Wie klingt das Lachen in der Krise?
„Kabarett ist die einzige Kunstform, in der man sich alles leisten kann.“ (Richard Rogler)
Mit dieser Freiheit wird das Kabarett zu einem besonderen Ort. Hier treffen Darstellende Kunst auf Politik, und Unterhaltung auf Aufklärung. Hier treffen Bereiche aufeinander, die eigentlich gegensätzlicher nicht sein können: wie passen Entertainment und politische Aufklärung zusammen?
Mit dem Anspruch, gesellschaftskritisch aktuelle Debatten aufzugreifen und in ästhetisch-künstlerischer Form darzustellen, wird die Bühne zum gesellschaftlichen Sprachrohr. In sarkastischer, zynischer, ironischer Weise wird mit spitzer Zunge, aber keineswegs nur hinter vorgehaltener Hand, das Tun der Staatsmänner und –frauen kommentiert.
In Form einer Soundethnographie werden Fragen untersucht, die sich auf der Schnittstelle zwischen Spaß und Ernst bewegen. Eine Grauzone des Humors, so könnte man es auch nennen. Es interessiert insbesondere, welche soziale Funktion (es sei an das Lachen als verbindendes Element erinnert) und welcher Stellenwert dem politisch-satirische Kabarett in Zeiten der Finanzkrise zukommen: was gibt es über die Krise zu lachen? Wie weit darf Satire gehen? Wo hört das Lachen auf? Hat sich das Lachen innerhalb der Krise verändert? Und nicht zuletzt welche Funktion hat das Lachen in der Krise?
In diesem Projekt arbeiten wir mit dem hier ansässigen und über die Grenzen Berlins bekannten Kabarett Distel zusammen. Das derzeit aufgeführte Stück „Blonde Republik Deutschland“ bildet den Kern der Forschung; so wird an mehreren Abenden hintereinander wieder und wieder die Aufführung besucht, und Tonmitschnitte sowie Feldnotizen zum Verhalten und insbesondere Lachen des Publikums gemacht: welche Altersgruppe dominiert? Welche Stellen, Witze, erzielen große Belustigung, welche weniger? Welche Rückschlüsse können hieraus über die Krise gezogen werden? Des Weiteren werden Interviews mit Darstellern und Regisseur sowie Autor geführt.