce the political system or institutions or to stress efforts to represent realistically the condition of a painful everyday life. On the contrary, I am referring to the critical space created by art that allows an original understanding and interpretation of the politics and human relations. In that sense, art is inscribed in the realm of politics, whether it is clearly oriented towards the investigation of critical social issues or not.”
Syrago, Tsiara: Contemporary Art in times of social crisis (1.4.2011), online unter URL: http://curatorsintl.org/journal/contemporary_art_in_times_of_social_crisis
Ein kurzer Gesprächsausschnitt mit María. Zum Hören. Und Nachdenken.
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